Unwetterchaos in NÖ: Hollabrunn "unter Wasser", über 100 Einsätze
Nach einem Unwetter am Freitagabend im Raum Hollabrunn sind am Samstag Aufräumarbeiten im Gange gewesen. Um die 50 Feuerwehren mit rund 700 Mitgliedern rückten nach starken Niederschlägen zu über 100 Einsätzen aus.
Am Tag darauf waren die Helfer damit beschäftigt, Häuser und Straßen zu reinigen. "Die Hauptrouten sind wieder befahrbar", sagte Stefan Obritzhauser, Kommandant der FF Hohenwarth, zur APA. Der Zugverkehr zwischen Hollabrunn und Göllersdorf war weiter unterbrochen.
Innerhalb kürzester Zeit waren laut Obritzhauser mehr als 100 Millimeter Regen gefallen. Wegen des starken Unwetters spitzte sich die Lage gegen 19.00 Uhr zu. Zwei Katastrophenhilfsdienst-Züge wurden alarmiert. Die "Augustwiesn" in Hollabrunn wurde evakuiert, die Gäste wurden in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und der Stadtgemeinde im Stadtsaal untergebracht. 22 Pferde wurden aus einem Reiterhof gerettet.
Straßen wurden unterspült, teilweise abgetragen und mussten gesperrt werden, betroffen war etwa die L43 im Raum Hollabrunn. Teilweise stand das Wasser bis zu einen Meter hoch, berichtete die Feuerwehr in einer Aussendung. Die Einsatzkräfte mussten Straßen säubern und umgestürzte Bäume entfernen. Die Hauptrouten waren am Samstag bereits wieder befahrbar, Nebenstraßen waren teilweise noch mit Schlamm bedeckt. Es wurde erwartet, dass die Aufräumarbeiten bis in die Abendstunden andauern.
Da der Bahndamm unterspült wurde, wurde der Zugverkehr auf einem Abschnitt der Nordwestbahn eingestellt. Wegen Reparaturarbeiten nach Unwetterschäden war zwischen Hollabrunn und Göllersdorf kein Zugverkehr möglich, informierten die ÖBB am Samstag auf ihrer Webseite. Die Sperre soll bis in die Mittagsstunden dauern. Für S-Bahnen und den Regionalverkehr wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.
In der Ortschaft Oberfellabrunn, ein Teil von Hollabrunn, sei das Wasser 30 bis 40 Zentimeter hoch gestanden, berichtete Obritzhauser. Die Pegel des Runzenbaches und des Göllersbaches im Raum Hollabrunn und Göllersdorf stiegen an. Das Umspannwerk Hollabrunn wurde überschwemmt, mithilfe von Großpumpen konnte die kritische Lage entschärft werden. Selbst das Feuerwehrhaus wurde überschwemmt. Gleichzeitig gab es mehrere Verkehrsunfälle. Insgesamt wurden fünf Personen verletzt.
Im Raum Göllersdorf wurde ein Hochwasser-Rückhaltebecken mit kritischem Wasserstand durch den Einsatz von Großpumpen gesichert. Bei einem Dammbruch im Bereich Mitterweg in der Stadt Hollabrunn waren die Einsatzkräfte auch mit Telelader im Einsatz. Mehr als 1.800 Sandsäcke wurden bereitgestellt.
Sturmwarnung beim Frequency
Bei extremer Hitze ging am Freitag der dritte Tag des Frequency-Festivals in St. Pölten in Szene. Gegen 19 Uhr wurden die Tausenden Besucher dann vor einem schweren Gewitter gewarnt, das Spielverderber werden könnte. "Storm Warning" hieß es, man sollte sich auf schlechtes Wetter in den nächsten Stunden einstellen und den Anweisungen des Sicherheitspersonals folgen. Kurz darauf setzte auch schon Regen ein. Der guten Stimmung tat das keinen Abbruch, die Musik ging plangemäß weiter und gegen 20 Uhr gab es zwar als Kulisse Blitze in der Ferne, der Regen hörte aber wieder auf und das Programm konnte plangemäß weitergehen.
Warnungen gab es laut UWZ (Unwetterzentrale) vor allem für das westliche und nördliche Niederösterreich. In der Nacht auf Samstag ist weiter mit kräftige Gewittern mit Starkregen und Sturmböen zu rechznen, am Samstag kämen dann lokale, teils auch kräftige Gewitter, in den Norden und Osten.
Arlberg-Bundesstraße nach Mure gesperrt
Auch in anderen Bundesländern gab es Unwetter mit Starkregen. Freitagabend gab es einen Murenabgang bzw. Erdrutsch auf die Arlberg-Bundesstraße bei St. Anton am Arlberg in Tirol (Bezirk Landeck). Die Straße musste daraufhin laut Medienberichten auf Tiroler Seite vorerst gesperrt werden.
Samstagvormittag liefen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. 350 Kräfte von Feuerwehren, aber auch Bergrettung und Rotem Kreuz standen im Einsatz, sagte Peter Mall vom örtlichen Krisenstab zur APA. Vor allem gehe es darum, Keller und Garagen auszupumpen sowie die Geschiebebecken vom Geröll zu befreien.
Letzteres sei vor allem deshalb wichtig, weil schließlich für dieses Wochenende wieder Regenfälle prognostiziert worden waren. Die Aufräumarbeiten dürften zumindest den Samstag über in Anspruch nehmen. Man habe es mit "26 Einsatzstellen" zu tun, erklärte Mall. Diese seien bis in die Nacht gesichtet worden und würden nun beständig abgearbeitet.
Dramatische Szenen
Eine große Mure war am sogenannten Jungbrunntobel abgegangen, zwei Bäche traten laut Mall daraufhin über die Ufer, es kam zu Verklausungen. Wasser drang in Keller von Häusern ein, einige Straßen wurden geflutet. Das unmittelbare Ortszentrum der bekannten Tourismusgemeinde wurde zwar auch etwas in Mitleidenschaft gezogen, dort hielt sich aber das Ausmaß an Überschwemmungen und damit auch an Schäden in Grenzen, hieß es.
Dramatische Augenblicke spielten sich, wie auch Videoaufnahmen zeigten, am Ufer der Rossana ab. Die Wassermassen rissen mindestens drei Autos in den Fluss. Es befanden sich aber keine Personen in den Pkws, generell lagen keine Informationen über Verletzte vor, so Mall.
Am Vormittag fand auch ein Hubschrauberflug mit Landesgeologie und Wildbachverbauung statt, um mögliche Gefahrenstellen bzw. Gefahrenpotenziale auszuforschen. Auch Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP), selbst im Bezirk Landeck beheimatet, wollte sich Samstagvormittag an Ort und Stelle ein Bild der Lage machen.
Unterdessen blieb die Arlberg-Bundesstraße bzw. Passstraße (B 197) bei St. Anton, auf die eine Mure abgegangen war, vorerst weiter für den Verkehr gesperrt. Da auch der Arlbergtunnel derzeit wegen Sanierungsarbeiten gesperrt ist, waren somit vorerst beide Straßenverbindungen am Arlberg unpassierbar. Vorarlberg war von Tirol aus vorerst nur über das Lechtal bzw. Deutschland erreichbar. Auch hier sollte es noch im Laufe des Samstags Klarheit geben, wann die Sperre aufgehoben werden kann. Wie die Vorarlberger Polizei Samstagvormittag mitteilte, wurde die Straße auf Tiroler Seite bereits geräumt, wies allerdings Schäden auf, durch die eine Befahrung für den öffentlichen Verkehr derzeit noch nicht möglich sei.
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