Comeback der Maskenpflicht steht unmittelbar bevor
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) will in den nächsten Tagen über eine Rückkehr der FFP2-Maskenpflicht entscheiden. "Die Empfehlung der Gecko lautet derzeit, die Einführung der FFP2-Maskenpflicht in bestimmten Bereichen in Erwägung zu ziehen", erklärt Rauch in der Presse.
"Wir werden die Situation daher noch einige Tage beobachten." Wenn man die derzeitige Entwicklung weiter habe, "kommen wir zu dem Punkt, an dem wir handeln müssen", meint der Minister. Zunächst würde die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und im Lebensmitteleinzelhandel eingeführt, dann möglicherweise in öffentlichen Innenräumen.
Die Gecko-Taskforce rät unterdessen auch, das Corona-Testangebot in Anspruch zu nehmen. Das Gremium betonte am Freitag erneut die Wichtigkeit der Corona-Schutzimpfung und der Covid-19-Medikamente. "Beide leisten einen wesentlichen Beitrag zum Schutz vor schweren Verläufen."
Kritik vom Patientenanwalt
Der Minister hatte zuletzt in der ZiB2 noch betont, eine Wiedereinführung der Maskenpflicht werde erst kommen, wenn die Situation in den Krankenhäusern "eskaliert, bedrohlich wird, ein Notstand eintritt".
Das hatte ihn scharfe Kritik eingebracht, unter anderem von Wiens Patientenanwalt Gerald Jelinek. "Das halte ich für eine zu optimistische Sicht der Dinge", so Jelinek zum KURIER.
Er fordert, dass die Maskenpflicht sukzessiv in diversen Bereichen wiedereingeführt wird, etwa an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen. Es gehe nicht nur um die Vermeidung hoher Belegszahlen in den Spitälern, sondern auch darum, zu verhindern, dass eine große Zahl des dortigen Personals infektionsbedingt ausfalle. Eine Maskenpflicht sei das beste Gegenmittel. Sie schütze sehr effektiv und die Bevölkerung habe sich an sie bereits gewöhnt.
Negativ-Rekord
Dass der Minister nur wenige Tage nach seinen umstrittenen Aussagen einlenkt, verwundert wenig, wenn man auf die aktuellen Eckdaten des Pandemiegeschehens blickt:
Bei der 7-Tage-Inzidenz steht Österreich mit 1.048 als Gesamtes im europäischen Vergleich am schlechtesten da, einzelne Bundesländer toppen diese Werte gar noch: Tirol weist aktuell eine Inzidenz von 1.230 auf, Oberösterreich 1.216 – das ist mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland oder drei Mal mehr als in Italien.
Diese Zahlen mit früheren Covid-Phasen zu vergleichen, ist freilich schwierig. Denn das Massentesten wurde in Österreich beendet – damit ist die Dunkelziffer wesentlich höher, als das früher der Fall war. Einen Hinweis darauf, wie sich die Lage entwickelt, geben die Fallzahlen aber nach wie vor.
Was den Bundesländer-Vergleich betrifft, hat Tirols Corona-Einsatzleiter Elmar Rizzoli keine Hinweise auf die Gründe für die aktuell hohen Zahlen und spricht von den üblichen "Wellenbewegungen". In Bezug auf die Inzidenzen sei über Monate hinweg Wien "das schlechteste Bundesland" gewesen. "Aber im Pandemieverlauf ist die reine Inzidenz nicht mehr das entscheidende", sagt Rizzoli. Vielmehr müsse man schauen, "was sind die Auswirkungen". Allen voran die Belagszahlen und Personalausfälle in Spitälern. Und hier zeigt sich Rizzoli entspannt: "Tirol hat derzeit hinter Vorarlberg das geringste Systemrisiko und ist im Gegensatz zu anderen Bundesländern auf der Corona-Ampel nicht orange, sondern gelb."
Vergleich schwierig
Inzidenz-Vergleiche mit anderen Staaten hält er nicht für zulässig, zu unterschiedlich seien die Testregime. Anders als im Herbst 2021 hat Österreich es nun nicht mit der Delta-Variante zu tun, sondern mit Omikron, das die Lunge weniger stark attackiert. Auf Normalstationen sind aktuell etwa die Hälfte der infizierten Patienten nicht wegen Covid dort, sondern sie wurden im Spital positiv getestet.
Hohe Dunkelziffer
Ungeachtet dessen ist der Aufwand für das Krankenhauspersonal bei der Behandlung dieser Patienten wesentlich höher. Je stärker die Welle, umso höher ist zudem die Gefahr von Personalausfällen. Wie stark die Welle ist, lässt sich am besten im Abwasser ablesen. Hier haben sowohl Tirol wie auch Oberösterreich flächendeckende Corona-Monitorings. Laut diesen Daten gibt es in beiden Bundesländern drei bis vier Mal so viele Infizierte wie positiv Getestete.
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