Unwetter: Todesopfer, Straßensperren und Evakuierungen

Die Etsch im italienischen Egna kam an ihre Grenzen
Am Sonntag erreichten die Unwetter ihren vorläufigen Höhepunkt - mit teils dramatischen Auswirkungen: Brennerbahn und -autobahn sind gesperrt.

Drei Todesopfer im Burgenland, drei Todesopfer in Italien. Das war am Sonntagnachmitag die traurige Bilanz jener Unwetterfront, die sich seit Freitag der Vorwoche immer wieder über Mitteleuropa entladen hatte. Doch das war noch nicht alles.

In Tirol sorgte der fast ununterbrochene Dauerregen für besorgniserregende Wasserstände: Im Valstertal traten Bäche über die Ufer, im Zillertal lösten die Niederschläge einen Felssturz aus.

Besonders betroffen war Südtirol, wo es zu zahlreichen Vermurungen und Überschwemmungen kam.

Aktuelle Informationen über die Verkehrslage in Norditalien finden Sie hier.

Dort mussten die Einsatzkräfte am Wochenende einige Hunderte Male ausrücken. Nicht nur kleinere Bäche traten über die Ufer, auch große Flüsse wie der Eisack waren am Limit.

In Italien musste sowohl die Brennerbahnstrecke als auch die Brennerautobahn gesperrt werden. Außerdem wurden aufgrund der Unwetter neben Teilen der Gemeinde Neumarkt nun auch Teile der Gemeinde Klausen evakuiert werden müssen. Der Eisack trat über die Ufer, teilte das Land Südtirol Sonntagabend mit.

Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, öffentliche Straßen und Plätze zu verlassen und sich in höher gelegene Stockwerke zu begeben.In Neumarkt wurden zuvor 320 Menschen aus der Gefahrenzone wegen eines drohenden Dammbruchs und Überflutungen geholt. Die Turnhalle der Mittelschule kam als Unterkunft zum Einsatz. Es seien aber bisher nur kleinere Abschnitte des Radweges im Unterland überschwemmt worden.

In Neumarkt, Branzoll und Salurn steigen die Pegelstände aber noch leicht - die kommenden fünf bis sechs Stunden seien entscheidend, hieß es.Neben gesperrten Straßen und der Brennerbahnstrecke im Eisacktal wurde nun auch ein Teil der Brennerautobahn (A 22) gesperrt. Zwischen Bozen Süd und San Michele war kein Durchkommen.

Im Lauf des Tages musste nach einer Mure die Brenner-Staatsstraße im Eisacktal gesperrt werden. Vorsichtshalber wurde auch der Betrieb der Brenner-Eisenbahn zwischen Brixen und Bozen eingestellt, auch die Brennerautobahn südlich von Bozen wurde gesperrt.

Die Unwetter hielten die Südtiroler Einsatzkräfte am Wochenende auf Trab: Bisher wurden rund 400 Einsätze gezählt, 3.000 Feuerwehrleute sind im Einsatz.

Probleme im Zugverkehr

Wegen Unwetterschäden ist der Zugverkehr auf der Strecke zwischen Innsbruck in Österreich und dem italienischen Bozen seit Sonntagabend unterbrochen.

Betroffen seien die EC-Züge München-Innsbruck-Verona, teilte die Deutsche Bahn via Twitter mit. Es komme zu Verspätungen und Haltausfällen.

Evakuierungen in Südtirol

Aufgrund des Unwetters in Südtirol werden Teile der Gemeinde Neumarkt evakuiert. Es drohen ein Dammbruch sowie Überflutungen, teilte das Land Südtirol am Sonntag mit. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, unter anderem Wertgegenstände, Lebensmittel und Bekleidung in höher gelegene Stockwerke zu bringen, vor dem Verlassen des Gebäudes Fenster und Türen zu schließen sowie Strom und Gas abzuschalten.

Auch in Klausen zeigte sich eine gefährliche Situation, der Eisack führt Hochwasser. Die Menschen sollen öffentliche Straßen und Plätze verlassen und sich in höher gelegene Stockwerke begeben, hieß es von der Agentur für Bevölkerungsschutz.

Zudem war in Klausen auch die Bahninfrastruktur betroffen: Die Brennerbahnlinie im Eisacktal wurde am Nachmittag gesperrt. Aufgrund der Überlastung der Autobahn gestalte sich die Organisation des Schienenersatzverkehrs schwierig, so die Verantwortlichen. Nachdem die Lage im Unterland ebenso kritisch sei, werde nun laufend beobachtet und überprüft, ob auch hier eine Sperre der Bahnlinie erforderlich sei.

Am Samstag hatte der Zivilschutz in Südtirol zunächst die Aufmerksamkeitsstufe „ALFA“ auf der Gefahrenskala ausgerufen. Am Sonntag wurde auf die Vorwarnstufe „BRAVO“ erhöht, zunächst bis Montag zu Mittag.

"Präventive Einsätze" in Tirol und Vorarlberg

In Tirol und Vorarlberg haben sich die Auswirkungen der heftigen Regenfälle in Grenzen gehalten. In Tirol war es lediglich zu 13 unwetterbedingten Einsätzen gekommen, unter anderem wegen überfluteter Keller. Der Valser Bach (Bezirk Innsbruck-Land) führte zu viel Wasser, in St. Jodok und Vals gab es daher „einige eher präventive Einsätze“, hieß es von der Leitstelle.

Auch im Osttiroler Defereggental waren die Feuerwehren wegen einer Vermurung im Einsatz, die Straße ins Tal war daher ab Hopfgarten gesperrt. Im Zillertal kam es zu einem Felssturz auf eine Privatstraße, eine Materialseilbahn wurde dabei beschädigt.

Unwetter: Todesopfer, Straßensperren und Evakuierungen

Dieser tonnenschwere Felsblock löste sich nach massiven Regenfällen im Zillertal

Unter Beobachtung war am Sonntag die Isel in Lienz, hier stand man kurz vor einem 30-jährigen Hochwasser.

Vorarlberg: 33 Einsätze

In Vorarlberg mussten die Einsatzkräfte 33 Mal aufgrund des Regens ausrücken. Dabei habe es sich aber um „nichts dramatisches“ gehandelt, hieß es bei der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle. Der Rhein erreichte Sonntagabend ein ein- bis fünfjähriges Hochwasser.

Die Fuß- und Radwege wurden entlang des Flusses ab der Diepoldsauer Rheinbrücke bis zum Bodensee gesperrt. Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen, sich aus Sicherheitsgründen nicht in der Nähe des Rheins aufzuhalten. Die Feuerwehren waren an Ort und Stelle, mussten aber bisher keine Maßnahmen ergreifen.

Ab Sonntagabend sollte sich die Situation wieder entspannen. Die Rheinvorländer bleiben jedoch weiterhin aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Kärnten: 2.000 Haushalte ohne Strom, Straßen wieder frei

Die Nacht auf Sonntag verlief in Kärnten zunächst noch ruhig. Doch im Lauf des Tages nahmen die Niederschläge vor allem im Oberen Gailtal und Drautal zu. Am Nachmittag waren rund 2.000 Haushalte südlich der Drau ohne Strom. In Villach wurde in Erwartung eines fünfjährigen Hochwassers die Draubermen geperrt.

"Wir beobachten die Situation und sind laufend mit den Kollegen in Kontakt. Durch den starken Wassereintrag in Oberkärnten wird bei uns in ein paar Stunden der Wasserspiegel ansteigen", erklärt Harald Geißler, Kommandant der Hauptfeuerwache Villach, auf der Homepage der Stadt.

Am Sonntagabend standen die Feuerwehren auch in Lavamünd im Einsatz, dort wurde der Uferbereich geschützt.

Im Lauf des Tages mussten die B 111 Gailtalstraße, die B110 Plöckenpassstraße und die B90 Nassfeldstraße wegen Vermurungen gesperrt werden. Am Sonntagabend waren die Sperren allerdings wieder aufgehoben.

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