Unterwegs mit einem Security: „Angst spielt immer eine Rolle“

Unterwegs mit einem Security: „Angst spielt immer eine Rolle“
Der KURIER begleitete einen Bewacher auf seiner nächtlichen Tour. Noch gibt es keine vorgeschriebene Ausbildung in der Branche.

Bis zu 30 Alarmeinätze werden im „War-Room“ des Sicherheitsdienstleisters ÖWD im dritten Bezirk täglich ausgerufen. Hier startet der Alarm- und Revierfahrer Matthias Hoffmann seinen Dienst. Ausgerüstet mit Pfefferspray, Elektroschocker und Handschellen macht er sich gegen 20 Uhr auf in die Nacht. Zehn Stunden wird er sein Revier abfahren.

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Die Alarmzentrale des ÖWD.

Zu „seinen“ Objekten gehören Villen, Firmen, Tankstellen, Banken und Juweliere. Auf der Tour liegt aber auch ein leerstehendes Firmenareal am Wienerberg. Bestimmt schreitet der 38-Jährige in seiner schwarzen Uniform über den bewachsenen Feldweg auf die verfallenen Gebäude zu. Das Gelände ist nur im Lichtkegel seiner Taschenlampe erkennbar.

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Bewacher Matthias Hoffmann ist seit 17 Jahren beim ÖWD.

Die Fenster sind eingeschlagen und mit Pressspanplatten verschlossen. „Hier werden oft Raves veranstaltet. Vor zwei Jahren brach bei einer illegalen Party einen Brand aus, deswegen kontrollieren wir“, sagt der Bewacher.

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Mit seiner Taschenlampe leuchtet sich der Security seinen Weg.

"Das schreckt viele ab"

Hierher bringt Matthias Hoffmann auch neue Mitarbeiter, um sie zu testen. „Viele wissen nicht, dass wir auch in die Gebäude gehen. Das schreckt viele ab“, sagt er. Selbst hat er eigentlich Einzelhandel gelernt, nach dem Bundesheer wechselte er aber in die Sicherheitsbranche. „Der Nervenkitzel und die Möglichkeit, Menschen zu helfen, haben mir gefallen“, sagt er. Es gebe aber auch Kollegen, die wegen der ständigen Gefahr und den Arbeitszeiten aufgehört hätten.

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Der Bewacher kontrolliert jede Nische des Hauses.

Obwohl es derzeit keine gesetzliche Regelung gibt, was ein Security können muss, hat sich der ÖWD als Mitglied im Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs selbst verpflichtet, seinen Mitarbeitern eine gewisse Qualifikation zu ermöglichen. „Die Ausbildung besteht aus internen und externen Kursen, die von Aufzugsbergung bis zum Schießtraining reichen“, erklärt ÖWD-Direktor Alexander Kiss. Dadurch sei man aber teurer als andere Anbieter.

Verhandlungen

„Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, findet Gewerkschafterin Ursula Woditschka, die in der derzeitigen Situation einen Grund für Lohn- und Sozialdumping in der Branche sieht. „Die Securitys werden in immer mehr Bereichen eingesetzt, die früher staatlich waren“, sagt sie. Um dem nachzukommen, werde billiges und unqualifiziertes Personal eingesetzt. Die Sozialpartner arbeiten deswegen an einem Verordnungsentwurf, in welchem ein Lehrgang vorgeschrieben werden soll, sagt Thomas Kirchner vom Fachverband für Dienstleister in der Wirtschaftskammer. Ende Mai gebe es dazu eine Sitzung.

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Die Spuren des Brandes vor zwei Jahren.

Inzwischen hat Hoffmann das verfallene Haus aufgesperrt. „Sicherheitsdienst!“, ruft er laut. Stille. Es scheint niemand da zu sein. „Es ist immer besser, sich anzukündigen“, erklärt er. „Überraschte reagieren gefährlicher“. Zu sehen sind an diesem Tag nur Spinnweben, Graffitis und Spuren des Brandes. „Natürlich spielt Angst immer eine Rolle“, sagt der Wachmann. Er sei aber für den Ernstfall ausgebildet.

„Selbst bei einer Schießerei fängt man erst nachher an zu denken, was alles passieren hätte können“, erzählt Hoffmann, der in 17 Jahren beim ÖWD selbst das schon erlebt hat.

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