Weiter warten in den Ambulanzen

Patienten in Spitalsambulanzen brauchen derzeit viel Geduld
Neue Versorgerzentren frühestens 2015.

Nach mehreren Fehlern in Österreichs Spitalsambulanzen herrscht Handlungsbedarf. „Viele Fehler entstehen durch Überlastung des Personals“, sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger. Das zeige der Anstieg von Diagnosefehlern in Spitalsambulanzen.

„Das Ziel muss also sein, die Ambulanzen zu entlasten.“ In einigen Bundesländern wurden bereits entsprechende Reformen beschlossen. Bis sie wirken, dürften aber noch Jahre vergehen.

„Das derzeitige System zwingt die Österreicher in die Spitäler“, sagt Bachinger. „Vor allem in den Nachtstunden und an den Wochenenden gibt es keine ausreichende medizinische Versorgung.“ Abhilfe sollen sogenannte Versorgungszentren schaffen. Neben Allgemeinärzten sollen dort Pflegekräfte und Therapeuten zusammen arbeiten. Dazu kommen Ernährungs- und Bewegungsberater. So können etwa Diabetes-Patienten beraten und betreut werden, ohne dass sie in ein Spital müssen. Zusätzliche Untersuchungen können ebenfalls von den Versorgungszentren koordiniert werden. „Wie die Zentren selbst organisiert sind, möchte ich offenlassen“, sagt Bachinger. Wichtig sei aber, dass es fixe Kriterien wie Öffnungszeiten und vorab definierte medizinische Leistungen gebe.

Ambitionierte Ziele

Bis zum ersten Zentrum ist es noch ein weiter Weg. Erst in Wien, Oberösterreich und Vorarlberg wurden entsprechende Verträge ausgehandelt. In Wien präsentierte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely kürzlich ihre Gesundheitsreform, bei der die Versorgungszentren eine zentrale Säule sind. „Gemeinsam mit der WGKK planen wir bereits konkrete Projekte“, sagt Wehsely.

Als erster Standort steht nun ein Versorgungszentrum am neuen Krankenhaus Nord fest. „Dort könnten Patienten im Vorfeld des Spitals behandelt werden“, sagt Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz. Dadurch lasse sich viel Geld sparen. „Denn ein Spitalsaufenthalt ist stets die teuerste Variante.“ Planung und Vorläufe starten im Jahr 2014, die Inbetriebnahme hängt aber eng mit der des KH Nord zusammen, das erst 2015 eröffnen soll.

Ähnliche Projekte sind derzeit für die Stadtentwicklungsgebiete im 22. Bezirk sowie für den innerstädtischen Bereich im ehemaligen Kaiserin Elisabeth Spital geplant. Dass hier aber bereits 2014 ein Zentrum aufsperrt, ist unrealistisch.

Es heißt also weiter in den Ambulanzen warten.

Die Diskussion um das Wiener AKH und den dortigen Ärztemangel hat den Gemeinderat erreicht. Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) verteidigte am Freitag die neue Betriebsvereinbarung für die Ärzte-Dienstzeiten am AKH. Das sei „ein guter Schritt“, da dadurch die Assistenzärzte entlastet würden, sagte Wehsely. Sie warnte auch davor, Patienten zu verunsichern. Weiters riet die Stadträtin, bei der Personalplanung „ganz genau zu schauen, wo etwas notwendig ist und wo nicht“.

Bis zum Jahr 2015 solle eine gemeinsame Betriebsführung von AKH und Med-Uni mehr Effizienz bringen.

Die Opposition kritisiert die Dauer der Reform. „Das ist eine gefährliche Drohung für jeden Patienten“, sagte FP-Gesundheitssprecher Peter Frigo. „Ein Drittel der Betten im AKH ist gesperrt. Es gibt zu wenig Ärzte, Krankenschwestern und OP-Gehilfen. Die Wartezeiten in den Ambulanzen sind unerträglich lang.“ Wehsely müsse Sofortmaßnahmen setzen und dürfe nicht auf Zeit spielen.

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