Wer gerne eine Parkpickerl-Extrawurst hätte
Liest man manche der damaligen Statements, könnte man fast den Eindruck gewinnen, der Zusammenbruch der städtischen Wirtschaft und Infrastruktur stand kurz bevor: Schon bei der großen Ausweitung des Parkpickerls im Jahr 2012 sahen sich diverse Betroffene in ihrer Existenz bedroht. So war etwa von Firmen die Rede, die mangels Gratis-Parkgelegenheiten die Stadt verlassen würden.
Die Auswirkungen blieben letztlich überschaubar. Trotzdem wiederholt sich nun mit der flächendeckenden Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung die Diskussion.
Schon jetzt gibt es in Wien nicht genug Lehrer und Kindergärtner, durch die Ausweitung des Parkpickerls werde sich die Situation noch verschärfen. Das befürchtet jedenfalls die ÖVP. Pädagogen, die aus NÖ zu ihrem Arbeitsplatz in einen der neuen Pickerl-Bezirke pendeln, seien nun gezwungen, vom Pkw auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen. Dieser sei aber schlecht ausgebaut, wodurch die Fahrzeiten unzumutbar lange würden. Die ÖVP fordert daher eine Ausnahme-Regelung für Pädagogen.
Seitens der Stadt kommt dazu eine Absage: Ausnahmen seien nur für Personen vorgesehen, die in einer Zeit am Arbeitsweg seien, in der keine Öffis fahren (z. B. Kellner). Und nachdem man ja erst an der Stadtgrenze auf die Öffis umsteigen müsse, sie die Fahrzeit für die Lehrer sehr wohl zumutbar.
Schon seit Jahren kämpfen Wiener Hausärzte für Sonderregelungen, wie sie etwa Handwerksbetrieben gewährt werden. Es geht vor allem um Allgemeinmediziner, die Hausbesuche durchführen und deren Wohnort nicht im selben Bezirk wie ihre Praxis ist. Für sie wird es kompliziert, wenn sie nach der Ordination erst mit den Öffis nach Hause fahren müssen, um ihr Auto zu holen, das sie für die Hausbesuche benötigen. Mit einer Unterschriften-Aktion, die aktuell läuft, will die Ärztekammer ihrer Forderung nach einer Sonderregelung Nachdruck verleihen. Die Erfolgschancen sind aber eher schlecht.
Viele Innenstadt-Bewohner haben einen Zweitwohnsitz in einem der neuen Pickerl-Bezirke. Sie müssen künftig Parkgebühren zahlen, wenn sie sich dort aufhalten. Denn ein Pickerl kann nur für den Hauptwohnsitz-Bezirk beantragt werden. Gudrun Kugler, ÖVP-Obfrau in der Donaustadt, fordert hier eine flexiblere Lösung: „Für jene Menschen, deren Lebensmittelpunkte über den Wohnbezirk hinausgehen, brauchen wir ein Parkpickerl für mehrere ausgewählte Bezirke oder Bezirksteile.“ Dass diese Forderung umgesetzt wird, ist aktuell jedoch ebenfalls wenig realistisch.
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