Wie Salzburgs Frauenhäuser nun neu aufgestellt werden

landesrätin Klambauer (M.) mit den Geschäftsführern Jochen Höfferer (Jugend am Werk, l.) und Gabriele Rechberger (Viele, r.).
Die neuen Betreiber der Frauenhäuser starten im Juli mit verändertem Konzept mit Schutzwohnungen und ambulanter Betreuung.

Seit gut einem Jahr stehen die Salzburger Frauenhäuser dort, wo sensible Schutzeinrichtungen für von Gewalt bedrohte Frauen nicht stehen sollen: im Fokus der Öffentlichkeit. Nun ist die Neuausschreibung abgeschlossen, die neuen Betreiber stehen fest und wurden vorgestellt. Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen zur Neuaufstellung der Frauenhäuser durch Neos-Frauenlandesrätin Andrea Klambauer.

Wer hat die Neuausschreibung gewonnen?

Eine Bietergemeinschaft aus dem Verein für interkulturellen Ansatz in Erziehung, Lernen und Entwicklung (Viele) und Jugend am Werk Salzburg. Die beiden Bewerber haben sich gegen vier Mitbewerber durchgesetzt. Die Fördervereinbarung läuft nun statt einem Jahr drei Jahre, das jährliche Budget bleibt mit 1,6 Millionen Euro gleich. Der Vertrag läuft ab Anfang Juli.

Wie sieht das neue Konzept aus?

„Es ist keine Betriebsübernahme, sondern eine Neuaufstellung“, sagt Viele-Geschäftsführerin Gabriele Rechberger. Statt zwei Frauenhäusern in Salzburg und Hallein wird es 32 Plätze im Frauenhaus Salzburg und in Schutzwohnungen an acht Standorten in allen Bezirken geben. Dazu kommen fünf Plätze im bereits bestehenden Frauenhaus Pinzgau.

„Unser Konzept leistet ein umfangreiches stationäres wie auch ambulantes Betreuungsangebot“, erklärt Rechberger. „Bei einem hohen Gefährdungspotenzial ist eine stationäre Betreuung unumgänglich. Aber nicht alle Frauen haben das gleiche Schutzniveau. Umso wichtiger ist ein flexibles Angebot, das sich an den Bedürfnissen der Frauen und nicht an den Gegebenheiten der Einrichtungen orientiert.“ Der Betreuungsbedarf wird bei jedem Fall individuell geklärt.

Was zeichnet die neuen Betreiber aus?

Der Verein Viele arbeitet seit 32 Jahren mit Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte. „Der Hauptteil unserer Beratungen bezieht sich auf das Thema innerfamiliärer Gewalt“, erklärt Rechberger. Laut dem Land haben drei Viertel aller Gewaltopfer, die in Frauenhäusern Zuflucht suchen, eine nicht-österreichische Staatsbürgerschaft. Jugend am Werk hat seine Schwerpunkte in der Kinder- und Jugendarbeit und in der Opferschutz-orientierten Täterarbeit und wird sich um die administrativen Belange kümmern.

Was passiert mit den bisherigen Frauenhäusern?

Die konkreten Betriebe werden nicht übernommen. Das Frauenhaus Hallein wird aufgelassen, der Standort wird „aufgrund baulicher Mängel und fehlender Sicherheitsstandards nicht fortgeführt“, wie es vonseiten des Landes heißt. Das Frauenhaus Salzburg wird von den neuen Betreibern auf demselben Standort weitergeführt.

Und was passiert mit deren Mitarbeiterinnen?

Sie werden nicht automatisch übernommen. Es werden aber von den neuen Betreibern noch Mitarbeiterinnen gesucht. Das Team wird – nicht nur aufgrund des veränderten Konzepts – aber anders aussehen. „Ein Teil unseres bestehenden Teams wird in den Frauenhäusern mitarbeiten“, sagt Rechberger.

Was sagen die Kritiker der Ausschreibung?

Mit Kritik an den Gewinnern der Ausschreibung halten sich selbst die größten Kritiker an der Neuausschreibung, SPÖ und FPÖ im Landtag, zurück. Lediglich die fehlende Expertise und Erfahrung im Frauenhaus-Management bemängeln beide Oppositionsparteien. „Ich wünsche ihnen viel Glück, das Konzept kann ich nicht beurteilen“, sagte SPÖ-Frauensprecherin Karin Dollinger. Zum Verfahren generell sagt sie: „Die ganze Ausschreibung ist entbehrlich. Das hätte man anders lösen können.“

Gibt es nach dem Wirbel eine konfliktfreie Übergabe?

Die neuen Betreiber sind davon überzeugt. „Unser Interesse ist genau das gleiche wie das der bisherigen Betreiber. Wir werden sicher zu einer guten Lösung kommen, da habe ich keine Bedenken“, sagt Rechberger vom Verein Viele.

Kommentare