Wie man Straßenhunden am besten helfen kann

Wie man Straßenhunden am besten helfen kann
Experten raten davon ab, Tiere direkt von der Straße zu adoptieren. Nicht alle entwurzelten Freigeister werden im Wohlstand glücklich. Worauf es wirklich ankommt.

Der Urlaubsflirt scheint die große Liebe. Gleichzeitig anhänglich und wild erobert er das Herz im Sturm. Keine Frage, der Streuner braucht Hilfe. Am besten, er kommt sofort mit nach Hause.

Experten raten davon ab, Straßenhunde oder -katzen auf der Stelle zu adoptieren. Zum einen ist der Alltag daheim kein Ferienparadies. Zum anderen verbessert die Rettung des Einzelnen nicht die missliche Lage der Vielen vor Ort. Wer Gutes tun will, überlegt in Ruhe, ob ein entwurzelter Freigeist die richtige Wahl ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Streuner glücklich zu machen.

Impfstatus, Mindestalter

„Nehmen Sie Tiere auf keinen Fall einfach so mit, denn hier verstößt man in den meisten Fällen gegen gültige Gesetze“, warnt Tierschutz Austria und führt als Beispiele den geforderten Impfstatus oder ein gewisses Mindestalter an. Dazu kommt, dass nicht jedes frei laufende Tier tatsächlich herrenlos ist. So mancher Streuner wird auch ohne Besitzer versorgt. Hotelangestellte oder Einheimische aus der Nachbarschaft wissen am ehesten, ob Hund oder Katze tatsächlich ein neues Heim braucht.

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Dabei ist die legale Einfuhr streng reglementiert. „Tiere müssen durch einen Mikrochip gekennzeichnet sein, benötigen eine gültige Tollwutimpfung und eine Gesundheitsbescheinigung“, hebt das Bundesministerium für Finanzen hervor. Darüber hinaus müssen Hunde und Katzen bei der Einreise aus einem Nicht-EU-Land beim Zoll angemeldet sein. Fehlen Dokumente, kann Quarantäne verhängt werden. Es gilt, das Einschleppen von Krankheiten zu verhindern. Veterinärrecht wird auch schlagend, wenn ein Tier illegal importiert wird. Der örtlich zuständige Amtstierarzt kann nicht nur die Abnahme anordnen, sondern auch die Euthanasie; eine Qual für Mensch und Tier.

Seriöse Organisationen

So weit darf es nicht kommen. Tierschützer in Österreich helfen mitunter, Vierbeiner sicher ins Land zu bringen. In der Regel versuchen die meist privaten Vereine aber, ihre eigenen Schützlinge – sie stammen oft aus Einrichtungen in Kroatien, Ungarn oder Rumänien – zu vermitteln. „Seriöse Organisationen holen den Vierbeiner erst her, wenn er bereits vergeben ist“, betont KURIER-Tiercoach Katharina Reitl. Nur so stehen die Chancen für den Streuner gut, nicht wieder abgeschoben zu werden.

Den passenden Platz zu finden, ist eine Herausforderung. Die Vorgeschichte des Vierbeiners ist selten bekannt. Außerdem fällt es den Freigeistern nicht immer leicht, sich an das geregelte Leben unter Dach anzupassen. Das Rudel fehlt, Auslauf rund um die Uhr ist nicht mehr möglich. Auch der Lärm und die Gefahren der Großstadt sind gewöhnungsbedürftig. Nicht alle werden im Wohlstand glücklich.

Vorbereitung mit Fingerspitzengefühl

„Wir vergeben als behördliche Institution ausgesetzte, entlaufene oder abgenommene Tiere“, erklärt Anna Putz vom TierQuarTier Wien. Die Adoption wird hier mit genauso viel Fingerspitzengefühl vorbereitet wie bei verantwortungsvollen Schutzeinrichtungen, die ihre Vierbeiner aus dem Ausland retten wollen.

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Ein Fragebogen klärt zunächst die Vorlieben, Erwartungen und Möglichkeiten des künftigen Halters. Weder die Wohnsituation, noch ein höheres Alter oder eine Vollzeitbeschäftigung sind prinzipiell Grund für eine Ablehnung. Vielmehr geht es um die optimale Team-Bildung. Das Angebot an Tieren ist freilich begrenzt. „Mit den Informationen aus dem Fragebogen treffen wir eine Vorauswahl, dann folgt das Kennenlernen“, beschreibt Putz das Prozedere. Nur drei Prozent der vermittelten Vierbeiner kommen hier wieder zurück. Die Tierschützerin schließt: „Egal, wo es zur Adoption kommt, es muss vorher gut überlegt sein, ob das Haustier ein langfristiger Wunsch ist oder nur eine temporäre Gefühlslage.“ Schließlich soll jeder Streuner ein schönes Leben haben.

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