300 angemeldete Bauern werden in den kommenden drei Tagen darüber sprechen, wie und ob ein Zusammenleben mit den mehr als 70 per DNA nachgewiesenen Wölfen in ganz Österreich möglich ist. In Europa sollen es 25.000 bis 30.000 sein. Zum Vergleich: Zwischen 2009 und 2015 wurden in Österreich noch bis zu sieben Wölfe pro Jahr nachgewiesen.
Ein besonderer Programmpunkt am Mittwoch findet um 16.45 Uhr statt: Die EU gibt ihre Sicht zum Wolf zum Besten. Dass die Positionen von Brüssel und der Bauern beim Wolf extrem weit auseinander klaffen, ist bekannt.
Schutzstatus des Wolfs im Fokus
Kärnten fordert seit Langem, den Schutzstatus des streng geschützten Raubtieres zu senken, in Brüssel sieht man dies gänzlich anders.
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Am Gipfel wird auch der Direktor für Biodiversität der Generaldirektion Umwelt, Humberto Delgado Rosa, teilnehmen. "Wir hätten auch jemanden einladen können, der über den Wolf schimpft. Aber dies bringt uns in der Diskussion nicht weiter. Aus unserer Sicht, ist es der strenge Schutz des Wolfes, der gesenkt gehört. Darum haben wir einen Vertreter aus Brüssel eingeladen", erklärte Josef Obweger, Vorstand der Kärntner Almwirtschaft bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.
"Es ist sehr wichtig, dass ein hoher Beamter aus Brüssel zu uns kommt und sieht, wie Kärntner-Almen und die Menschen ticken", betonte auch Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber. Überreicht wird dem Vertreter aus Brüssel auch ein Papier, das 122 Organisationen unterschrieben haben, in dem eben diese Senkung des Schutzstatus gefordert wird.
Senkung des Schutzstatus und unbürokratische Bejagung
Unterschrieben haben es unter anderem die Kärnten Werbung, mehrere Mitglieder des Landesverband des Alpenvereins Kärnten (ÖAV) oder der Kärntner Gemeindebund. Im Wortlaut heißt es in dem Papier:
"Die zuständigen Stellen der Europäischen Kommission werden aufgefordert, den Schutz von Wölfen - einer laut Weltnaturschutzunion nicht vom Aussterben bedrohten Tierart in Europa - nicht länger höher zu stellen, als den Schutz des ländlichen Raumes (...) und der dort lebenden Bevölkerung."
Keine Bewirtschaftung auf Almen, keine Wanderwege
Warum sich Personen aus dem Alpenverein für einen leichteren Abschuss des Wolfes aussprechen? "In Wahrheit nützen wir alle unsere Almwirtschaft zum Berg gehen", erklärt Peter Angermann, Geschäftsführer des ÖAV Landesverbands Kärnten. Gemeint ist: Sind die Wölfe auf den Almen, treiben die Bauern ihre Tiere nicht mehr auf, die Almen verwachsen und somit verschwinden auch die Wanderwege. "Gibt es keine Almen mehr, gibt es auch keine Wanderwege."
Und Angermann geht noch einen Schritt weiter: "Herdenschutzhunde können zur Gefahr für Wanderer werden, Herdenzäune können Wanderwege unterbrechen - man sieht, der Wolf ist ein Thema, das sehr eng mit dem Alpenverein verbunden ist."
Im Alpenverein selbst, würden nicht alle die Blickweise aus Kärnten teilen. "Es gibt hier ein Stad-Land-Gefälle", sagt Angermann.
Keine Einheitliche Position im Alpenverein
Dies zeigt auch eine Stellungnahme des Vereins mit Hauptsitz in Innsbruck: "Wir als Hauptverein sehen dieses Thema nicht als unsere Kernaufgabe an. Wir kommunizieren Empfehlungen, wie man sich als Wanderer bei Wolfsbegegnungen verhalten kann. Bisher ist es in Österreich zu keinen Zwischenfällen mit Wanderern gekommen", sagt Peter Neuner, Sprecher des Alpenvereins auf KURIER-Nachfrage.
Bejagung macht Wolf scheu
Aus Kärntner-Sicht ist klar: die unkontrollierte Ausbreitung von Wölfen sei nur durch "unbürokratische Bejagung" zu stoppen. "Wir hoffen, dass durch die Bejagung der Wolf auch wieder scheuer wird. Jene fünf Wölfe, die bisher in Kärnten legal abgeschossen wurden, waren alle in Siedlungsnähe", erklärte Landwirtschaftskammer-Präsident Huber.
Zuletzt hatte Kärnten mit der Ankündigung aufhorchen lassen, dass Mischlinge aus Hund und Wolf erfasst und zum Abschuss freigegeben werden sollen. Taucht ein sogenannter Hybrid-Wolf in einem Rudel mit "echten" Wölfen auf, wäre aus Kärntner-Sicht das ganze Rudel zum Abschuss freizugeben.
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