Das sagt nicht irgendjemand. Sondern das St. Galler Tagblatt hat im März bei einem Bericht über den Wasserstoffzug des Schweizer Herstellers Stadler dessen Verkaufs- und Marketingchef Ansgar Brockmeyer mit dieser Aussage zitiert. Das ist jenes Unternehmen, bei dem das Land für das Zillertal die Wasserstoffgarnituren bestellen will.
Gegen eine Elektrifizierung – also eine Oberleitung für die Zillertalbahn – sträubte sich Aufsichtsratsvorsitzender Franz Hörl und ÖVP-Nationalratsmandatar immer vehement. Die sei „innovationsfeindlich“, außerdem wolle man im Zillertal nicht noch mehr Stromleitungen, als es ohnehin gibt.
➤ Mehr dazu: Land Tirol steht bei Zillertaler Wasserstoffzug auf der Bremse
Dabei gäbe es noch eine weitere Alternative zum Wasserstoffzug, die das Landschaftsbild nicht beeinträchtigt und Stadler-Marketingchef Brockmeyer selbst genannt hat: die Batterie.
Für Manfred Schrödl, Leiter des Instituts für Energiesysteme und Elektrische Antriebe an der TU Wien, ist es nicht nachvollziehbar, dass diese Variante nie ernsthaft diskutiert wurde. Dabei würde sogar Stadler beide Konzepte anbieten.
„Man hat sich nur zwei von drei Möglichkeiten angeschaut“, sagt der Wissenschafter. Für ihn ist aber klar: „So lange ein Akkuzug darstellbar ist, gewinnt er immer gegen Wasserstoff.“
Weniger effizient
Und das sei im Zillertal mit einer Strecke von 32 Kilometern je Richtung der Fall, versichert Schrödl. Er sieht im Vergleich zum Batteriezug beim Wasserstoff massive energetische Nachteile: Der muss bekanntlich zunächst mit Strom erzeugt werden. So kommen nur 27 Prozent der Energie auf der Schiene an, beim Batteriefahrzeug sind es immerhin 65 Prozent.
Schrödl hat den Strombedarf beider Varianten auf der Zillertalbahn kalkuliert. Demnach würde ein Akkuzug fünf Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr im Betrieb benötigen – eine Million mehr als bei einem Oberleitungsfahrzeug. Für den Betrieb eines Wasserstoffzugs hingegen wären zehn Millionen Kilowattstunden nötig.
„Damit würde die Hälfte des Stroms verschleudert“, so das Fazit des TU-Professors. Ihm gehe es auch darum, „dass nicht Steuergeld verschwendet wird“, sagt Schrödl in Bezug auf die Mehrkosten für den Wasserstoffzug.
➤ Mehr dazu: Hörl attackiert Tiroler Grüne wegen Wasserstoffbahn im Zillertal
Das Verschleudern von Energie, wie er es nennt, hat aber noch eine Komponente. Um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu schaffen, gibt es bekanntlich einen riesigen Aufholbedarf an erneuerbaren Energien. Gleichzeitig muss Strom bestmöglich gespart werden, um die Ziele zu erreichen. „Dazu ist die öffentliche Hand auch im Energieeffizienzgesetz angehalten“, so Schrödl. „Das wird hier konterkariert.“
Kommentare