Jungfrauenweihe in Salzburg: Wenn Jesus zum Bräutigam wird

Die „Hochzeitsgesellschaft“ ist bunt: Hunderte Gäste haben sich versammelt, während am Tor Touristen verwundert mehr über die Hochzeit wissen wollen. Es sind Wegbegleiter, Gläubige aus dem Umfeld der Loretto-Gemeinschaft, Alumni der Home Base, wo Bernadette Lang das Jüngerschaftsprogramm führt. Freunde aus Italien, Portugal, dem Iran oder Ägypten. Geistliche von Rom bis Damaskus.
Und sogar ein Bus aus ihrer oberösterreichischen Heimatpfarre ist gekommen. „Von Salzburg geht eben ein Segen aus“, flüstert eine Dame in der hinteren Kirchenbank. Und ein anderer Gast meint hinter vorgehaltener Hand: „Ein Kloster wäre für sie zu weit weg vom Leben gewesen.“
Dann ein erster Gänsehautmoment: Bernadette Lang – sie trägt ein schlichtes Brautkleid mit einem Oberteil aus zartes Spitze – zieht ein. An ihrer Seite: eine ihrer Schwestern und ihre beste Freundin. Freundinnen hatten sie auch zum Brautkleid-Kauf begleitet. Vieles erinnerte schon bei den Vorbereitungen an eine ganz normale Hochzeit. Den „Ehering mit Jesus“ ließ sie sich bei einem Salzburger Juwelier gravieren: Es steht auf Hebräisch „Ich gehöre meinem Geliebten und mein Geliebter gehört mir“ geschrieben.

Bernadette Lang liegt flach am Boden
Alter Ritus ist heute selten
Der Ritus der Jungfrauenweihe sei in der katholischen Kirche nichts Neues, aber selten, wie Weihbischof Hansjörg Hofer in der Predigt betont. „Wir erleben heute tiefgreifende Bindungsängste.“ Viele würden sich nicht vorstellen können, dass in Jungfräulichkeit ein erfülltes Leben möglich sei. Wichtig seien „markante Signale gegen Gottvergessenheit“ wie Bernadettes Weg. Ein Lebensstil, der kontrovers diskutiert wird.
Auch als ein Kind laut kreischt, zucken einige ein wenig zusammen: Wird sie das Familienleben nicht vermissen? Sich irgendwann doch verlieben?
Bernadette Lang betonte schon im Vorfeld mehrmals, dass es ihr bewusst sei, zu polarisieren: „Warum urteilen Menschen, die sonst für generelle Freiheit in der sexuellen Orientierung eintreten, so schnell? Sex wird oft mit Intimität verwechselt.“ Froh ist sie dann doch, in unserer Zeit zu leben, nicht wie früher „Löwen zum Fraß vorgeworfen zu werden“. Diskussionen über ihren Schritt scheut sie nie, will zum Nachdenken anregen.
Bei der Weihe ertönt immer wieder peppig interpretierte Kirchenmusik. Und dann wird es wieder mucksmäuschenstill im selten so übervollen Dom: Dreimal spricht Bernadette Lang mit langsamer, aber fester Stimme „Ich bin bereit.“ Ihr Ausdruck: Gelöst und in sich ruhend. Immerhin hatte sie sich jahrelang auf den großen Moment vorbereitet.

Feierstimmung im Dom
Schleier, Ring und Gebetsbuch überreicht
Ein Höhepunkt ist die Allerheiligen-Litanei: Die Jungfrau liegt während des gesamten Gebets in ihrem weißen Kleid flach am Boden. Szenen, die man höchstens von Weihen männlicher Geistlicher kennt. Dann bekommt sie von Weihbischof Hofer drei Insignien überreicht: Den Schleier – ein altes Symbol für Verheiratete – den Ring und ein Gebetsbuch. Sie will vor allem eines: in der Welt für andere da sein. Aber zuerst einmal wurde im Bischofsgarten ausgiebig gefeiert.
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