Verurteilter Hassprediger will in Deradikalisierung arbeiten
Eigentlich sitzt Mirsad Omerovic, mittlerweile 40 Jahre alt, in Haft. Die Botschaften, die er vor rund zehn Jahren verbreitet hat, machen noch immer die Runde. Die Videos seiner Hasspredigten wurden unzählige Male geteilt. Unter anderem erklärte er seinen Jüngern: „Wenn ihr tötet, dann tut dies auf die schönste Art und Weise.“ Gemeint ist das Kopfabschneiden mit dem Messer.
Omerovic, gebürtiger Serbe, war Österreichs einflussreichster IS-Hassprediger. Auf seine Kappe geht die Radikalisierung unzähliger junger Menschen. Für einige endete das mit dem Tod in Syrien oder im Irak.
Fehler eingestanden
„Er kam nicht als Radikaler auf die Welt“, sagt sein Anwalt Dienstagvormittag im Landesgericht für Strafsachen in Wien. Seit seiner Inhaftierung sei seine frühere Geisteshaltung im Aufbrechen begriffen. „In Haft wird intensiv mit ihm gearbeitet. Er hat begriffen, dass er Fehler gemacht hat.“
So sei Omerovic regelmäßig mit dem katholischen Anstaltsseelsorger in Kontakt. Zudem bescheinigt ihm der Deradikalisierungsverein Derad „enorme Entwicklungsschritte“. Schon bei einem vorangegangenen Prozesstermin hätte Omerovic Verantwortung für seine Taten getragen. „Er ist schuld, dass sich junge Menschen dem IS angeschlossen haben“, bringt es sein Verteidiger auf den Punkt.
Der Sinneswandel gehe so weit, dass Omerovic sogar die Bereitschaft zeige, an der Deradikalisierung junger Menschen mitzuarbeiten, gemeinsam mit Derad. „Doch bis jetzt wird das nicht zugelassen“, sagt sein Anwalt.
Omerovic, die einst schillernde Figur des IS, zeigt sich bei seinem dritten Strafprozess geständig. Mehr will er nicht dazu sagen.
Aufenthaltsverbot
Mit ihm gelten 18 weitere Personen als Beschuldigte. Nur fünf von ihnen wird seit Dienstag in Wien der Prozess gemacht. Wobei – nach wenigen Momenten sind es nur noch vier. Ein angeklagter Bosnier ist nicht erschienen. Gegen ihn besteht ein aufrechtes Aufenthaltsverbot im Schengen-Raum, wie sein Anwalt dem Gericht mitteilt. Bei einer Einreise würde er sofort verhaftet werden.
Die Vorwürfe gehen in die Jahre 2013 und 2014 zurück. Eine Zeit, in der Wien eine „Drehscheibe für junge Muslime aus ganz Europa wurde“, wie die Staatsanwältin sagt. Für die künftigen IS-Terroristen gab es hier ein Rundum-Sorglos-Paket. Verpflegung, Geld und Beherbergung inklusive.
Neben Omerovic ist auch sein „Jünger“ Mardin W. angeklagt. Laut Anklage die rechte Hand des Predigers. Des Weiteren ein gescheiterter Fußballer aus Deutschland, der Spendenaktionen für den IS organisierte. Und ein weiterer Prediger mit afghanischen Wurzeln. Der allerdings bestreitet die Vorwürfe, junge Männer radikalisiert zu haben. „Das waren Tschetschenen.“
Zahlreiche Zeugen werden in dem Prozess aussagen. Urteile am 23. Juni.
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