Wassermangel setzt den Bäumen zu

Wassermangel setzt den Bäumen zu
Viele heiße Sommer belasten die österreichischen Wälder; viele Bäume wurden durch Dürre zerstört.

„Die letzten Jahre waren wirklich schlimm. Das hat dem Wald schon viel Kraft gekostet“, sagt Reinhard Hagen vom Landesforstschutz NÖ. Darum sei man froh, wenn in der Vegetationszeit die Dürreperioden nicht so ausarten, dass der Baum keine Chance mehr habe. Zum Zustand des Waldes gibt es neue Erkenntnisse.

Hitze und Trockenheit setzen Österreichs Forsten zu. Dadurch wachsen die Bäume langsamer und die Baumstämme leiden unter Trockenstress und ziehen sich zusammen. Zu dem Thema wurden nun Forschungen im Gebirgswald des Forschungsstandorts Zöbelboden (Bezirk Steyr-Land) angestellt. Dieser wird gemeinsam vom Umweltbundesamt, den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) und dem Nationalpark Kalkalpen betrieben.

Wald leidet

Lange Trockenperioden haben in den feuchten Gebirgswäldern Österreichs Auswirkungen auf das Baumwachstum, obwohl dort selbst in Dürrejahren so viel Niederschlag fällt, wie in anderen Regionen Österreichs in einem durchschnittlichen Jahr. „Leidet der Wald an Wassermangel, kann er seine Klimaschutzfunktion nur mehr eingeschränkt erfüllen“, sagt ÖBf-Vorstand Rudolf Freidhager.

Die Messergebnisse würden zeigen, dass die Bäume am Zöbelboden im Trockenjahr 2018 viel häufiger unter Trockenstress standen als im feuchteren Jahr 2019. Über den Untersuchungszeitraum von zwanzig Jahren verringerte sich das jährliche Stammwachstum von 3.080 Kilogramm pro Hektar aufgrund von Dürren auf 2.760 Kilogramm pro Hektar. Das entspricht einem Einbruch um zehn Prozent.

Höhenlage

In Hochgebirgsregionen stellt sich die Lage etwas anders dar. Zwar verschieben sich die Niederschlagsperioden auch dort, im Frühjahr regnet es weniger als früher. Für die Wälder sei das aber kein großes Problem, erklärt der Salzburger Landesforstdirektor Michael Mitter: „Da wir in der Höhenlage im März und April meist noch eine Schneedecke haben, ist der Trockenstress kein großes Problem.“

Das heißt aber nicht, dass sich die Wälder im Gebirge nicht verändern. „Die Vegetationsperiode ist in den letzten 40 Jahren um 14 Tage länger geworden“, sagt Mitter. „Dadurch werden wir eine Verschiebung der Waldgrenze nach oben sehen.“ Bei der Latsche, einer Pionierpflanze, sei schon zu beobachten, dass sie sich höher hinaufwage.

In welcher Größenordnung sich das abspielt, sei schwer abschätzbar. „Wir gehen aber davon aus, dass sich die Waldgrenze bei einer Erwärmung um zwei Grad in weiterer Folge um 300 Höhenmeter nach oben verschiebt“, erklärt Mitter.

Zukunft

Die Bundesforste passen mittlerweile die Wälder an die Klimakrise an. Der Wald der Zukunft soll ein artenreicher Mischwald sein, da sich Mischwälder als widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüsse erwiesen haben als Monokulturen. Baumarten, die mit längeren Trockenperioden besser umgehen können, werden zunehmen, die Fichte, Österreichs häufigste Baumart, hingegen abnehmen. „Allein heuer werden die Bundesforste rund 1,8 Millionen Jungbäume in Österreich pflanzen, und das so vielfältig wie möglich. Insgesamt setzen wir über 40 verschiedenen Baumarten in unseren Wäldern“, sagt Freidhager.

Roteichen kippen durch Fäule um

Probleme gibt es bei den Wäldern auch in Hollabrunn. Vor allem im  Kirchenwald, wo einige Roteichen umgekippt sind. Der Wald musste sogar behördlich gesperrt werden. Und Schuld daran ist der sogenannte Spindelige Rübling.

„Das ist ein Pilz, der im Wurzelbereich der Roteichen auftreten kann. Das kann zu Wurzelfäule führen, dann bleibt kein Gerüst mehr, mit dem sich der Baum im Boden halten kann“, sagt Reinhard Hagen  vom nö. Landesforstschutz. „Wenn ein bisschen der Wind geht, oder zu viel Laub oben ist, reicht das und der Baum fällt einfach um.“ Dies würde zwar nicht heißen, dass dort alle zwei Minuten ein Baum umfällt, das Risiko sei aber jedenfalls gegeben.

Waldbesitzer haften

Zudem könne man von außen nicht erkennen, ob ein Baum von der Fäule betroffen ist oder nicht, erklärt der Experte. Wenn jemand im Erholungsgebiet in Hollabrunn zu Schaden kommt, hafte der Waldbesitzer, sagt Hagen. Derzeit ist das Gebiet gesperrt. Schlägern könne man die Bäume im Gefährdungsbereich erst im Herbst: „In der Vegetationszeit würde man zu viel Schaden anrichten.“ Mit dem Spindeligen Rübling habe man erst seit wenigen Jahren in Österreich zu tun, auch die Roteiche kommt in Österreich sehr selten vor. Derzeit werden  Bestände im Bezirk Gänserndorf untersucht, ob diese ebenso befallen sind.

Kommentare