Wie lange Österreich noch impfen muss
Vor fast genau zwei Monaten, am 27. Dezember 2020, wurden die ersten Impfdosen in Österreich verabreicht. Seit diesem Tag hat Österreich im Schnitt pro Tag 9.240 Dosen verimpft.
Das Impftempo und die teils geringe Zahl der Impfdosen die Österreich bisher bekommen hat, sind immer wieder Gegenstand der Kritik. Der KURIER hat sich angesehen, wie lange Österreich mit der aktuellen Geschwindigkeit noch braucht, bis alle Menschen die geimpft werden wollen auch tatsächlich ihre beiden Dosen bekommen haben.
582.135 Menschen wurden mit Stand Freitag, 26. Februar laut Eintragung im e-Impfpass bereits geimpft.
Laut Gesundheitsministerium zählen 7,75 Millionen Österreicher (über 16 Jahren) zur impfbaren Bevölkerung. Das wären 87 Prozent der Gesamtbevölkerung. Da jeder Österreicher und jede Österreicherin zwei Impfdosen bekommt, braucht es dementsprechend 15,5 Millionen Impfdosen. Soviel zur Ausgangslage.
Wie eine OGM-Umfrage im Auftrag des KURIER ergeben hat, wollen sich 54 Prozent der Österreicher impfen lassen. Das wären knapp 4,2 Millionen Österreicher der impfbaren Bevölkerung, bedeutet also 8,4 Millionen Impfdosen.
Da Österreich aktuell nur etwa durchschnittlich 9.240 Impfungen schafft, wären mit diesem Tempo erst Ende August 2023 alle impfinteressierten Österreicher tatsächlich mit beiden Dosen geimpft.
Viele Variablen
Natürlich handelt es sich dabei um einen rein statistischen Wert, denn in dieser Rechnung gibt es auch zahlreiche Variablen, die sich sowohl positiv als auch negativ auf die Dauer auswirken können.
- Positiv: Mit Fortdauer der Entwicklung neuer Impfstoffe, sollte es möglich sein, dass Österreich schneller an mehr Impfstoff kommt. Mehr Impfdosen bedeutet auch zeitgleich, dass der Impfplan Österreichs positiver beeinflusst wird. Die Zulassung neuer Impfstoffe wie jener von Johnson & Johnson oder aber auch der russische Impfstoff Sputnik V beeinflusst die Schnelligkeit ebenfalls positiv. Zudem braucht es vom Johnson & Johnson Impfstoff nur eine Dosis, nicht zwei.
- Negativ: Wenn sich mehr Österreich impfen lassen wollen, als bisher angenommen, wird auch die Zahl der benötigten Impfdosen höher. Das würde den Zeitplan wiederum nach hinten verlagern. Doch auch daran gibt es etwas positives, denn dadurch wären mehr Menschen in Österreich geimpft, was der Herdenimmunität zuträglich ist.
Die große Unbekannte sind die Virus-Varianten. Bisher gab es sowohl bei der südafrikanischen, als auch bei der britischen und bei der brasilianischen Variante positive Meldungen, dass einer oder mehrere der bekannten Impfstoffe auch gegen die Varianten wirksam sind.
Wenn es allerdings zu einer Variante kommt, die gegen die bekannten Impfstoffe immun ist, so wird auch der bisherige Impfplan über den Haufen geworfen.
"Werden uns jedes Jahr impfen lassen müssen"
Wie ÖGK-Chef Andreas Krauter kürzlich in einem KURIER-Bericht erklärte, wird die "neue Normalität" wohl darauf hinauslaufen, dass die Corona-Impfung zum jährlichen Ereignis wird. Ähnlich wie bei der Grippe-Impfung rechnet Krauter damit, dass man künftig pro Jahr 18 Millionen Impfdosen in Österreich gegen das Coronavirus brauchen wird.
"Die Geschichte wird 2021 nicht zu Ende sein. Das Durchimpfen der Bevölkerung wird zur Routine werden. Wir werden uns jährlich ein Mal, vielleicht sogar zwei Mal gegen Corona impfen lassen müssen", so Krauter.
Sterblichkeit bei Alten sinkt
Positives gibt es rund um die Impfung in Österreich aber dennoch zu berichten. 139.400 der geimpften Personen kommen aus der Altersgruppe ab 65 Jahren. Da gerade ältere Menschen zu den Hochrisikogruppen zählen, ist auch dort die Sterblichkeit durch eine Covid-19-Infektion deutlich höher.
Wie eine Datenanalyse von Orf.at zeigt, macht sich die Impfung nun genau in diesen Hochrisikogruppen erstmals bemerkbar. Noch in der Vorwoche waren mehr als 50 Prozent der Verstorbenen über 85 Jahren. Innerhalb von einer Woche fiel dieser Wert nun auf unter 40 Prozent, was eine statistisch relevante Senkung bedeutet.
In der Alterskategorie zwischen 75 und 84 Jahren ist die Reduktion noch nicht so signifikant, allerdings ist auch hier eine klare Tendenz nach unten zu erkennen.
Infizierte werden jünger
Zwar steigen die täglichen Neuinfektionen in den vergangenen zwei Wochen wieder deutlich an, doch die Infizierten in Österreich werden jünger.
Während der Altersdurchschnitt der Infizierten im Dezember vor dem dritten Lockdown und vor dem Impfstart noch bei 47,4 Jahren lag, ist dieser Durchschnitt bis zum Ende der Vorwoche auf 39,9 gesunken.
Auch diese Senkung des Altersdurchschnittes ist auf die Impfung der Hochrisikogruppen zurückzuführen.
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