Vapiano: Der "Österreichische Italiener"
Dass die Kölner Restaurantkette Vapiano mit Standorten auf der ganzen Welt erst Ende März Insolvenz angemeldet hat, schien in der Vorwoche fast vergessen: Da wurden in Wien bereits wieder Pizza, Pasta, Risotto und Co. in bekannter Manier zubereitet. Bis auf die corona-bedingten Maßnahmen scheint alles so zu sein, wie immer.
Und doch hat sich beim „Deutschen Italiener“ Wesentliches verändert. Nämlich die Besitzverhältnisse. Just an diesem 4. Juni ging die Marke Vapiano in die Hände des 43-jährigen Mario C. Bauer aus Zillingdorf (Bezirk Wiener Neustadt, NÖ) und vier Investoren über – zu welchem Preis ist nicht bekannt.
Kein Unbekannter
Bauer ist bei Vapiano kein Unbekannter. Er war 12 Jahre bei dem börsennotierten Systemgastro-Unternehmen beschäftigt und hat auf der ganzen Welt über 200 Filialen eröffnet. Als er sich 2017 aus dem Unternehmen zurückzog, war er Vorstandsmitglied.
Mit dem Erwerb der Markenrechte ist die von den Investoren neu gegründete Love and Food Holding GmbH Franchisegeber für alle Filialen der Welt – von Bahrain über Mexiko bis Wien. Außerdem hat sie 29 Filialen in Frankreich und Luxemburg und 30 Standorte in Deutschland erworben. Letztere um 15 Millionen Euro, das wurde preisgegeben.
Warum eigentlich, Mario S. Bauer
Der Spaß ging verloren
Aber warum hat Bauer seinen Vorstandsposten erst abgegeben, um nun doch wieder zurückzukehren? „Der Hauptgrund, warum ich gegangen bin, war das kurzfristige Denken eines börsennotierten Unternehmens, das sich nur von einer Quartalszahl zur nächsten hantelt. Damit konnte ich nicht mehr umgehen“, sagt er gegenüber dem KURIER. Obwohl es der bestbezahlte Job war, den er je gemacht hatte, machte es ihm keinen Spaß mehr.
„Ich möchte mit den Franchisepartnern im Restaurant sein und nicht mit Analysten im Büro.“ Die „emotionale Abnabelung war damals schwer, ich habe für die Marke gelebt“. Obwohl sie bestens gelungen sei. Er gründete unter anderem die Bio-Ketchup-Marke Curtice Brothers. Als er aber durch einen Ex-Kollegen erfuhr, wie schlecht es um Vapiano stünde, war es wie „ein Anruf von einer verflossenen Liebe, wo sofort wieder Gefühle da sind“.
Zurück zu altem Glanz
Und damit begann für ihn der Entscheidungsprozess und die Suche nach Investoren. „Natürlich hat man Zweifel, gerade ging das mit Covid-19 los, niemand wusste, was in ein paar Wochen sein wird. Es ist unklar, wie schnell Umsätze zurückkommen. Und es könnte auch eine zweite Welle kommen“, sagt der neue CEO hinter dem Vapiano-Franchising-Konzept.
Um die Marke wieder zurück in seine Glanzzeiten zu holen, möchten Bauer und seine „smarten Geldgeber“ auf das ursprüngliche Motto von Vapiano setzen: „All we do, we do with love – Alles was wir tun, machen wir mit Liebe. Das wurde durch den Börsengang leider vergessen. Aber wir glauben fest daran.“
Bleibt noch die Frage, warum der in Amsterdam lebende Niederösterreicher mit seinem Konsortium keine Filialen in Österreich gekauft hat? „Natürlich war Österreich interessant. Wir waren auch im Bieterverfahren engagiert. Aber ich bin glücklich, dass Josef Donhauser den Zuschlag gemacht hat.“ Man kenne sich persönlich – er ist auch Niederösterreicher. Außerdem ist ÖBB-Caterer Donhauser nun Franchisenehmer bei der Love and Food Holding.
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