Wie die Erdbeben-Gefahr um das Atomkraftwerk Paks verharmlost wird

Wie die Erdbeben-Gefahr um das Atomkraftwerk Paks verharmlost wird
Ungarn baut das AKW 180 Kilometer jenseits der österreichischen Grenze aus. Doch ein neues Gutachten zeigt die Bedrohung durch Erbeben auf dem Gelände.

Die Schritte der Bauarbeiter sind schwer. Ein heißer Wind bläst an diesem Tag über die staubige Erde der pannonischen Tiefebene. Ein paar Meter neben ihnen wehen drei Flaggen zwischen Containern, Absperrbändern und Paletten. Sie geben einen Hinweis darauf, was hier entstehen soll: zwei weitere Reaktorblöcke des Atomkraftwerkes Paks, des einzigen Kernkraftwerks Ungarns, rund 180 Kilometer jenseits der österreichischen Grenze.

Es sind die Flaggen Ungarns, Russlands und der russischen Atomenergie-Agentur Rosatom. Denn die Erweiterung des Kernkraftwerks – Paks II – wird mit russischen Krediten finanziert. Dies ist aber nur ein Teil des komplexen Problemfeldes, das sich hier, gleich neben der Donau, auftut.

Der Ausbau des Atomkraftwerks hätte eigentlich vor zwei Jahren starten sollen. Die Standortbewilligung durch die Ungarische Atomaufsichtsbehörde wurde 2017 erteilt, ein Teil der Unterkünfte für die Arbeiter schon errichtet. Alles wartet nur noch auf die Baubewilligung. Nach Verzögerungen soll sie nun im Herbst kommen. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.

Doch es gibt neue Erkenntnisse, die die Pläne ins Wanken bringen könnten. Oder zumindest sollten, wenn es nach Geologen der Universität Wien geht. Sie kommen in einem Gutachten für das österreichische Umweltbundesamt zu dem Schluss, dass das Atomkraftwerk auf einer Erdbebenzone steht. Nicht nur das: Direkt unter dem AKW befindet sich eine sogenannte geologische Bruchlinie. Die Gefahr dabei: „Ein tektonischer Bruch bewegt sich oft 10.000 Jahre nicht. Doch kommt es dann zu einem starken Erbeben, bewegt sich die Erdkruste innerhalb von Sekunden um Dezimeter oder Meter und hinterlässt auch an der Oberfläche einen Riss“, erklärt Geologe Kurt Decker, einer der Autoren. Untersuchungen würden beweisen, dass der Bruch in der Vergangenheit solche Risse verursacht hat. Gegen Erdbeben könne man Gebäude baulich absichern. „Aber für einen solchen Versatz gibt es kein Fundament, das dem standhält.“ Die Gefahr dabei ist offensichtlich. Decker: „Es birgt die Möglichkeit der Freisetzung von radioaktiven Stoffen.“

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