Wandersaison beginnt: Sicher über Stock, Stein und Schnee

Wandersaison beginnt: Sicher über Stock, Stein und Schnee
Je wärmer es wird, desto mehr Zeit verbringen Menschen auf Österreichs Wanderwegen. Doch dort lauern noch viele Gefahren.

Es ist Wochenende, Zeit etwas zu unternehmen. Da die Tage länger, die Sonne stärker und die Temperaturen wärmer werden, steigt bei vielen – die es sich über den Winter auf der Couch gemütlich gemacht haben – die Motivation, sich die Beine zu vertreten. Die einen gehen spazieren, die anderen wollen höher hinaus und starten in die erste Frühjahrswanderung.

So manche fühlen sich schon fit für den ersten Gipfelsieg der Saison, sind es tatsächlich aber noch nicht. Und gerade jetzt unterschätzen viele die äußeren Bedingungen.

Ohne Ausrüstung

Dies galt wohl auch für drei 14-jährige Deutsche, die am Donnerstag in Alpinnot gerieten. Geplant war eine Wanderung bei der Riesneralm in der Steiermark. Als es dunkel wurde, waren die Burschen – die ohne alpine Ausrüstung unterwegs waren – jedoch noch nicht zurück im Tal. Stattdessen saßen sie in rund 1.600 Metern Seehöhe im unwegsamen und steilen Gelände fest. Einer der drei war zudem 100 Meter abgestürzt und unbestimmten Grades verletzt. Die Bergrettung musste kommen.

„Die Schneelage in den Bergen ist noch gut. Zwar haben wir deshalb noch mehr Skitourengeher. Im Talbereich beginnt aber langsam die Wandersaison“, stellt Stefan Hochstaffl, Verbandspräsident der österreichischen Bergrettung, sich auf die verändernden Bedingungen ein.

Wandersaison beginnt: Sicher über Stock, Stein und Schnee

Stefan Hochstaffl, Präsident der Bergrettung.

Die Faustregel

„Wir gelangen zunehmend in einen Hochdruckeinfluss“, prognostiziert Meteorologe Nikolas Zimmermann vom Wetterdienst Ubimet.

Nördlich der Alpen ziehen an diesem Wochenende noch vereinzelt Wolken über den Himmel, im Großteil Österreichs scheint jedoch bereits am Morgen die Sonne durch das Fenster, vor allem am Sonntag. Bis Donnerstag solle es dann vereinzelt in den Tälern bis zu 20 Grad warm werden, sagt Zimmermann.

Die Gefahr auf den Bergen ist damit aber nicht gebannt, denn eine Faustregel besagt, dass pro 100 Höhenmeter die Temperaturen um ein Grad abnehmen. Auch wenn man im Grünen startet, heißt das also lange nicht, dass es den gesamten Weg über so bleibt. „Wenn das Ziel unter 1.500 Metern liegt, kann man auch manches schon mit Wanderschuhen erreichen. Darüber und vor allem im Westen liegt noch viel Schnee. Da ist es mit Skiern besser“, sagt Zimmermann.

Steigeisen und Biwaksack

Wie bei jeder Tour ist deshalb die Planung das Um und Auf. So sollte man sich etwa darüber bewusst sein, ob man entlang der Süd- oder Nordseite wandert. „Auf der Südseite ist es viel weiter hinauf aper. Auf der Nordseite liegt gleich einmal Schnee“, erklärt Hochstaffl.

Da die Nächte derzeit noch frostig ausfallen, sei aber auch auf der Südseite ein vorsichtiger Schritt gefragt: „Vor allem in der Früh können auf Steigen an der Südseite eisige Stellen vorkommen. Speziell wenn man in Gräben hineingeht.“

Ausrüstung
Volle Trinkflaschen, Müsliriegel, Erste-Hilfe-Set, Rettungsdecke, warme Kleidung, Biwaksack, Handy und eventuell Steigeisen sowie Stecken sollten mit dabei sein.

Faustregel
Alle 100 Höhenmeter nimmt die Temperatur um ein Grad ab, lautet eine vereinfachte Faustregel. Im Winter gelte diese nicht, im Frühling könne sie laut Ubimet angewendet werden.

20 Grad können laut Ubimet die Höchsttemperaturen bis Donnerstag betragen. Das Wanderwetter wird also immer besser. Gleichzeitig beginnt die Hochtourensaison bei den Skitourengehern.

Gleiches gelte beim Überqueren von Schneefeldern. „Wenn man einmal abrutscht, kann man sich ohne Steigeisen und Pickel nicht mehr helfen.“ Das Resultat: Gravierende Verletzungen, so der Experte. Neben viel zu trinken, einem Müsliriegel und genug warmer Kleidung sollte sich deshalb auch immer ein Erste-Hilfe-Packerl im Rucksack befinden – inklusive Rettungsdecke. Ebenso sei ein Biwaksack nicht verkehrt. „Der ist eh klein.“

Hilfe per App

Und keinesfalls fehlen dürfe das Mobiltelefon, „am besten mit der heruntergeladenen ,SOS EU ALP‘-App“, empfiehlt Hochstaffl.

Denn den Bergrettern sei damit mehr als geholfen: „Im Notfall können die Leitstellen über diese App gleich auf die Koordinaten zugreifen.“ Auch bei verirrten Wanderern entlaste diese App sehr: „Durch die App kann der Disponent an der Leitstelle gleich weiterhelfen. Vielleicht muss der Wanderer ja nur 150 Meter nach rechts gehen und er ist wieder auf einem Fahrweg, nur sieht er es nicht.“

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Per "SOS EU ALP-App" können Bergretter auf die Koordinaten von Menschen in Bergnot zugreifen.

Generell appelliert der Experte daran, sich nicht zu überschätzen: „Nicht gleich einen Wettbewerb starten, sondern gemütlich beginnen. Kondition aufbauen und sich dann steigern.“ Beachte man diese Tipps, bräuchten viele vielleicht gar keine Bergrettung. Für diese wäre nach der anstrengenden Wintersaison ein Frühjahr mit weniger Einsätzen wünschenswert.

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