Winter ohne Touristen drückte die Zahl der Alpinunfälle massiv
Massentourismus heißt das Phänomen, das Österreichs Skiorten in normalen Wintern die Geschäftsgrundlage beschert. Doch die Corona-Saison 2020/21 war für den Tourismus ein wirtschaftlicher Totalausfall. Die Kehrseite der Medaille: "Das war der beste Skiwinter meines Lebens", sagt ein Innsbrucker, der mit seinen zwei Söhnen über 50 Mal auf der Piste war.
Dort sorgte der Ausfall der Urlauber für ungekannte Bewegungsfreiheiten. Das schlägt sich auch in der Statistik des Kuratoriums für Alpine Sicherheit nieder. Im organisierten Skiraum verunfallten zwischen 1. November und 18. April 703 Personen. Das sind gerade einmal 12 Prozent des 10-Jahres-Mittels von 6.023 Unfallopfern.
88 Prozent waren Österreicher. Der Rest verteilte sich auf andere Länder. In den vergangenen Jahren stellten die Deutschen mit 38 Prozent die größte Unfallgruppe, gefolgt von den Österreichern mit 23 Prozent. Die Zahl der Pistentoten ist mit 6 ebenfalls deutlich niedriger als in einem Durchschnittsjahr, in dem 33 Menschen auf den Pisten sterben.
Mehr Unfälle durch Skitourentrend
Was sich in der Statistik ebenfalls auswirkt, ist der starke Trend zum Skitourengeher. Der wurde auch dadurch befeuert, dass die Lifte aufgrund der Lockdown-Bestimmungen erst am 24. Dezember unter Auflagen aufsperren durften.
„In der vergangenen Winterperiode konnte beobachtet werden, dass viele Bergsportler von Skigebieten in die Tourengebiete ausgewichen sind", sagt Hans Ebner, Leiter der Alpinpolizei.
Insgesamt verunfallten 652 Wintersportler beim Tourengehen. Das ist eine klare Steigerung im Vergleich zum langjährigen Schnitt von 495 Verunfallten. Die Zahl der Todesfälle blieb hingegen nahezu unverändert. 18 waren es in der abgelaufenen Saison, 19 ist der 10-Jahres-Schnitt. Zwölf kamen unter Lawinen zu Tode.
Weniger Lawinenopfer
"Die Zahl der Lawinenopfer war niedriger als im vorangegangenen Jahr und relativ deutlich unter dem langjährigen Schnitt. Die durch den Lockdown viel geringere Anzahl von Variantenfahrern (Anmerkung: Skifahrer die mit dem Lift auf den Berg kommen und dort abseits der Piste fahren) dieses Winters ist ein Grund dafür", sagt Ebner.
Aus den vergangenen Jahren, wisse man aber auch, "dass eine geringere Zahl an Lawinentoten weniger mit dem geänderten Verhalten der Tourengeher zu tun hat, sondern mehr mit den Witterungsverhältnissen und dem Schneedeckaufbau.“ Und der war im vergangenen Winter über weite Strecken sehr gut.
Große Schneemengen dämpfen in der Regel auch die Zahl der Toten auf den Pisten, da die Sturzräume gewissermaßen gepolstert sind.
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