Ein Statement für das Fremde: Dieses Bier ist „Åndas“
Die Projekte rund um die europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut Bad Ischl sind vielfältig, oft auch kunstvoll, manche auch geschmackvoll, meist anders als bisher bekannt. Wie das „Åndas“-Bier, das Emeka Ogboh, in Nigeria geborener Klang- und Eat-Art Künstler, im Rahmen der Projektreihe „Art Your Village – der fremde Blick“, gemeinsam mit der Privatbrauerei Schloss Eggenberg, der Brauerei des Salzkammerguts, entwickelt hat.
Neben dieser außergewöhnlichen Biersorte beinhaltet das Kunstprojekt auch die Gestaltung des Etikettendesigns und einer Werbekampagne, die im Juni weitergeführt wird.
In limitierter Auflage und im Stil eines traditionell österreichischen Bieres gebraut, wurden für das „Åndas“ Bier Sorghum (Hirse) und Pfeffer sowie Zutaten afrikanischen Ursprungs verwendet.
Der Künstler beschreibt das Bierprojekt so: „Åndas“ ist mehr als ein Name, es verkörpert die Essenz von „Variation“. „Åndas“ Bier dient als Brücke für den interkulturellen Dialog und als Mittelpunkt globaler Traditionen. „Åndas“ wurde innerhalb der Grenzen des Salzkammerguts geboren und verbindet die Essenz der Region mit globalen Nuancen.“
Glücklich mit dem Projekt ist Elisabeth Schweeger, künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt: „Was entsteht aus einer Symbiose, wenn sich verschiedene Kulturen begegnen und jeder mit seinen Erfahrungen etwas „anderes“ schafft? Es entsteht etwas Neues, „Åndas“ bringt uns zum Staunen, schmeckt vorzüglich und macht glücklich.“
Die Kampagne
Das Bier – das übrigens nicht in den Verkauf und in die Gastronomie kommt – oder vielmehr das Kunstprojekt mit dem Bier ist auch in eine begleitende Werbekampagne eingebettet. Diese soll die doppelte Identität des Bieres widerspiegeln – verankert in der Tradition und gleichzeitig mit Blick auf die Globalität.
Personen afrikanischer Abstammung werden an prominenten Stellen zu sehen sein. Sie sollen verschiedene globale Kulturen verkörpern. Sie haben ein „Åndas“-Bier und sind in der Tracht des Salzkammerguts bekleidet. „Ein auffälliger visueller Kontrast, der unsere Wahrnehmung des Einheimischen und des Fremden herausfordert“, ist die Intention dahinter.
Vor dem Hintergrund der Landschaften des Salzkammerguts rege diese Erzählung zur Selbstbeobachtung an: Wie unterscheiden wir das Einheimische vom Äußeren?
Im Experten-Test
Für den KURIER hat der diplomierte Biersommelier Norbert Reisner das Bier samt seiner Aufmachung analysiert. Was ihm eingangs auffällt: „Obwohl das Etikett in seiner visuellen Idee und Namensgebung aussagekräftig ist, lässt es den Betrachter im Unklaren darüber, dass es sich um ein Bier handelt – eine raffinierte Einladung zu einer außergewöhnlichen Entdeckung.“
Die Form der Flasche erinnere an die bekannten Starkbiere wie Urbock 23° oder Samichlaus, und doch hebe sie sich mit ihrem tiefgrünen Glas ab. Beim Entfernen des Abziehverschlusses entweiche ein zartes Zischen, weniger theatralisch als bei einem Bügelverschluss, was auf einen sanfteren Flaschendruck hindeute, so der Bierexperte: „Beim Einschenken thront die schneeweiße, feinporige Schaumkrone nur kurz und gibt recht rasch die goldgelbe Pracht des Bieres frei, die trotz der 'naturtrüb' Ankündigung auf dem Etikett, eine überraschende Klarheit zeigt.“
„Åndas“ – das Kulturprojekt
„Åndas“ Bier ist ein Kunstprojekt, es wird mit Sorghum, Pfeffer und anderen Zutaten afrikanischen Ursprungs im Salzkammergut gebraut
15.000 Flaschen „Åndas“-Bier
Das Bier gibt es in einer limitierten Auflage von 15.000 Flaschen (0,33l ). Die Bier-Sorte geht nicht in den klassischen Verkauf.
Dieses Bier soll jenen, die es bekommen, nicht nur Durst löschen, sondern das Verständnis fördern, die globale Vielfalt feiern und die Vorstellungen von Vertrautem und Fremdem neu definieren
Das Kulturhauptstadt-Bier
Als offizieller Bier-Partner der Kulturhauptstadt hat die Brauerei Schloss Eggenberg ein eigenes Kulturhauptstadt-Bier eingebraut: ein „Helles“ mit dem Namen „HELLES BIER ZWEI VIER“
Ein malzig-getreidiges Bouquet umschmeichle mit subtilen, würzigen Noten die Nase und rege erwartungsvoll zum ersten Schluck an: „Beim Antrunk entfaltet das Bier einen cremigen, vollen Körper, geküsst von einer sanften Rezenz, wobei sich auch eine charmante Süße den Weg bahnt.“
Was so gut beginnt, setzt sich im Abgang fort: „Dieses Bier überrascht mit einer besonderen Schärfe, die mit größter Finesse und Nachdruck eingebunden ist und das Bier als einen außergewöhnlichen und faszinierenden Genuss für Entdecker und Kenner gleichermaßen definiert.“
Biersommelier Reisner ist überzeugt: „Bestimmt ein sensorisches Abenteuer für all jene, die bereit sind, sich auf ein Bier einzulassen, das die Grenzen des Erwarteten neu definiert.“
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