Es war finster, nebelig und kalt. Das Licht der Stirnlampe war erloschen. Ein Abstieg war nicht mehr möglich. Erneut musste am Wochenende im Rax-Schneeberg-Gebiet in Niederösterreich die Bergrettung in den Abendstunden ausrücken, um zwei verirrte Wanderer zu bergen und sie gesund ins Tal zurückzubringen. Es gelang.
In Oberösterreich kam für einen 40-Jährigen hingegen jede Hilfe zu spät: Er stürzte am Traunstein aus großer Höhe ab. Sein lebloser Körper wurde von Wanderern entdeckt.
„Wir hatten oberösterreichweit heuer 450 Einsätze, bei denen etwa 470 Personen geborgen wurden. Davon 21 Tote“, sagt Christoph Preimesberger, Landesleiter der oö. Bergrettung. Der „klassische Bergtod“ passiere durch das Ausgleiten im Geh- und Steiggelände, etwa durch Stolpern. Gefolgt von internistischen Unfällen, wie Herzinfarkten oder Gehirnschlägen. Nur zehn Prozent sind Abstürze aus hohen Felswänden.
Team
Alleine einen Berg zu besteigen, ist grundsätzlich gefährlich. Ein Partner kann Leben retten.
Einschätzung
Ist man in einer Gruppe unterwegs, orientiert man sich immer am schwächsten Glied. Auch die eigenen Fähigkeiten sollte man nicht überschätzen.
Wege
Prinzipiell sollte man unbedingt auf den markierten Wegen bleiben. Abstecher können zum Verhängnis werden.
Bewegungsverhalten
Wie jener am Traunstein. Tragischerweise gibt es auf diesem fast jedes Jahr Tote. Grund dafür sei laut Preimesberger unter anderem die hohe Frequenz, die zu Fehlern führe. „Wir zählen die Menschen nicht, die wandern. Was wir festhalten, sind aber unsere Unfallzahlen.“ Die Ortsstelle in Gmunden am Fuße des Traunsteins sei jene mit den meisten Einsätzen in ganz OÖ
„Es ist kein leichter Gipfel. Alle Aufstiegsrouten erfordern alpinistische Vorkenntnisse und ein entsprechendes Bewegungsverhalten“, sagt Preimesberger. „Die meisten Unfälle passieren beim Abstieg, wenn man müde ist. Dann ist man unkonzentriert. Das verzeiht dieser Berg einfach nicht.“
Wichtige Fragen
Umso wichtiger sei die Vorbereitung: Welche Tour mache ich? Wie viele Höhenmeter sind das? Wie lange habe ich Zeit? Gibt es Einkehr- oder Umkehrmöglichkeiten? Welche Ausrüstung brauche ich? All diese Fragen solle man sich vor der Tour stellen und beantworten, betont der Experte. Prinzipiell gelte: „Der frühe Vogel fängt den Gipfel.“
Vor allem im Winter sei die Uhrzeit zu berücksichtigen: „Es ist kein Problem, wenn man im Finsteren absteigt. Nur dann braucht man auch eine funktionierende Stirnlampe“, so Preimesberger. Das heißt eine, die auch einen entsprechend lange ausreichenden Akku hat – nicht so wie bei den beiden Bergsteigern am Schneeberg.
Bei den derzeitigen Temperaturen – ab 1.800 Metern sind Eis und Schnee möglich – sollte man zudem einen Wärmeschutz mitnehmen. „Standardmäßig dabei sollte ein Erste-Hilfe-Packerl und ein Handy sein.“
Umkehren
Ähnliches gelte für die Skitouren- und Schneeschuhsaison. Zusätzlich sollten Wintersportler Lawinenverschüttetensuchgerät, Schaufel und Sonde bei sich tragen, sowie das Wissen, wie man diese im Ernstfall benutzt. Wird es trotz perfekter Ausrüstung gefährlich, Preimesbergers Tipp: „Umkehren am Berg ist kein Scheitern.“
Kommentare