Aktuell hat es bei uns fast 40 Grad. Ist das die neue Normalität oder spielt das Wetter verrückt?
Beides. Wir haben diesen Klimawandel erzeugt und spüren jetzt langsam die Folgen. Das wird auch so weitergehen und 40 Grad werden im Sommer häufiger werden. Das wird kein kontinuierlicher Anstieg sein, dazwischen wird es auch einmal einen kühlen und verregneten Sommer geben. Aber das Temperaturniveau, auf dem diese Schwankungen stattfinden, wird immer höher. Zusätzlich sehen wir vor allem im Frühling und Frühsommer einen größeren Trend zu blockierenden Wetterlagen, die dann zu längeren Dürreperioden führen. Da eine wärmere Welt tendenziell eine nassere Welt ist, kann dieses Regendefizit womöglich in anderen Jahreszeiten kompensiert werden. Aber das hilft der Landwirtschaft natürlich nichts, wenn im November und Dezember mehr fällt als im langjährigen Schnitt.
Auf was müssen wir uns einstellen?
Tornados zum Beispiel, die es ja auch in Österreich schon gegeben hat. 1916 ist ein großer Tornado von Bad Fischau über Wiener Neustadt bis nach Lichtenwörth gezogen und 30 Menschen sind gestorben. Meine Horrorvorstellung ist, dass nach einem heißen Samstagnachmittag ein solcher Tornado durch Wien oder Graz zieht. Und da niemand darauf vorbereitet ist und alle – anstatt sich im Keller zu verziehen – das Ganze filmen, würde es Hunderte Tote geben. Dasselbe gilt für Überschwemmungen. Man kann verhindern, dass Menschen nachts von einer Sturzflut überrascht werden. Das Problem in Österreich ist, dass eigentlich Beamte dafür zuständig sind. Die sind aber nicht von vornherein damit gesegnet, für die Menschen, die sie bezahlen, alles zu tun. Und auch die Medien haben überraschenderweise viel Verständnis dafür, wenn Menschen von Unwettern überrascht werden. Es berührt mich sehr, wenn es nach dem großen Unwetter in Kärnten heißt: „In Arriach ertönte um 5.30 Uhr das Signal für eine Warnung.“ Zu dieser Zeit war schon alles vorbei.
Es gab also frühere Warnungen?
Schon um 2 Uhr Früh ist auf unserer Internetseite die Sturzflutwarnung für Arriach sichtbar gewesen. Man hätte sich also fragen müssen: Warum hat niemand früher davor gewarnt, als die Menschen noch vieles hätten retten können? Wer ist zu dieser Zeit überhaupt wach und würde etwas tun? Ich habe keine dieser Fragen irgendwo gelesen. Das ist die Garantie dafür, dass alles wieder genau gleich passieren wird.
Das 1,5-Grad-Ziel ist für viele Klimaforscher nicht mehr erreichbar, manche reden schon von 3 Grad. Was meinen Sie?
Ich bin sehr pessimistisch. Wir haben gezeigt, dass wir bei einer Pandemie zu dumm sind, zuverlässig eine Maske über der Nase zu tragen und uns alle impfen zu lassen. Wenn wir nicht einmal das können, wird es beim Komplizierten noch schwieriger. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Nichts ist klimaschädlicher als das Verbrennen von Wald, also Holz oder Pellets. Durch den Feinstaub ist eine solche Heizung eine Katastrophe für Gesundheit und Umwelt. Wenn das nun in Mode kommt, ersetzen wir dreckige Fossile durch etwas noch Dreckigeres. Dass eine grüne Ministerin so etwas propagiert, ist atemberaubend und zeigt die Macht der Waldverbrenner-Lobby. Warum sollte Waldverbrennen nur am Amazonas des Teufels, aber in Amstetten ein Segen sein?
Aber Heizen mit Pellets verursacht weit geringere Emissionen als mit Scheitholz?
Ja, das ist wie der Trick der Zigarettenindustrie, die damals fand, dass Zigaretten mit Filter gesund seien. So ist es bei den Pellets: immer noch hundertfach klimaschädlicher als ein 50 Jahre alter Gasofen.
Was schlagen Sie vor?
Man hätte all die Zeit nutzen können, um echte Erneuerbare wie Solar und Wärmepumpen flächendeckend unter die Leute zu bringen.
Sie fallen regelmäßig mit provokanten Aussagen auf. Wie streitbar sollte ein Meteorologe sein?
Wir sind auf der Welt, damit sie im Idealfall nach unserem Abgang etwas besser ist als bei unserer Ankunft. Ich habe keine Hoffnung, dass mir das gelingt, aber ich will es jeden Tag probieren.
Was regt Sie mehr auf: Zuspitzungen wie „Dürresommer“ oder Verharmlosungen wie „Es gab immer schon heißere Phasen“?
Dürresommer ist keine Zuspitzung, das trifft auf diesen bisher zu. Peinlich finde ich die übermotivierten Sturzbetroffenen, die alle diese Ergebnisse von Brandstiftung dem Klimawandel zuordnen. Sie tun so, als würde Holz durch Hitze brennen, was völliger Blödsinn ist. Waldbrände passieren nur dann, wenn ein Mensch sie verursacht. Auch die Räubergeschichte, dass Dürre durch Hitze entstehe, strengt sehr an. Dürre ist, wenn es nicht geregnet hat. Der Wald kann im Winter genauso brennen, es ist keine Frage der Temperatur. Es sind dann nur weniger Deppen im Wald, die ihn anzünden.
Zum Abschluss noch ein leichtes Thema. Welches Wetter ist Ihnen persönlich am liebsten?
Schneesturm.
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