Wiedereröffnung der Skilifte: Ohne Schutzmaske in der Gondel
Der Parkplatz am Kaunertaler Gletscher in 2.750 Metern Höhe ist am frühen Freitagmorgen bereits bestens gefüllt. Das Tiroler Skigebiet im Ischgl-Bezirk Landeck nutzt die Möglichkeit, Seilbahnen wieder in Betrieb nehmen zu dürfen, um bis 7. Juni noch einmal einige Pisten für Skifahrer zu öffnen.
Für die geht es mit der Gondel der Falginjochbahn auf 3.113 Metern Höhe. Maske oder Schal vor Mund und Nase trägt dabei – entgegen der Auflagen analog zu den Öffis – so gut wie keiner der rund 20 Wintersportler in der Kabine. Der Liftwart selbst hat ein Schutzschild vor dem Gesicht. Mahnende Worte findet er keine.
„Wir sind sehr bemüht, dass alle einen Mund-Nasen-Schutz aufhaben“, versichert Daniel Frizzi, Sprecher der Gletscherbahnen, darauf angesprochen. „Wir können nicht mehr, als hinweisen“, sagt er. Das habe das Personal auch getan, als er selbst mehrfach mit der Bahn gefahren sei. Beim KURIER-Lokalaugenschein jedenfalls nicht.
Dass der Kaunertaler – und auch der Hintertuxer Gletscher im Zillertal – nach all den Berichten über die Coronavirus-Ausbreitung in Tirols Skiorten noch einmal die Skilifte anwerfen, hat durchaus auch für kritische Stimmen gesorgt.
Bei den Wintersportlern am Kaunertaler Gletscher ist am ersten Lifttag nach dem vorzeitigen Saisonaus Mitte März aber die Begeisterung darüber, noch einmal Schwünge in den Schnee ziehen zu können, groß. „Wenn der Snowpark noch einmal aufgeht, muss man rauf“, sagt etwa Franziska Keller. Die 19-jährige Snowboarderin ist bereits am Donnerstag extra aus Graz angereist und hat sich für vier Tage in einer Pension im Kaunertal eingemietet.
Die junge Steirerin, die im Herbst als Studentin nach Innsbruck - "in die Berge" - ziehen möchte, strahlt über das ganze Gesicht. Markus Sojer ist die Vorfreude auch deutlich anzusehen: „Ich lasse mir von Corona das Skifahren nicht nehmen", sagt er.
Rund zwei Stunden Fahrt vom Tiroler Außerfern bis ins Skigebiet liegen hinter ihm. "Für mich war klar: Wenn nur ein Lift aufsperrt, dann fahre ich“, erklärt er.
Eine Gondelbahn und zwei Schlepplifte sind in Betrieb. Die Pisten präsentieren sich knackig und mit einer leichten Neuschneeauflage der vergangenen Nacht. Und wie auf Bestellung lichtet sich der zunächst bewölkte Himmel entgegen den Prognosen. Die Temperaturen drehen ins Plus.
Unter strahlendem Blau flitzen Skirennläufer im Training über die Hänge. Es sind aber auch viele gekommen, die Saisontickets für Skigebietesverbünde haben.
Sandro Wolf ist einer von ihnen. Mit seinen beiden Kindern ist er von Pettneu am Arlberg - einer in der Krise ebenfalls vom Coronavirus stark betroffenen Region - ins Kaunertal gefahren. "Die Skisaison war zu früh zu Ende", beklagt der Familienvater.
Dass die Skilifte hier noch einmal aufsperren, begrüßt er und findet nicht, dass damit ein falsches Signal des Tiroler Tourismus nach all den Debatten gesendet werden könnte: "Wenn die Kinos ausperren, weiß ich nicht, was auf 3000 Metern noch sein soll."
Tochter Nele (6 Jahre) hat jedenfalls sichtlich ihren Spaß an dem Ausflug.
Im einstigen Corona-Hotspot Tirol, hat sich die Lage in den vergangenen Wochen nahezu normalisiert. In ganz Tirol gibt es aktuell nur noch 22 Covid-19-Infizierte.
Dass es die Kaunertaler Gletscherbahnen ausgerechnet am ersten Tag der Wiedereröffnung mit den Hygienevorschriften nicht so genau nehmen, macht dennoch keinen schlanken Fuß. Pressesprecher Frizzi gelobt jedoch Besserung: "Wir werden dahinter sein."
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