Land Tirol steht bei Zillertaler Wasserstoffzug auf der Bremse

Das größte Skigebiet, der schnellste Lift, das höchstgelegene Bergrestaurant. Superlative gehören im Tourismus zum Geschäft. Und da würde es den Zillertalern allein unter diesem Aspekt ins Konzept passen, sollte hier die erste Wasserstoff-Schmalspurbahn der Welt auf die Schiene kommen.
Vor einem Jahr zeigte sich Franz Hörl – ÖVP-Nationalrat, oberster Seilbahnlobbyist Österreichs und seines Zeichens auch Aufsichtsratschef der Zillertaler Verkehrsbetriebe (ZVB) – zuversichtlich, dass die mit Diesel betriebene Zillertalbahn ab Ende 2024 CO2-frei zwischen Inntal und Mayrhofen fahren wird.
Inzwischen geht er davon aus, dass es „bestenfalls im Dezember 2026“ soweit sein wird, wie er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der ZVB erklärte. Denn aus dem von Hörl für Herbst 2021 angepeilten Beschluss der schwarz-grünen Landesregierung für die Bestellung von fünf Wasserstoffzügen ist bis heute nichts geworden.
Grundsatzfrage
Zwischen den Zillertalern und dem Landhaus tobt vielmehr seit Monaten ein erbitterter Streit. „Es gibt Bedenken, ob nicht doch Oberleitungen besser wären“, ärgert sich Hörl. Tatsächlich gibt es Zweifel wegen der Kosten für das Wasserstoffprojekt, die von den Tourismusverbänden der Region, Land und Bund getragen werden sollen.

Die Kosten für die Schienenfahrzeuge belaufen sich inzwischen auf 75 Millionen Euro
Das Land stellt etwa infrage, ob nicht eine klassische Elektrifizierung der Bahn günstiger wäre. Die Zillertaler hätten zudem „ohne Rücksprache“ die Züge selbst ausgeschrieben, die sukzessive teurer geworden seien. Tatsächlich war im vergangenen Sommer noch von 70 Millionen Euro für die Garnituren die Rede, beim letzten Angebot im November waren es 75 Millionen Euro.
Zwischen Verkehrslandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) und Hörl, der auch ihre Beamten attackiert hat, herrscht dicke Luft. „Für uns gibt es keinen Weg an diesem Wasserstoffzug vorbei“, meint indes Dominik Mainusch, ÖVP-Bürgermeister im Zillertal und Hörls Stellvertreter im ZVB-Aufsichtsrat.
„Ich gehe davon aus, dass Vernunft einkehrt“, sagt Hörl Richtung Landhaus und lässt das wie eine Drohung klingen.
Große Erwartungen
Die Erwartungen, die in der Region an das Projekt geknüpft werden, sind groß. Neben der Dekarbonisierung der Bahn soll auch die Strecke massiv umgebaut werden, um so die Fahrt zu beschleunigen. Das soll den Anreiz für Urlauber für den Umstieg von Auto auf Schiene erhöhen. Das Zillertal ist eine regelrechte Stauhölle.
Dass sich Mobilitätsprojekte durchaus dafür eignen, sich ein Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen, zeigt Niederösterreich vor: Bis September werden zwei Buslinien im Weinviertel rein mit E-Bussen betrieben. Damit stelle das Land NÖ europaweit die erste überregionale E-Busflotte, heißt es
von ÖVP-Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko.

Derzeit läuft die Zillertalbahn mit Diesel
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