Saat des Terrors: Die Gesichter des IS in Österreich
Der Islamische Staat ist aus dem Fokus gerückt. Doch es gibt ihn noch. Laut gut informierten Kreisen dürften sich allein in Österreich noch rund 100 aktive Anhänger befinden. Die Terrorgefahr wird weiterhin als „hoch“ eingestuft. Und noch immer reisen Österreicher ins Ausland, um sich dem IS anzuschließen. Der Terroranschlag von Wien hat den Extremisten wieder Zulauf beschert.
Der breiten Öffentlichkeit sind nur wenige Namen bekannt (siehe Bildergalerie). Ein gewaltiger Terrorprozess mit 19 Angeklagten, der am Dienstag im Landesgericht für Strafsachen in Wien startet, zeigt jedoch das Ausmaß der IS-Anhänger aus Österreich und ihre Gräueltaten.
„Es wird geschlachtet“
Firas Houdi aus Wien-Floridsdorf war im Mai 2014 einer der ersten bekannten IS-Kämpfer aus Österreich. Er war an der Enthauptung von 45 Soldaten beteiligt, außerdem an Angriffen auf die Armee, auf Milizen und die Zivilbevölkerung. „Wie schön ist das Gefühl beim Einschlafen, wenn du weißt, dass unter dir im Keller 45 gefangene Soldaten des Assad-Regimes sind, die nur darauf warten, dass ihnen ein Messer an den Hals gedrückt wird – nach dem Verhör wird inshaallah geschlachtet“, schrieb er. Er war auch dabei, als eine unverheiratete Frau gesteinigt wurde. Von seinen „Heldentaten“ berichtete er auf Facebook, posierte auf Bildern auch mit Schusswaffen und Säbeln. Er starb bei Kampfhandlungen.
Hiwa K., eigentlich ein Deutscher, wurde ebenfalls in Wien radikalisiert und verübte im Herbst 2014 einen Selbstmordanschlag auf eine Stellung einer schiitischen Miliz im Irak.
Gefeiert
Sevket G. kämpfte in der Provinz Aleppo, sollte Bewohner und Soldaten aufspüren, vertreiben oder töten. Er soll auf zumindest einen Mann geschossen haben, der sich vor den Terroristen versteckt hatte. G. wurde selbst schwer verletzt, kehrte nach Österreich zurück und wurde hier als Held gefeiert.
Lorik C. brüstete sich damit, als Scharia-Polizist zu arbeiten und Personen, die die Vorschriften nicht einhielten, entweder mit Stöcken zu schlagen oder sie vor ein Scharia-Gericht zu bringen.
Die Saat für diese Taten wurde vor allem in Wien und Graz gesetzt. Eine besondere Rolle nimmt der bereits zu 20 Jahren Haft verurteilte – und wieder angeklagte – Prediger Mirsad Omerovic ein. Immer wieder taucht sein Name bei der Rekrutierung von Kämpfern für den IS auf. In der Anklageschrift werden etliche namentlich genannt. Auch die Namen von Frauen (eine war bei ihrer Abreise schwanger) und Kindern sind dabei. Etliche dürften gestorben sein, selten sind diese Informationen allerdings gesichert.
Zentrale Figur
Fest steht: Omerovic alias Ebu Tejma rekrutierte unter anderem in der Altun Alem-Moschee in Wien. Dort sprach er auch darüber, wie Menschen am besten zu „schlachten“ seien. „Genauso wie es eine Pflicht für dich ist, das Messer zu schärfen, wenn du ein Schaf schlachtest, ist es genauso eine Pflicht für dich, das Messer zu schärfen, wenn du jemanden (Menschen, Anm.) schlachtest.“
Oliver N. schloss sich mit 16 Jahren dem IS an. Heute arbeitet er in der Deradikalisierung
Sabina S.dürfte wie Freundin Samra tot sein. Ihre zwei Kinder wurden nach Wien geholt
Kujtim F, der Attentäter von Wien, erschoss am
2. November 2020 vier Menschen. Er ist tot
„Bubi-Bomber“ Lorenz K. hatte im Alter von 17 Jahren Anschläge geplant. Ist in Haft
Der Prediger Mirsad Omerovic galt als Galionsfigur des IS in Österreich und sitzt in Haft
Mohamed Mahmoud erschoss grinsend zwei Männer und veröffentlichte
das Video. Er starb
Firas Houidi war einer der ersten bekannten IS-Kämpfer aus Österreich. Er starb
Eine wesentliche Rolle soll auch der Ex-Verein Furkan in Graz eingenommen haben. Die Moschee soll eine Art Stützpunkt des IS in Österreich gewesen sein.
Dort wurde nicht nur radikalisiert, sondern auch geübt – für den „Heiligen Krieg“. Hier sollten die künftigen Kämpfer fit werden für das Kalifat – und die vorhergehende militärische Grundausbildung im IS.
Parallel dazu warben Frauen aus dem Verein Freundinnen und Bekannte an, um sie als Ehefrauen für die Kämpfer zu gewinnen und eine neue „soziale Infrastruktur“ zu schaffen. Für die Kämpfer wurde Geld gesammelt. Bei einer „Syrien Benefiz-Veranstaltung“ steuerte Terrorist Mohamed Mahmoud (siehe re.) eine IS-Fahne bei. Insgesamt wurden 20.000 Euro eingenommen.
Zehn Verhandlungstage sind in Wien anberaumt. Am 23. Juni sollen die Urteile fallen.
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