„Ich kann gut verstehen, dass sich viele Lehrer überfordert und verunsichert fühlen. Es gibt zwar Materialien von der Bildungsdirektion, aber es liegt trotzdem am jeweiligen Lehrer, wie man den Schülern das Thema näher bringt“, berichtet Arian (Name geändert, Anm.), der an einer Mittelschule im 20. Wiener Gemeindebezirk Geschichte unterrichtet.
"Wer, wenn nicht wir?"
Aber es liege schließlich auch in der Verantwortung der Pädagogen, den Kindern Themen wie den Nahost-Konflikt zu vermitteln. „Wer, wenn nicht wir? Die Kinder haben ein starkes Redebedürfnis und bekommen von zuhause verschiedene Informationen vermittelt oder eben auch nicht“, sagt Arian.
Eine Seite der Medaille
Wie ein KURIER-Rundruf zeigt, ist der mit dem Konflikt teils einhergehende Antisemitismus vor allem in Wien ein Thema. Markus Ratz, Direktor in der Sportmittelschule Wendstattgasse in Wien-Favoriten, hat deshalb mit seinen Schülern über den Israel-Konflikt gesprochen.
Dabei ist ihm eines aufgefallen: „Die jungen Menschen haben ihre Informationen über TikTok und andere sozialen Medien und kennen nur eine Seite der Medaille. Sie wussten zum Beispiel nicht, dass die Hamas bei einem Konzert 260 junge Menschen umgebracht hat.“
Herr Lehrer, sind Sie Jude?
Antisemitische Äußerungen seien an seiner Schule zwar selten, an einen Vorfall in der Fachmittelschule erinnert er sich aber noch gut: „Zwei Jugendliche haben einen Lehrer gefragt, ob er Jude sei. Darauf hab’ ich sie gefragt, warum sie das wissen wollen. Ob die Juden für sie die Bösen seien.“
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Eine offizielle Zahl, wie viele Antisemitismus-Vorfälle an Schulen passieren, gibt es nicht. Die IKG meldete im Schulbereich für den Zeitraum zwischen 7. und 29. Oktober 2023 „eine Zahl im zweistelligen Bereich“.
Hohe Dunkelziffer
„Die Dunkelziffer ist sicher höher, viele Schüler trauen sich nicht, Erlebnisse zu melden. Bei uns werden vor allem Gehässigkeiten im Internet gemeldet, auf Sozialen Medien werden oft uralte Vorurteile gegen Juden aufgegriffen“, sagt Nägele.
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Wie viele Vorfälle es insgesamt gibt, ist auch den Schulen nicht bekannt – es gibt keine Meldepflicht. „Die Schulen regeln solche Vorkommnisse meistens selbst, bei bedenklichen Fällen werden die Behörden eingeschaltet“, sagt Patrick Wolf, der in der Bildungsdirektion für Radikalisierung zuständig ist.
Was tut man aber, wenn ein junger Mensch ins Radikale abgleitet? Die Schulen können Schüler für vier Wochen suspendieren. „Das soll nicht als Strafe verstanden werden. In der Zeit geht es darum, eine Gefahr in der Schule zu entschärfen und zu entscheiden, wie man mit dem Rückkehrer umgeht“, so Wolf.
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Damit es nicht soweit kommt, organisieren Beratungsstellen Workshops für Lehrer und Schüler. Es geht dabei um die Frage, woran man Extremismus erkennt. „Das können Zeichen, Symbole, Kleidung und Aussagen sein“, sagt Direktor Markus Ratz. „Oft ist es auch reine Provokation der Schüler.“
Aber eben nicht immer.
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