Wink mit dem Zaunpfahl
Die dritte Variante, die Schrödl ins Feld führt – ein Batteriezug, der laut dem Wissenschafter halb so viel Strom wie ein Wasserstoffzug braucht – stand jedoch nicht auf dem Prüfstand. Darauf weisen die KCW-Experten laut KURIER-Informationen in ihrer Bewertung ausdrücklich hin.
Die Zillertalbahnen hätten weder eine Variante mit Teilelektrifizierung noch eine mit einem reinen Akku-Betrieb bewertet, soll die Beratungsfirma erklärt haben. Es erscheint wie ein Wink mit dem Zaunpfahl.
Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) hält vorerst trotzdem am Wasserstoff fest und will auch nichts davon wissen, dass der Akku-Zug links liegen gelassen wurde. „Aus den Papieren entnehme ich durchaus, dass man alle Varianten angeschaut hat“, sagt er zum KURIER.
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Man, das sind die Zillertalbahnen, bei denen in den vergangenen Jahren der falsche Doktor Schreiner den Ton angab. Und die zum Leidwesen der KCW-Gutachter teilweise Zahlen vorgelegt haben, die sich mit der Realität nicht gedeckt haben. So wurde sogar über die tatsächliche Streckenlänge der Bahn gestritten.
Selbst im Büro von Landeshauptmann Mattle war von „Fehlinformationen“ aus dem Zillertal die Rede.
In die Zahlen schauen
„Der aktuelle Fall ist durchaus Gelegenheit, die Zahlen noch einmal alle sehr tief anzuschauen und auch noch Gespräche zu führen“, lautet Mattles Konsequenz aus der Plagiatsaffäre rund um Schreiner. Er sei aber „nach wir vor der Meinung, dass man ein so großartiges Projekt, wie es die Zillertal-Wasserstoffbahn ist, nicht an einer Person festmachen darf.“
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Aber was spricht eigentlich gegen einen Akkuzug, der offenbar mit deutlich weniger Strom als ein Wasserstoffantrieb auskommt?
Für Mattle ist es die Tatsache, dass auf der Zillertalbahn nicht nur Personen, sondern auch Güter transportiert werden. Und der Batterieantrieb hier mit Wasserstoff nicht mithalten könne: „Wenn man den Zug einzig und allein mit Batterie betreiben würde, dann wäre die Batterie so groß, dass man einen eigenen Waggon nehmen müsste“, führt Mattle aus.
Weiter mit Diesel
Dieser Einwand hat aber einen Haken. Bei eingangs erwähnter Podiumsdiskussion erläuterte Schreiner, dass der Gütertransport auf der Zillertalbahn „die nächsten zehn bis 15 Jahre“, noch mit Dieselloks erfolgen werde. Und wie es danach weitergeht, ist fraglich. Die Zillertalbahnen haben sich bisher jedenfalls nur Wasserstoff-Triebwagen anbieten lassen – aber keine Loks für den Gütertransport.
Erst im Mai 2021 haben die Zillertalbahnen nach jahrelanger Pause wieder Gütertransporte im großen Stil eingeführt. Für die Firma Binder wird zwischen ihrem Sitz in Fügen im Zillertal und dem Bahnhof Jenbach im Inntal Holz transportiert.
2022 waren das bereits rund 220.000 Tonnen. Mit der Verlagerung des Transports auf die Schiene konnten immerhin 22.000 Lkw-Fahrten durch das vom Verkehr stark belastete Zillertal eingespart werden. Erfolgen die Transporte aber weiterhin mit Diesel-Loks spielt diese Betriebsfacette der Zillertalbahn für die Bewertung eines dekarbonisierten Umstiegs eigentlich keine Rolle.
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