Corona: Herbstwelle schlägt in Spitälern durch
Binnen einer Woche plus 42 Prozent, binnen eines Monats gerechnet sogar ein Zuwachs von 129 Prozent: Die Anzahl der Covid-Patienten in den Spitälern steigt weiter sprunghaft an. Am Donnerstag wurden bereits 2.116 Betroffene stationär behandelt – um 131 Patienten mehr als am Mittwoch. 100 Menschen sind so schwer an Covid-19 erkrankt, dass sie auf Intensivstationen liegen – um 20 Mehr als einen Tag zuvor.
Die Neuinfektionen bleiben – bei niedriger Testrate – konstant hoch. Am Donnerstag wurden 14.233 neue positive Fälle innerhalb von 24 Stunden gemeldet.
Die Herbstwelle ist endgültig in den Krankenhäusern aufgeschlagen. Doch anders als in den Corona-Wellen zuvor sind die Normalstationen belastet, nicht die Intensivstationen. Die meisten Gegenmaßnahmen wurden aber stets an die Überlastung der Intensivstationen geknüpft – wie etwa die längst in Vergessenheit geratene 2-G-Regel beim Friseur oder im Gasthaus, eingeführt am 8. November 2021: Damals gab es weniger Spitalspatienten als jetzt, 2.002 nämlich.
Verdrängt
Der Anstieg an Neuinfektionen sowie die Spitalauslastung führen zu mehr Interesse an der Auffrischungsimpfung, also der vierten Dosis. „Über den Sommer haben viele Corona verdrängt. Aber jetzt hören wieder alle im eigenen Umfeld von Infektionen“, vermutet Petra Gebhard, Impfkoordinatorin in Vorarlberg, einen Faktor hinter dem gesteigerten Interesse. Das sieht sie aber vor allem in der Verfügbarkeit der angepassten Impfstoffe begründet.
Rund 2.000 Menschen lassen sich derzeit wöchentlich im Ländle impfen. Das ist markant mehr als noch vor zwei Wochen, als noch kein angepasster Impfstoff verfügbar war. „Die Anmeldezahlen haben sich fast verdoppelt, seit BA.4/5 verimpft wird“, rechnet Gebhard vor. Sie glaubt deshalb, „dass der Großteil auf den angepassten Impfstoff gewartet hat“.
In der Steiermark ist das nicht anders. Gab es vor Auslieferung des adaptierten Vakzins durchschnittlich 1.000 Impfungen pro Tag, waren es vergangenen Freitag rund 3.800, am Dienstag bereits 4.300, berichtet das steirische Pandemiemanagement. „Damit ist eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorwochen erkennbar“, hieß es. „Es könnte sein, dass die Leute wirklich auf diese Impfstoffe gewartet haben.“
Verdoppelt
In Tirol wird seit Verfügbarkeit der Variantenimpfstoffe ebenfalls eine deutliche höhere Nachfrage nach Auffrischungsimpfungen registriert. Allein 5.000 waren es vergangene Woche, im September nur 2.000 bis 3.500 pro Woche, heißt es vom Land. In Kärnten hat sich die Zahl der Impfungen verdoppelt: Vergangene Woche gab es rund 5.300, die Woche zuvor waren es 2.600.
Die Impfbereitschaft steigt auch in Salzburg, seit der variantenangepasste Impfstoff vorhanden ist, bestätigt Impfkoordinator Rainer Pusch. Allerdings: Erstimpfungen – das zeigen die österreichweiten Zahlen – sind weiter rar: Von rund 100.000 Impfungen, die binnen einer Woche verabreicht wurden, waren 90 Prozent Auffrischungsimpfungen.
Angesichts der Corona-Welle raten Experten zusätzlich zur Rückkehr der FFP2-Maske. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, auch wenn wir uns das alle sehr wünschen“, mahnt Edgar Wutscher, Vizepräsident der österreichischen Ärztekammer. „Wir alle müssen jetzt Maßnahmen ergreifen, damit die Lage nicht außer Kontrolle gerät.“
Das Abwassermonitoring zeigt zudem: Die Zahl der infizierten Menschen dürfte zwei bis drei Mal höher sein, als es die nachgewiesenen Fälle vermuten lassen.
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