Vorzüglichste Soldaten Österreichs kommen aus dem Burgenland

Marie Ochsenhofer lächelt verschmitzt, ehe sie antwortet: „Ich glaube nicht, dass männliche Rekruten ein Problem mit einer Frau als Wachtmeister haben“, sagt die 21-jährige Oberwarterin auf eine Frage, die sie trotz ihrer noch jungen Bundesheer-Karriere vermutlich schon oft gehört hat.
Der neben ihr stehende Leutnant Philipp Harlander (35) pflichtet ihr bei. Ob Mann oder Frau sei in dieser Hinsicht ganz gleich: „Es kommt auf die Kompetenz an und dass die Auszubildenden gleich merken, dass man sich auskennt.“
Das trifft auf Ochsenhofer und Harlander in hohem Ausmaß zu. Beide sind aktuell österreichweit die Jahrgangsbesten, was am Freitag auch von Landtagspräsident Robert Hergovich (SPÖ) honoriert wurde.
In einem kleinen Festakt vor dem Eisenstädter Landhaus wurden aber auch alle anderen neuen Offiziere und Unteroffiziere des Landes vorgestellt, insgesamt 16 frisch ausgemusterte Soldatinnen und Soldaten. Vor Ort waren auch Burgenlands Militärkommandant Brigadier Gernot Gasser und Oberst Christian Luipersbeck, der als Kommandant des Jägerbataillons 19 in Güssing auch Vorgesetzter von Ochsenhofer und Harlander ist.
Der aus dem Mittelburgenland stammende Harlander, der mittlerweile in Pinkafeld lebt, wurde im vergangenen Herbst nach vier Jahren an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt mit der höchsten Punktezahl seines Jahrgangs ausgemustert.
Zwei Lernstrategien
Harlander erklärt seine Topleistung so: Weil er nach einer Schlosserlehre, drei Jahren in der Kaderpräsenzeinheit und der Studienberechtigungsprüfung erst mit 31 Jahren mit der Offiziersausbildung begonnen hat, „wollte ich sichergehen, dass es ohne Verzögerungen klappt“. Deshalb hat er besonders viel und intensiv gelernt und ist nun als Jahrgangserster Träger des goldenen Akademieringes.

Philipp Harlander erhielt die Auszeichnung aus den Händen von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP)
Ochsenhofer, die am Wimmergymnasium in Oberschützen maturiert und dort auch Klavier- und Gesangsunterricht genossen hat, ist beim Girls Day im steirischen Feldbach erstmals mit dem Heer in Kontakt gekommen. Dass die 18-monatige Unteroffiziersausbildung auch eine sportliche Herausforderung ist, hat für die frühere Leichtathletin und Schnurspringerin aus dem Südburgenland schließlich den Ausschlag fürs Militär gegeben. „Ich habe zwar auch überlegt zu studieren, fand aber kein passendes Studium.“
Dass ihr das Lernen leicht fällt, kam ihr auch in Uniform zugute. Mit acht von zehn möglichen Auszeichnungen schloss Ochsenhofer die Heeresunteroffiziersakademie in Enns (OÖ) als Jahrgangsbeste ab und erhielt den goldenen HUAk-Ring.

Zehn neue Unteroffiziere und sechs neue Offiziere des Bundesheeres wurden vor dem Landhaus in Eisenstadt offiziell vorgestellt. Landtagspräsident Robert Hergovich und Militärkommandant Gernot Gasser gratulierten
Wie Harlander erhielt auch Ochsenhofer die Auszeichnung aus den Händen von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).
Wie soll es nach diesem fulminanten Start für Harlander und Ochsenhofer weitergehen? Der Leutnant möchte Kompaniekommandant werden, dann in ein Bataillon aufsteigen und später eventuell an die Landesverteidigungsakademie in Wien. Ochsenhofer will sich anschauen, wie es als Unteroffizierin läuft und dann vielleicht die Offiziersausbildung machen.

Girls Days sollen Mädchen einen ersten Einblick in den Heeresalltag verschaffen
Seit 1998 steht das Bundesheer auch Frauen offen, aktuell stellen sie rund fünf Prozent der Uniformierten. Seit 1. April 2023 haben Frauen die Möglichkeit eines freiwilligen Grundwehrdienstes. So können sie das Heer näher kennenlernen, bevor sie sich entscheiden, dabei zu bleiben. Innerhalb von weniger als zwölf Monaten haben sich 244 Frauen freiwillig zum Bundesheer gemeldet und 136 sind bisher eingerückt.
Schon länger finden die Girls Days statt, bei denen Mädchen in Kasernen einen ersten Überblick über das Berufsbild „Soldatin“ bekommen.
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