Widerstand im Salzkammergut ist weiblich und fährt Fahrrad

Widerstand im Salzkammergut ist weiblich und fährt Fahrrad
Linzer Verein hat fünf Radtouren nachgestellt, die Partisanen im Kampf gegen den Nationalsozialismus gefahren sind.

Nationalsozialismus und Widerstand. Diese Pole waren im Salzkammergut während des 2. Weltkriegs stark ausgeprägt. 1943 saß der Widerstandskämpfer Sepp Plieseis im Halleiner Außenlager des Konzentrationslager Dachau in Haft.

Unter dem Decknamen „Willy“ gelang ihm die Flucht, später hieß er „Fred“, als der erste Deckname aufgeflogen war. Zuvor einzeln oder in Kleingruppen im Widerstand agierende Personen fanden sich mit der Organisation der Flucht von Plieseis zu einer Gruppe zusammen.

Vor allem Frauen rund um den Fluchthelfer Karl Gitzoller bereiteten großteils auf Fahrrädern die Flucht über die Berge ins heimische Salzkammergut vor. Die Gruppe selbst behielt schließlich den Namen „Willy-Fred“.

Frauen auf dem Fahrrad als Träger des Widerstands. Das hat Johannes Staudinger, Obmann des Vereins für Sport und Kultur Velodrom-Linz fasziniert, nachdem er in Köln das nach einem von den Nazis ermordeten Rennradfahrer benannte Radstadion kennengelernt hatte.

Denn er stieß erst auf prominente Namen, wie Gino Bartali aus Italien oder Nancy Wake aus Frankreich. Bald tauchte in diesem Themenkreis auch Resi Pesendorfer aus Bad Ischl auf. 

Widerstand im Salzkammergut ist weiblich und fährt Fahrrad

„Sie war wesentlich am Aufbau der Gruppe Willy-Fred beteiligt“, weiß Staudinger, sie führte ihn zur Thematik des Widerstands im Salzkammergut hin. 

Widerstand im Salzkammergut ist weiblich und fährt Fahrrad

Die „Materialsammlung über die Widerstands- und Partisanenbewegung Willy-Fred“ von Peter Kammerstätter bildet den Kern der beschriebenen Strecken, ebenso die Sammlung von Raimund Zimpernik sowie die Dissertationen von Elisabeth Reichart „Heute ist Morgen – Fragen an den kommunistisch organisierten Widerstand im Salzkammergut“ (1983) und von Helmut Kalss „Widerstand im Salzkammergut – Neue Aspekte“ von 2013.

So ist nach und nach das Projekt „Touren von Willy-Fred, Fahrradpartisan*innen im Salzkammergut“, entstanden. „Wenn man sich mit den Materialiensammlungen auseinandersetzt, kommt man sehr schnell drauf, dass es gerade Frauen waren, die diese Radstrecken gefahren sind“, weiß Staudinger.

Widerstand im Salzkammergut ist weiblich und fährt Fahrrad

Am Rad erfahren

Über die fünf Radtouren soll das Thema „Widerstand im Salzkammergut“ auf eine neue Art zugänglich gemacht werden. Zusammen mit bekannten und veröffentlichten Wanderungen könne ein größeres Bild der Aktivitäten und Verflechtungen der Akteure und deren Aktionen in dieser Region gezeichnet werden, ist Staudinger überzeugt: „Man kann sich auf die Geschichte einlassen und eine Radtour bestreiten.“ 

Dabei betont er nachdrücklich: „Es handelt sich nicht um leichte Touren.“ Die Frauen, die auf diesen Wegen geradelt sind, haben viele Gefahren und Mühen auf sich genommen. Sie waren Einzelkämpferinnen oder in Gruppen, aktiv und im Untergrund. 

Widerstand im Salzkammergut ist weiblich und fährt Fahrrad

Als unverzichtbares Mobilitätsvehikel taucht in vielen Erzählungen das Fahrrad auf, weiß Staudinger: „Vom hilfreichen Fortbewegungsmittel, um im Geheimen Nachrichten, Medikamente und Lebensmittel zu transportieren, über Rettungsfahrten, bis hin zu Fahrradfahrten in die Freiheit nach erfolgreicher Flucht.

In der Culture-App

Dieses Projekt beschreibt Fahrradstrecken im Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Salzkammergut, die im Zusammenhang mit der Partisanengruppe Willy-Fred gefahren wurden. 

Widerstand im Salzkammergut ist weiblich und fährt Fahrrad

Die Geschichten, Einzelschicksale und quer durchs Salzkammergut führenden Fahrradstrecken werden in Form von Text, Bildern und Geodaten in der Salzkammergut-Culture-App zu fünf Paketen verschmolzen und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Staudinger: „Mit diesem Angebot können Strecken mit dem Fahrrad nachempfunden und nachgeradelt werden, um zu verstehen, welche Strapazen einzelne Personen – und sehr häufig waren es Frauen – auf sich nehmen mussten, wenn sie teils unter großen Entbehrungen über 100 Kilometer am Tag mit dem Drahtesel zurücklegen mussten.“

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