Ich packe meinen Koffer: Mit einem Schlafsack, Zahnbürste, kurzer Hose, T-Shirt, Pulli, einer Sonnenbrille, Flip Flops, einem Hut und – fährt man auf das Woodstock der Blasmusik – mit meinem Instrument.
Ob Trompete, Querflöte, Tuba, Posaune oder Ziehharmonika: Auf dem Festival, das heuer zum 10. Mal in Ort im Innkreis (Bezirk Ried im Innkreis) in Oberösterreich über die Bühne geht, spielen nämlich nicht nur die eingeladenen Bands auf, auch die Festivalbesucher hauen ordentlich in die Tasten oder blasen ins Mundstück. „Es gibt am Woodstock keine Sekunde, wo nicht ein Instrument erklingt“, heißt es von den Veranstaltern. Noch ist aber etwas Zeit zum Proben, geht das viertägige Event doch erst in knapp einem Monat, am 30. Juni, los.
Die Vorfreude darauf ist groß, denn zwei Jahre lang pausierte das Woodstock der Blasmusik: 2020 fand es aufgrund der geltenden Corona-Bestimmungen „nur“ online statt, 2021 wurde es wegen eines tragischen Verkehrsunfalls, bei dem zwei Mitglieder des Veranstalter-Teams tödlich verunglückt waren, kurzerhand abgesagt. Heuer kann man nun endlich das ersehnte Jubiläum feiern. „Ein Best-of, ein Aufbruch, eine Party, ein freundschaftliches Feiern, Love, Peace & Blasmusik“, soll es werden, lassen die Veranstalter wissen, denn so hätte man auch schon die vergangenen neun Mal die Besucher begeistern können.
Das beweisen auch die guten Zahlen: Insgesamt 60.000 Besucher zählte man an den vier Tagen im Vor-Corona-Jahr 2019. „Ziel ist es, diese wieder zu erreichen. Und wir rechnen auch damit, dass sich das ausgeht“, so die Veranstalter. Derzeit gebe es aber noch Tagestickets sowie Festivalpässe und Unterkünfte zu kaufen beziehungsweise zu buchen (Infos dazu auf woodstockderblasmusik.at).
Die Möglichkeiten, dort zu übernachten, sind vielfältig: Die einen bauen ihr eigenes Zelt am Camping-Platz auf, die anderen kommen mit dem Caravan. Wer es bequem haben möchte, kann sich eine Lodge oder ein bereits aufgebautes Tipi reservieren. Wobei der Platz zum Schlafen bei dem Programm ohnehin wohl reine Nebensache ist.
Denn auf dem insgesamt 60 Hektar großen Gelände sind sechs Bühnen aufgebaut, auf denen heuer 123 Bands ihr Können zum Besten geben. Unter den sogenannten Headlinern, die jeweils ab 19 Uhr auf der Hauptbühne spielen, sind etwa „DeSchoWieda“, „folkshilfe“ und „LaBrassBanda“, die sich bei Blasmusik-Liebhabern – teilweise aber auch schon in den Charts – einen Namen gemacht haben.
Ein Notenheft für jeden
Ein Fixpunkt für viele sind auch die Konzerte des „Woodmasters“, einem namhaften Künstler, der bereits vor dem Festival auserkoren wird. Die Wahl fiel auf Alexander Wurz, der gleich vier Instrumente – Posaune, Tenorhorn, Bariton, Euphonium – beherrscht. Neu ist hingegen das Projekt „Kapelle gefällt mir“. Denn: „Mehr denn je wollen wir das Gemeinsame wieder in den Mittelpunkt stellen“, meint Simon Ertl, der das Festival gründete. Über ein Voting wurden Musiker auserkoren, die nun mit einem Orchester selbst auf der Bühne stehen dürfen.
Höhepunkt des Woodstock der Blasmusik ist aber ein anderer: Traditionell wird sich Samstagmittag zum Gesamtspiel versammelt. 17.000 Musikerinnen und Musiker nahmen 2019 daran teil. „Es werden an alle Notenhefte ausgeteilt.“ Danach werde musiziert. Bis dahin haben die Teilnehmer aber noch etwas Zeit, um zu üben – und Koffer zu packen.
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