Lokalaugenschein. Am Flugplatz Bad Vöslau hat man – offiziell – nichts davon mitbekommen, dass ein mutmaßlicher Milliardenbetrüger südlich von Wien seine Flucht nach Weißrussland angetreten haben soll. Die Mitarbeiter vor Ort wollen nicht mit dem KURIER sprechen, auch Geschäftsführer Gerhard Erschnig möchte sich am Mittwochvormittag nicht äußern und verweist auf den zuständigen Pressesprecher des Flughafens Wien, Peter Kleemann.
Kleemann kann zwar weder bestätigen, dass an besagtem 19. Juni eine Maschine nach Minsk abgehoben hat, noch, dass Marsalek an Bord war, dass es theoretisch möglich wäre, schließt er aber ebenso wenig aus. Demnach würden Privatflüge im Grunde nach demselben Schema wie Linienflüge ablaufen. Der Flugplatz stelle dabei lediglich die Bodeninfrastruktur zur Verfügung. Der Flug werde dann von der Privatperson bei der Bedarfsfluglinie gebucht, welche Flugzeug, Pilot sowie Crew zur Verfügung stellt und außerdem behördliche Schritte wie Grenz- und Passkontrolle vorbereitet.
Behörden zuständigAn dieser Stelle wird es interessant, denn die durchführende Fluglinie in diesem Fall soll Jet X Aviation Services gewesen sein (siehe oben). Deren Geschäftsführer gab sich im KURIER-Gespräch aus Datenschutzgründen verschlossen, betonte aber, dass ein etwaiger Transport an kolportiertem Datum völlig legal gewesen wäre, da nach Marsalek damals nicht gefahndet wurde. Zudem wäre für die Dokumentenkontrolle die Behörde zuständig. Dass man eine Cessna Citation Mustang 510 in der Flotte habe, wurde bestätigt.
Im Flughafencafé „Check In“, von dessen Terrasse man die Landepisten übersieht, treffen einander Flugzeugliebhaber. Dass ein Spitzenmanager auf der Flucht in unmittelbarer Nähe an Bord gegangen sein soll, hören sie zum ersten Mal. Es wäre aber nicht ungewöhnlich, dass Geschäftsleute hier abheben – denkbar sei es also.
Kommentare