Am Donnerstag wurden nicht die Gewehre, sondern die Wanderschuhe ausgepackt. Zur Wanderung auf die Alexanderhütte von Glabischnig. „Wir wollten dem EU-Direktor zeigen, wie die Gegebenheiten bei uns vor Ort wirklich sind“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber, als er mit flottem Schritt vorangeht.
Drei Stunden wandern mit der EU
Drei Stunden dauert die Tour für den EU-Vertreter. In einer Region, mit kleinstrukturierten Almen und vielen Touristen. Bis zu 300 Autos bahnen sich täglich ihren Weg über die Millstätter-Alm-Straße hier herauf. Dann schwärmen die Touristen auf den sanften Wegen aus. Dazwischen Pferde, Kühe – und eben der Wolf.
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Am Schutzstatus will der EU-Vertreter dennoch nicht rütteln. „Es geht nicht darum, dass Brüssel am Schutzstatus festhält, sondern die Politik. Es wäre ein Armutszeugnis, den Wolf auszurotten“, sagt der Mann im weißen Leinenhemd, der zum ersten Mal auf einer österreichischen Alm ist. Wien kenne er.
Und auch die Meinung dort: „Ganz Österreich will ja nicht den Wolf zum Abschuss freigeben, aber offenbar hier sehr viele.“
Seine Lösung? Herdenschutz. Zäune und Hirtenhunde.
Die Antwort: Geht nicht. Gar nicht hier. Nein.
Die Angst des Wanderers vor dem Herdenschutzhund
Auch Tourismusmanager Stefan Brandlehner, der Teil der Wandertruppe ist, sieht dies so: „Herdenschutzhunde verteidigen ihre Herde, wenn die einen Touristen anfallen, wäre dies undenkbar. Es reicht ja schon, wenn ein Wanderer aus Angst vor den großen Hunden umdreht. Und wenn wir Zäune aufstellen, sollen wir die Wanderer dann beten, dass sie drüberkraxeln, oder was?“
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Delgado Rosa hört sich alles an. Dass Bauern geschützt gehörten und nicht der Wolf. Dass sich bei Herdenschutzhunden die Frage stellt, wer haftet, wenn es zum Biss des Wanderers kommt. Dass der Wolf in dieser Kultur nichts verloren hat.
Abwehrverhalten beim Wolf
Oft nickt er, dann sagt er: „Kärnten hat offenbar eine Abwehrhaltung beim Wolf. Aber wir brauchen Konsens. Bei technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Belangen.“
Dann sagt keiner mehr etwas. Denken tun sich viele aber wohl: Brüssel ist weit weg, wir alleine gelassen mit dem Wolf.
Geredet wird bei der Wanderrunde nun über Pflanzen. Die erscheinen unverfänglicher als das Raubtier. 200 verschiedene gibt es auf der Millstätter Alm.
Die Sturheit der Kärntner
Wie es Delgado Rosa mit der Sturheit der Kärntner geht, will man am Rückweg zur Alm wissen? „Ich bin das gewohnt. Ich war in Finnland, in Rumänien, überall war es ähnlich. Aber wir versuchen zu verstehen, wo die Probleme liegen. Dass wir nicht einer Meinung sind, das wusste ich vor meiner Reise.“
Den gemeinsamen Blick am Ende gibt es dann aber doch noch: Auf die Bretteljause vom Franz. Und die finden ausnahmslos alle gut.
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