Versorgung mit Erdäpfeln: "Auf Importe nicht angewiesen"
Als vor wenigen Tagen von den Erdäpfel-Engpässen in Amerika und in Japan zu lesen war (siehe unten), fühlte man sich in Österreich sofort an das Jahr 2019 erinnert. Da waren auf dem Heldenplatz in Wien die in diesem Jahr letzten heimischen Erdäpfel aus dem Waldviertel von Landwirten verteilt worden, um aufzuzeigen, wie sehr Schädlingsbefall und Trockenheit den Bauern zugesetzt hatten.
Gefordert wurden faire Bedingungen vor allem im Kampf gegen den Drahtwurm. Es würden Erdäpfel etwa aus Ägypten importiert, wo es bei Spritzmitteln keine so strengen Regeln gebe wie in Österreich.
Video: KURIER Talk mit Lorenz Mayr, Vizepräsident Landwirtschaftskammer
Drei Jahre später ist die Situation eine ganz andere. Engpässe wie in Amerika gibt es in Österreich derzeit nicht, sagt Lorenz Mayr, selbst Erdäpfel-Bauer im Bezirk Korneuburg und Vizepräsident der Landwirtschaftskammer NÖ. „Wir haben im vergangenen Herbst eine sehr gute Ernte einfahren können. Wir haben keine Versorgungsengpässe, wir können die Menschen in ganz Österreich mit heimischer Qualität versorgen. Wir sind auf Importe nicht angewiesen“, sagt Mayr.
Im Vergleich zu 2019 habe sich auch in der Einstellung der Konsumenten viel geändert. Es werde jetzt verstärkt auf Erdäpfel aus Österreich zugegriffen. Es gebe sogar schon Handelsketten, die Erdäpfel aus dem Ausland gar nicht mehr anbieten würden.
Höhere Kosten
Womit Lorenz Mayr noch nicht zufrieden sein kann, ist die Preisgestaltung. Auch wenn immer wieder davon die Rede sei, dass die Preise bei den Lebensmitteln hinauf gehen, die Landwirte würden das noch nicht spüren. Mayr: „Es wäre schön, wenn auch für die Produzenten die Preise dementsprechend hinauf gehen.“ Immerhin müssten die Bauern auch dafür sorgen, dass nach der Ernte im Herbst Lager angelegt werden, wo die Erdäpfel frisch bleiben.
Große Menge an "Absonderungen"
Ein Problem hatte es bei der Erdäpfel-Ernte im Vorjahr gegeben. Aufgrund der Witterungsverhältnisse war die Menge der Absonderungen sehr groß. Da geht es um jene Erdäpfel, die verwachsen sind. Die schmecken zwar genauso wie die schön geformten, sind aber kaum an die Kunden zu bringen. Diese greifen fast ausschließlich zu den runden Erdäpfeln.
Wobei Lorenz Mayr keinesfalls jammern will. Speziell die beiden Pandemie-Jahre hätten den Wert von regionalen Lebensmitteln enorm wachsen lassen. Mayr: „Wir haben bei der Direktvermarktung ein starkes Plus. Dem Konsumenten ist wichtig, wer der Produzent ist.“
Die Situation in anderen Ländern: Pommes-Engpass wegen Corona
Die Corona-Pandemie und extreme Wetterbedingungen haben zu einer globalen Erdäpfelknappheit geführt, schreibt die Washington Post. In Japan werden in McDonald’s-Standorten keine großen und mittelgroßen Pommes-Frites-Portionen mehr angeboten, nachdem pandemiebedingte Probleme in der Lieferkette und Überschwemmungen im Hafen von Vancouver Kartoffellieferungen verzögert haben. Südafrikas führende Erdäpfelchips-Hersteller warnten davor, dass Erdäpfel beunruhigend knapp seien, nachdem Frost und auch extreme Regenfälle zu niedrigeren Ernten geführt hätten.
Erdäpfelengpässe treten immer wieder auf, die Gründe sind meist schlechtes Wetter, Seuchen oder Streiks. China, Russland, Indien und die Vereinigten Staaten sind die weltgrößten Erdäpfelproduzenten. Letztes Jahr hingegen mussten US-Landwirte Millionen Erdäpfel vernichten, nachdem coronabedingte Lockdowns zu einem Rückgang der Nachfrage geführt hatten.
McDonald’s in Japan soll mittlerweile erwägen, Erdäpfel einzufliegen, um die Nachfrage zu befriedigen. Denn nach starken Schneefällen verzögerten sich die Lieferungen aus Kanada weiter. McDonald’s Japan kündigte zudem an, noch mindestens einen weiteren Monat an kleinen Pommes-Portionen festhalten zu müssen.
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