Verschwundene Millionen statt Depots mit Gold

Goldbarren
Zwei Ex-Manager der Anlagefirma Goldprofessionell stehen wegen Betrugs vor Gericht. Wie tausende Anleger Geld verloren.

Es sollte die „neue Dimension des Sparens“ sein. Doch am Ende wurde es ein Wirtschaftskrimi, bei dem Tausende Anleger insgesamt wohl einen zweistelligen Millionen-Euro Betrag verloren haben. Am Montag startete am Landesgericht Salzburg der Strafprozess rund um die Pleite der Gold-Anlagefirma Goldprofessionell, die Sparern lukrative Zinsen versprach – und sie doch nur um ihr Erspartes brachte.

Vor Gericht stehen diese und kommende Woche zwei Ex-Manager der Firma: der ehemalige Geschäftsführer, ein 53-jähriger Deutscher, und ein 58-jähriger Österreicher. Dem Strafverfahren schlossen sich 848 Geschädigte an. Laut Anklage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) sollen die beiden Ex-Manager die Anleger von Juli 2010 bis März 2016 um insgesamt 5,1 Millionen Euro geschädigt haben.

Hohe Zinsversprechen

Die Liste der mutmaßlichen Delikte ist lang. Die WKStA wirft den Männern gewerbsmäßig schweren Betrug, Veruntreuung, Vorenthalten von Dienstnehmerbeiträgen zur Sozialversicherung, betrügerische Krida und Fälschung eines Beweismittels vor. Der Krida-Vorwurf betrifft einen laut Anklage vorgegaukelten Raub von Edelmetallen in Ungarn.

Zum Prozessauftakt beteuerten beide Angeklagten ihre Unschuld. Sie sollen die Anleger mit blumigen Worten und verheißungsvollen Zinsversprechen zur Anlage ihres Geldes in Edelmetalle bewegt haben. In Verkaufsprospekten hieß es unter anderem: „Diese Anlageform hat sich seit Jahrtausenden bewährt und viele andere Finanzinstrumente überlebt.“

Schneeballsystem

30, 50 oder 100 Euro monatlich konnte man über sechs Jahre Laufzeit in Gold investieren. Das Unternehmen versprach den Anlegern ohne Gebührenverrechnung eine monatliche Bonusprämie von 9,5 Prozent. Nach sechs Jahren sollte das Edelmetall oder der Geldwert inklusive Bonus ausgeliefert werden. Bei vielen Anlegern war da aber das gesamte Geld weg.

Bei den Edelmetallsparplänen habe es sich um ein gut durchdachtes Schneeballsystem gehandelt, sagte die Staatsanwältin. „In der Tat wurden die Edelmetalle nicht in dem vereinbarten Ausmaß angekauft“, erklärte sie . „Die Angeklagten fassten den Entschluss, das Geld auch für private Zwecke zu verwenden.“

Vorwürfe bestritten

Das Geld sei statt für Gold- und Silberbarren beispielsweise für die laufenden Aufwendungen für ein Geschäft in der Salzburger Innenstadt verwendet worden, weiters für die Gehälter der beiden Angeklagten, für eine Privatwohnung in der Schweiz, für Leasingfahrzeuge, für die Entwicklung eines interaktiven, rund 1,4 Millionen Euro teuren Stadtführers und einer Schmucklinie.

2016 schlitterte erst die Schweizer Goldprofessionell AG in die Pleite, nachdem ihr die Schweizer Finanzaufsicht die Konzession entzogen hatte, dann auch die Österreich-Tochter. Insgesamt sollen 2.700 Anleger geschädigt worden sein, die insgesamt 17 Millionen Euro investiert hatten.

Die Verteidigerin des Ex-Geschäftsführers sagte, der 53-Jährige sehe zwar ein, dass er aufgrund wechselnder Unternehmensstruktur Fehler gemacht und auch falsche Entscheidungen getroffen habe, die vorgeworfenen Taten habe er aber nicht begangen. Der 58-Jährige ist einschlägig vorbestraft. Sein Anwalt sagte, die nunmehrigen Vorwürfe seien nicht haltbar: „Dem Angeklagten ist es immer um das Wohl der Kunden gegangen.“

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