Es wirkt wie aus der Zeit gefallen: Eine junge Frau, die für immer auf Sexualität verzichten will. Und dann passt sie noch so gar nicht in ein Nonnen-Klischee. Bernadette Lang, 31 Jahre jung, steht voll im Leben. Seit zehn Jahren ist die Theologin und gebürtige Oberösterreicherin in Salzburg zu Hause. Ihre innere Heimstätte fand sie in der Home Base der Loretto-Bewegung, einer Einrichtung, in der gläubige Jugendliche Halt bekommen.
Ihre Sehnsucht, ganz Gott zu gehören, wurde über die Jahre stärker. „Ich will meinem innersten Ruf folgen“, sagt sie und polarisiert damit enorm. Am Marienfeiertag (15. August) wird sie im Salzburger Dom von Weihbischof Hansjörg Hofer die Weihe zur „Ewigen Jungfrau“ empfangen. Seit vielen Jahren bereitet sie sich darauf vor, in Gebeten und einer Reise zu sich selbst.
In einem Video auf ihrer Homepage spricht Lang öffentlich über diesen Schritt. Natürlich habe es auch Kontakte zu jungen Männern gegeben, aber es fühlte sich für sie nie richtig an. Starke, innere Freiheit gab ihr erst die Vorstellung, ganz Jesus zu gehören. Und sie vergleicht es mit einem Wasserfall, der nie aufhöre zu fließen. „Ich will mit meiner Entscheidung auch Leute dazu auffordern, tiefer über das Leben nachzudenken“, sagt sie im Gespräch mit dem KURIER. Ihr Weg stehe im starken Kontrast zu einer übersexualisierten, oberflächlichen Welt.
Jesus als Bräutigam
Ihr Schritt löste im Internet schon unzählige Reaktionen aus, die von anzüglich bis verachtend oder auch bestärkend reichen. Die einen sehen sie als „Nonne 2.0“, die anderen als Opfer einer veralteten katholischen Praxis. Ein junger Mann schrieb ihr, dass er von seinen häufigen Partnerwechseln eigentlich genug habe. Er dachte wegen Bernadette Lang über sein Leben nach. Es gehe um die Sehnsüchte in der Gefühlswelt, die bei vielen nicht befriedigt seien, betont sie.
Die Feier im Dom wird an eine Hochzeit erinnern: Sie trägt ein Brautkleid, es gibt auch einen Ring. Der Bräutigam steht jedoch nicht an ihrer Seite, es ist Jesus. Bisher gab sie jährlich Versprechen im kleinen Rahmen ab, jetzt für die Ewigkeit. Es werden Hunderte Gäste erwartet – auch aus der jungen, katholischen Gemeinschaft der Lorettos, die zu Pfingsten immer Tausende Gläubige aus verschiedensten Ländern zu einem Fest mobilisiert.
Der heute weitgehend unbekannte Ritus geht bis auf das vierte Jahrhundert zurück. „Im Bereich unserer Salzburger Erzdiözese sind aktuell acht Jungfrauen eingetragen“, informiert Bischofsvikar Gottfried Laireiter. Ab einem Alter von 30 Jahren stehe der Weg den Frauen offen, heißt es. Bernadette Lang wird in Salzburg die jüngste sein. Nicht zu verwechseln ist die Aufgabe mit Ordenschristen in Klöstern. Laireiter würde es eher mit der Weihe zum Diakon vergleichen. Allerdings steht auch verheirateten Männern dieser Weg offen. Und von einer Möglichkeit für Frauen, Priesterin zu werden, ist die katholische Kirche noch meilenweit entfernt.
Kloster war für sie nie Thema
Für Lang kam ein Leben hinter Klostermauern nie infrage: „Ich treffe gerne Menschen und reise viel. Das wäre mir zu abgeschieden gewesen.“ Für einige Tage wollte sie sich aber vor der Weihe in ein Kloster zurückziehen. Daraus wurde nichts, weil sie gerade an Corona erkrankt ist. „Die Quarantäne läuft aber aus. Ich habe Zeit für die Genesung“, ist sie froh.
Auch „weltliche, geweihten Jungfrauen“ wie Bernadette Lang übernehmen Aufgaben, helfen in Pfarren oder in der Seelsorge. Sie hat ihren Platz bereits in der Home Base gefunden. Sie leitet dort die Akademie und damit Fortbildungen für junge Menschen. Pläne für nach der Weihe wurden auch schon geschmiedet: „Ich reise zuerst einmal nach Israel.“
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