Rückblick: Die schlimmsten Hochwasser-Fälle in Österreich

Hochwasser bei Haus
In den vergangenen 30 Jahren kam es immer wieder zu dramatischen Hochwasser-Ereignissen in Österreich, bei denen auch Menschen ums Leben kamen. Ein Überblick.

Österreich ist in der jüngeren Vergangenheit immer wieder von enormen Wassermassen heimgesucht worden. Seit dem Wochenende sind vor allem Niederösterreich und Wien von Starkregen und teils massiven Überschwemmungen betroffen.

Der menschengemachte Klimawandel lässt Extremwetterereignisse dieser Art immer häufiger und intensiver vorkommen. Vor allem im Juli 1954, im August 2002 und im Juni 2013 gab es "Jahrhunderthochwasser" im Einzugsbereich der Donau.

Chronologie seit 1990

  • 1991: Die schwerste Hochwasserlage seit den 1950er-Jahren - die Zubringer von Salzach, Inn und Enns zum Donauraum treten über die Ufer. Teile Niederösterreichs werden völlig überschwemmt, im Raum Neunkirchen und Wiener Neustadt zahlreiche Keller und Straßen überflutet. In Wien wird erstmals wieder die Hochwassermarke erreicht. In den betroffenen Gebieten werden zwischen 31. Juli und 5. August sechs Menschen getötet, auf rund 6.000 Hektar Ackerland die Ernte vernichtet. Rund 80 Prozent des bestehenden Niederwildes und 50 Prozent des Rotwildes getötet. Der Wert der Ernteausfälle bei Getreide, Gemüse und Obst beläuft sich auf rund 21,8 Millionen Euro, der Gesamtschaden (auch an Gebäuden, Uferverbauungen und Gütern) beträgt etwa 72,7 Millionen Euro.
  • 1994: Im Juli gehen über dem Osten Österreichs Gewitter nieder, die Schäden in Millionenhöhe verursachen. Auf der Wiener Hohen Warte wird innerhalb von drei Stunden mit 45 Litern/Quadratmeter mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Monatsniederschlags registriert. Besonders schlimme Auswirkungen haben die Niederschläge am Bisamberg. Mit dem Regen mitgeschwemmte Erdmassen beschädigen Weinkeller, ganze Straßenzüge und dort geparkte Pkw. Ein Mann wird von den Wassermassen erfasst und getötet. Zu Überflutungen kommt es auch in nahe gelegenen Gemeinden in Niederösterreich. In Wolkersdorf gleicht das Ortszentrum einem großen Schlammsee, bei Fischamend wird die B9 überflutet.
  • 1997: Von 4. bis 8. Juli wird Österreich vom "großen Regen" heimgesucht. In Wien stehen zahlreiche Keller unter Wasser. In Oberösterreich sind die Bezirke Steyr, Schärding, Grieskirchen, Ried im Innkreis und Gmunden am stärksten betroffen. Mit den anhaltenden Regenfällen lösen sich zahlreiche Muren. In Niederösterreich ist die B3 zwischen Stockerau und Tulln auf rund einem Kilometer bis zu 15 Zentimeter hoch überschwemmt. Im Ortszentrum von Purkersdorf reißen die Fluten eine Brücke weg. Eine Pensionistin ertrinkt im Gablitzbach. Weite Teile der Stadt Baden werden ebenso überflutet wie das Regierungsviertel in Sankt Pölten. Der gesamte Bezirk Lilienfeld ist von der Umwelt abgeschnitten.
  • 2002: Im August werden durch das Jahrhundert-Hochwasser in Österreich Schäden in einer Größenordnung von mehreren Milliarden Euro angerichtet. Neun Menschen verlieren ihr Leben. In Niederösterreich sind hauptsächlich das Waldviertel und die Regionen entlang der Donau betroffen, wobei das absolute Schadenszentrum der Unterlauf und der Mündungsbereich des Kamps sind. In Oberösterreich trifft es das Machland und das Eferdinger Becken, viele weitere Schadenszentren sind über das Bundesland verteilt. In der Steiermark gibt es ein lokales Hochwasserereignis mit Schwerpunkt im Bezirk Liezen, in Tirol ein kleinräumiges Ereignis mit Zentrum in St. Johann. Salzburg ist ebenfalls betroffen.
  • 2005: Am 11. Juli verursacht Dauerregen vor allem in Salzburg große Schäden. Am stärksten betroffen ist Mittersill im Pinzgau. Der ganze Ort wird überflutet, sogar das Krankenhaus muss geräumt werden.

Schwere Unwetter suchen Österreich am 22. August heim. In der Steiermark stirbt in der Gemeinde Gasen eine 50-Jährige durch eine Mure. Einen Tag später steigen die Pegel in Westösterreich dramatisch an. Der Bahnverkehr in Vorarlberg kommt komplett zum Erliegen, die Verkehrsverbindungen zwischen Tirol und Vorarlberg müssen gesperrt werden. Im Tiroler Ötztal kommt ein Arbeiter unter einer Steinlawine ums Leben, in Vorarlberg werden zwei Menschen vermisst.

  • 2006: Dramatische Szenen spielen sich im Frühjahr in Niederösterreich ab. Am 3. April bricht bei Jedenspeigen (Bezirk Gänserndorf) der Damm der March. Die Wassermassen führen in Dürnkrut zu Überflutungen, die halbe Gemeinde muss evakuiert werden. Die Lage spitzt sich über Tage zu. Regenfälle und Schneeschmelze hatten zuvor den Wasserstand der Donau und der meisten Nebengewässer im Wein- und Waldviertel ansteigen lassen. Die Thaya tritt in den Bezirken Waidhofen a.d. Thaya und Horn an vielen Stellen über die Ufer. Auch der Pegel des Kamp steigt.

Extreme Regenfälle führen Ende Juni erneut zu einer extremen Hochwassersituation im nördlichen Waldviertel. Der Pegel der Thaya steigt in ungeahnter Form an. Besonders betroffen sind Raabs a.d. Thaya, wo der Hauptplatz unter Wasser steht und große Zerstörungen an Häusern angerichtet werden.

  • 2007: So viel Regen innerhalb kurzer Zeit wie sonst im ganzen Monat sorgen im September für massive Probleme. In Steyr tritt die Enns, in Klosterneuburg die Donau über die Ufer. Lilienfeld wird zum Katastrophengebiet erklärt.
  • 2009: Ende Juni und Anfang Juli führen immer wieder Niederschläge zu Überschwemmungen und prekären Situationen in Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland. Teilweise erreichen die Regenmengen neue Rekorde.
  • 2012: Heftige Regenfälle, Hagel und Sturm führen im Juli vor allem in der Obersteiermark zu schweren Verwüstungen durch Muren und Hochwasser. Der Ortskern von St. Lorenzen im Paltental im Bezirk Liezen wird von einer meterhohen Schlammlawine erfasst, Dutzende Menschen müssen ihre Häuser teilweise per Luftbrücke verlassen. In Thörl (Bezirk Bruck/Mur) stirbt ein 47-jähriger Fußgänger unter einer Mure.
  • 2013: Nach anhaltenden Regenfällen wird die Alpennordseite Anfang Juni von einer Hochwasserwelle heimgesucht. Während es zunächst Vorarlberg, das Tiroler Unterland und Salzburg trifft, bewegen sich die Fluten danach in Richtung Osten. Donau und Enns treten in Oberösterreich über die Ufer, während die Schutzwände in Niederösterreich, wo vorhanden, den Anforderungen gewachsen sind. Erst nach Tagen zeichnet sich erste Entspannung ab. Der Schaden bleibt zwar weit unter jenem des Jahres 2002, beträgt aber dennoch Hunderte Millionen Euro.
  • 2018: Der Bezirk Lienz ist Ende Oktober nach Sturm und Starkregen vorübergehend am Straßenweg nicht erreichbar. Auch in zahlreichen kleineren Orten stellt sich die Situation ähnlich dar. In Arnbach im Gemeindegebiet von Sillian überschreitet der Pegel der Drau die hundertjährliche Hochwassermarke. Die Drau tritt aber nicht über die Ufer. Auch in Kärnten werden mehrere Ortschaften nach Unwetter- und Hochwasserschäden von der Umwelt abgeschnitten.
  • 2021: Starke Niederschläge lösen in mehreren Bundesländern Hochwasser-Alarm aus. Besonders die Innenstädte von Hallein in Salzburg und Kufstein in Tirol stehen unter Wasser, auch in Wien meldet die Feuerwehr mehr als 900 Einsätze wegen überfluteter Keller und dergleichen.

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