Was tun, wenn die radioaktive Wolke kommt?

In der Nacht auf Freitag schlugen Flammen aus dem ukrainischen Atomkraftwerk in Saporischschja, dem größten seiner Art in Europa. Da werden Erinnerungen an den 26. April 1986 wach, als das Kernkraftwerk Tschernobyl in die Luft flog und sich eine radioaktive Wolke über das ganze Land legte, bis heute werden in stark betroffenen Gebieten erhöhte Werte gemessen.
Was tun, wenn so etwas wieder passiert? Angesichts der jüngsten Bilder aus der Ukraine kein ganz unwahrscheinliches Szenario. Für Josef Farda, Bundesgeschäftsführer des Zivilschutzverbandes, ist eine zeitliche Einschätzung zwar schwer, allerdings könnte bei günstigen Wetterverhältnissen (Westwind) die Radioaktivität binnen eines Tages von Saporischschja nach Österreich kommen. Tschernobyl hat nicht nur radioaktive Spuren hinterlassen, sagt Farda: „Seither gibt es bei uns in Österreich eine sehr hohe Sensibilität, was Störfälle in Atomkraftwerken betrifft. Behörden, Krisenstäbe und Bevölkerung sind gut vorbereitet.“
In Europa funktioniere auch die Zusammenarbeit bei Kraftwerksunfällen sehr gut, außerdem ist in Österreich ein dichtes Netz an Messstellen vorhanden. Dort wird permanent die radioaktive Strahlung gemessen. Sobald Grenzwerte überschritten sind, werden die Katastrophenpläne in Kraft gesetzt. Krisenstäbe in den Bundes- und Landeswarnzentralen geben Maßnahmen vor, die Katastrophenpläne der Gemeinden treten in Kraft. Ein drei Minuten gleichbleibender Ton der österreichweit vorhandenen Sirenen kündigt eine herannahende Gefahr an. Farda rät, Radio oder Fernseher aufzudrehen und im Katastrophenfall den Anordnungen der Behörden Folge zu leisten.

Fardas Empfehlung zur Vorsorge: Nicht verderbliche Lebensmittel und Wasser für jede Person im Haushalt für 10 bis 14 Tage – Dosenbrot wurde zuletzt bereits in großen Mengen gekauft, bestätigt er, und Haustiere sollten nicht vergessen werden. Verschreibungspflichtige Medikamente für zumindest 14 Tage zulegen, Gaskocher, Batterien, Kurbelradio und LED-Leuchten.
Kommt die radioaktive Wolke, gibt es ein paar grundsätzliche Regeln:
- nicht im Freien aufhalten, schon gar nicht bei Regen
- Fenster geschlossen halten, mit Klebeband abkleben
- Kleidung und Schuhe, die im Freien getragen wurden, nicht in die Wohnung bingen
- Wohnung reinigen und Staubsaugen nach Abzug der radioaktiven Wolke
Keine Jod-Tabletten
Vor einem warnen alle Experten: Die unkontrollierte Einnahme von Kalium-Jodit-Tabletten, die bereits gebunkert werden, wie die Ärztekammer Anfang der Woche bestätigte. Im Falle eines Reaktorunfalls geben die Behörden bekannt, welche Personen in welchen Regionen Österreichs Jod-Tabletten einnehmen sollen. „Die vorbeugende Einnahme von Kaliumjodit-Tabletten birgt sogar Gesundheitsrisiken“, warnt die Österreichische Gesellschaft für Nuklearmedizin und Molekulare Bildgebung.
Nahrung
1 Kilo Mehl/Grieß
1 Kilo Brot
0,5 Kilo Zwieback
0,5 Kilo Gemüsekonserven
0,5 Kilo Trockenfrüchte
1 Kilo Kartoffeln
0,5 Kilo Hartkäse
0,5 Kilo Haferflocken
Babynahrung bei Bedarf
Getränke
14 Liter Wasser
7 Liter Frucht-/Gemüsesaft
1 Liter Haltbarmilch
Hygiene und Arzneien
Vom Arzt verschriebene Arzneimittel, Schmerztabletten, fiebersenkende Tabletten, Mullbinden in
allen Größen, Heftpflaster, Wundverband, Heilsalben, alles für die Körperpflege
(Angaben für 14 Tage/Person, Auszug aus der Liste des Zivilschutzverbands)
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