Wo beim Tauchen die Gefahren lauern
Kalkulierbares Risiko oder tödliche Gefahr? Zuletzt sorgten zwei Tauchunfälle mit Todesfolge in Kärnten und Salzburg für Schlagzeilen.
Eine Tauchlehrerin aus Deutschland ist nach einem Unfall im Wolfgangsee in einer Spezialklinik gestorben. Die 74-jährige Frau hatte in rund 30 Metern Tiefe einen medizinischen Notfall erlitten und sich beim Notaufstieg mit ihrem Tauchpartner lebensgefährlich verletzt.
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Einen ähnlichen Fall gab es ein paar Tage später in Kärnten am Millstättersee: Ein 55-Jähriger war zusammen mit einem 48-Jährigen getaucht, als sie ebenfalls einen Notaufstieg durchführten. Dieser führte beim 55-Jährigen zur Bewusstlosigkeit und letztlich zum Tod.
Wie gefährlich ist das Tauchen? Der KURIER hat bei zwei Tauchern der Wasserrettung nachgefragt. Markus Gewolf (37) von der Wasserrettung Salzburg betont, dass es vor allem wichtig sei, die Auftauchzeiten einzuhalten. Denn halten sich Taucher nicht an diese, löst sich der angesammelte Stickstoff im Blut und kann zu Verstopfungen in den Gefäßen führen.
„Fehler passieren auch ab der Sporttauchgrenze von 40 Metern, wenn Taucher zu wenig Erfahrung haben“, berichtet Gerald Berger, Leiter der oberösterreichischen Wasserrettung.
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Der Mensch ist es nicht gewohnt, in einer finsteren Umgebung zu sein, da bekommen manche Panik
Denn ab dieser Grenze sei es nötig, auf Gasmischungen mit reduziertem Sauerstoff zu setzen, da die Pressluft nicht mehr ausreiche. „Da wird es komplizierter, weil man drei bis vier Flaschen braucht und die Atemgemische exakt wechseln muss“, erläutert Berger. „Das ist Hightech-Tauchen.“
Zu schnelles Auftauchen
Doch warum passiert es manchmal, dass Taucher sich nicht an die Vorgaben halten und zu schnell auftauchen? „Der Mensch ist es nicht gewohnt, in einer finsteren und kalten Umgebung zu sein, daher kann es vorkommen, dass Taucher Panik bekommen und dann zu schnell wieder auftauchen wollen“, warnt Gewolf.
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Dessen sollte man sich bewusst sein. „Denn zu schnell zu tief tauchen ist ein Fehler“, sagt Gewolf und erzählt, dass manche zuerst in Südländern im warmen Meer das erste Mal tauchen und dann glauben, in österreichischen Seen erwarte sie das Gleiche.
Doch egal ob im Sommer oder Winter – mehr als vier bis sechs Grad habe das Wasser in tiefen Zonen von österreichischen Seen nicht. Ein falscher Eindruck, das sei ihm wichtig festzuhalten, solle jedoch nicht entstehen, denn „trotz der hohen Anzahl an Tauchgängen passiert wenig“.
Gefahren: Eine gefährliche Stelle am Attersee ist laut Gerald Berger die sogenannte „Schwarze Brücke“, wo es direkt vom Ufer weg auf 130 und 140 Meter in die Tiefe geht. Dort wollen Taucher das „Freischweben“ an der Wand erleben, „das Gefühl, dass es nach unten unbegrenzt weitergeht, ist der Reiz für viele“, sagt Berger.
1.500 Taucher treten am Attersee an einem Sommerwochenende im Schnitt den Weg in die Tiefen des größten österreichischen Sees an.
Das bestätigen auch die Zahlen aus Oberösterreich, wo laut Berger im Schnitt ein Taucher pro Jahr in den vergangenen 15 Jahren im Attersee tödlich verunglückte. 4,7 Tote pro einer Million Tauchgänge gibt es laut Internationalem Netzwerk zur Verbesserung der Sicherheit beim Tauchen. Allerdings appelliert auch Berger an Taucher, sich an die Regeln zu halten.
Kommt es zu Unfällen, sei die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme immer das Einatmen von Sauerstoff in einer Druckkammer eines Krankenhauses. Dass wie von Laien gelegentlich angenommen unter Wasser nur Sauerstoff eingeatmet wird, ist falsch, stellt Gewolf klar: „Taucher atmen Pressluft oder Gasmischungen ein, denn ab einer geringen Tiefe von etwa sieben Metern ist das Einatmen von reinem Sauerstoff tödlich.“
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