Wiener „Montmartre“ wird endlich zur Fußgängerzone
Eine lange Debatte ist der Neugestaltung der Servitengasse im 9. Bezirk vorausgegangen. Beschlossen wurde der Umbau im November 2021. Den Start der Neugestaltung erwartete man sich im Herbst 2022. „Budget, Planungen, Sitzungen und Corona haben für eine Verspätung gesorgt“, sagt dazu Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ).
Jetzt steht fest: Für 1,6 Millionen Euro werden elf neue Bäume gepflanzt und Freiräume geschaffen, Parkplätze entfallen, einen Trinkbrunnen soll es geben und in der Grünentorgasse wird ein Wasserspiel aufgebaut. Das Motto sei in der Stadt weiterhin „Raus aus dem Asphalt “, sagte dazu Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ), die mit der Bezirksvorsteherin am Montag den ab Mai startenden Umbau präsentierte. Dabei wird der Kernbereich der Servitengasse auf Höhe Grünentorgasse zur Fußgängerzone, die Servitengasse zwischen Grünentorgasse und Pramergasse zur Wohnstraße gemacht. Radfahren ist weiterhin erlaubt. Die Fußgängerzone in der Servitengasse wird an die Wohnstraße in der Grünentorgasse anschließen, wobei die Grünentorgasse zwischen Servitengasse und Müllnergasse 19–19B von der Wohnstraße zur Fußgängerzone wird.
Gehsteige werden niveaugleich mit der Straße ausgestaltet. Parkplätze werden entfallen. Wenn aber auch manche die pittoreske Gegend um die Servitenkirche „das kleine Paris“ oder „das Montmartre von Wien“ nennen, so ist die Geschichte des Ortes düster.
Gedenk-Allee entsteht
„Das Schlüssel-Mahnmal erinnert daran, vor manchen Häusern stehen außerdem Stelen, die an die Geschichten der vielen vertriebenen und ermordeten jüdischen Bewohner erinnern“, sagt dazu Bezirksvorsteher-Stellvertreter Christian Sapetschnig (SPÖ). Man kennt die Geschichten sehr gut, auch weil der Verein Servitengasse 1938 aktiv ist und viel darüber forschte. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen der Agenda Alsergrund will man im Zuge der Neugestaltung eine Gedenkallee in der nördlichen Servitengasse errichten.
„Anstatt Parkplätzen wird dort Ende 2023 ein Kunstwerk stehen, eine Art Tisch mit Inschriften“, verrät Sapetschnig. Im Servitenviertel gab es nach 1938 viele „Sammelwohnungen“.
Dort lebten Juden und Jüdinnen auf engsten Raum, bereits größtenteils ihres Vermögens beraubt. Nur wenige schafften noch die Flucht ins Ausland, bevor sie in ein KZ deportiert wurden. 1942 galten die meisten Wiener Miethäuser als „judenrein“.
Kommentare