Wiener Goldgräber erstochen: Beharrliches Schweigen der Behörden

Wiener Goldgräber erstochen: Beharrliches Schweigen der Behörden
Auch drei Jahre später ist noch immer unklar, ob der Täter im Senegal jemals gefasst wurde

Der Wiener Wilhelm Klinger liebte das Leben. Der Geschäftsmann war technischer Leiter einer Goldmine in Afrika. Mit 52 Jahren beschloss er: Es reicht. Klinger wollte sich in Kuba zur Ruhe setzen. Doch am 6. Februar 2016 wurde er in seiner Wohnung in Dakar, Senegal, erstochen. Auf der Flucht tötete der Mörder auch noch einen Nachbarn, der ihm zu Hilfe eilen wollte.

Seit fast drei Jahren warten die Angehörigen des Österreichers auf Antworten. Denn ob der Mörder je gefasst und verurteilt wurde, ist unklar. „Es gibt Gerüchte, dass der Täter längst wieder frei ist“, sagt der (emeritierte) Rechtsanwalt Friedrich Knöbl, der die Hinterbliebenen vertritt.

Nicht einmischen

Auf vielen Wegen hat er mit der Familie versucht, eine entsprechende Auskunft zu erlangen. Die österreichische Botschaft in Dakar konnte zwar bestätigen, dass ein Verdächtiger festgenommen worden war. Ob es zu einer Verurteilung kam, ließ sich aber nicht eruieren. Auf eine „Verbalnote“ reagierten die senegalesischen Behörden nicht. Es handle sich um eine inner-senegalesische Angelegenheit, in die sich Österreich nicht einmischen dürfe, teilte man den Verwandten mit.

Das österreichische Justizministerium bedauerte – man sei nicht zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens befugt. Die Volksanwaltschaft verwies auf das Parlament. Die Staatsanwaltschaft Wien stellte das Verfahren ein.

Jetzt setzen Knöbl und die Angehörigen ihre Hoffnungen in Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Denn: „Es ist grotesk. Wird ein Österreicher im Ausland gefoltert oder vergewaltigt, sind die österreichischen sehr wohl auch zuständig. Stirbt ein Österreicher, hört sich die Zuständigkeit ganz plötzlich auf. Um einen toten Österreicher kümmert sich keiner“, sagt Knöbl. „Dabei geht es nur darum, eine Auskunft zu erhalten. Das muss man doch ändern können.“

Auch der KURIER stellte eine entsprechende Anfrage an die senegalesische Botschaft in Berlin. Antwort: Derartige Auskünfte könnten nicht am Telefon erteilt werden. Es würden täglich zu viele eMails kommen. Deshalb möge man bitte einen Brief schicken.

Ein Freund des Mordopfers flog sogar zwei Mal nach Dakar, um auf eigene Faust zu recherchieren. Er stieß auf eine Mauer des Schweigens. „In den senegalesischen Medien ist nur winzig über den Doppelmord berichtet worden. Beide Opfer waren Ausländer, anscheinend war das den dortigen Behörden sehr unangenehm. Ich vermute, sie wollten nicht, dass der Fall bekannt wird“, mutmaßt der Rechtsanwalt.

Wiener Goldgräber erstochen: Beharrliches Schweigen der Behörden

Klinger gehörten fünf Prozent der Goldmine im Senegal

Die Goldmine, für die Klinger tätig war und an der er auch fünf Prozent hielt, sollte verkauft werden. 300 Millionen Dollar war sie wert. Klinger war mit einem Miteigentümer im Clinch, verdächtige ihn, in die eigene Tasche zu wirtschaften.

Am 6. Februar 2016 bekam der Österreicher noch von zwei Männern Besuch in seiner (bewachten) Wohnung. Einer soll Klinger dann mit zwölf Messerstichen getötet haben. Der Gärtner des Österreichers beobachtete die Tat – er hatte sich im Badezimmer versteckt und die Polizei alarmiert.

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