Ewelina Klein, ÖBB-Expertin für Vegetationskontrolle, erklärt: „Mit dem "Green Tracker" können wir durch die Grünerkennung eine effiziente Vegetationskontrolle auf unserem Strecken durchführen.“ Der Zug ist gespickt mit Kameras mit optischer und EDV-gestützter Grünerkennung, die während der Fahrt mit etwa 50 km/h erfassen, wenn sich grüne Pflanzen am Gleiskörper oder bis vier Meter von der Schienenmitte entfernt neben den Gleisen breit machen. Und schon werden die entsprechenden Düsen aktiviert, die das Vertilgungsmittel punktgenau auf das – ungeliebte – Grün sprühen. So ist gewährleistet, dass nur auf etwa einem Viertel des Netzes tatsächlich auch Pflanzengift eingesetzt wird.
Das führt zu einer massiven Einsparung von Spritzmittel und Wasser. Und eines sparen die ÖBB sich und der Umwelt seit heuer ganz: Glyphosat, über dessen Verbot seit Jahren diskutiert wird. Ein Teilverbot gibt es, in der Landwirtschaft ist es weiter erlaubt. Die ÖBB waren laut eigenen Angaben alleine für etwa ein Prozent des Glyphosat-Verbrauchs in Österreich verantwortlich. Die ÖBB verwenden nun kostenintensiveres Flazasulfuron und Flumioxazin, vom Bundesamt für Ernährungssicherheit für Gleisanlagen zugelassene Mittel.
Im Zug „leben“ zwei „Bediener“, sie sind 16 Stunden pro Tag unterwegs. Immer vier Stunden Dienst, dann vier Stunden frei. Zwei Wochen durchgehend, außer am Wochenende. Dann zwei Wochen daheim. Mario Ströbel und Jürgen Spitzer versehen beim KURIER-Lokalaugenschein Dienst.
Sie haben den "Green Tracker" mit entwickelt, ein gemeinsames Projekt der ÖBB mit der Firma Electric Engeneering GmbH Automatisierungstechnik. Der Spritzzug, intern auch „Unkrautwaggon“ genannt, feiert heuer seinen 10. Geburtstag.
Man muss sich gut verstehen, sagen die zwei Gmundner, die sich in den zwei Wochen immer einen Waggon als privaten Rückzugsraum teilen. Dort kochen sie gemeinsam nach Dienstschluss, schauen fern und verbringen ihre Pause. Während der andere am Steuerungsplatz vor den sieben Monitoren mit unzähligen Kamera-Einstellungen, Streckenplänen und Schaltknöpfen sitzt und dafür sorgt, dass die Vertilgung des ungeliebten Grüns ordnungsgemäß funktioniert.
Glyphosat und ein Verbot, das keines ist
Vor knapp einem Jahr wurde vom Nationalrat ein Teilverbot für Pflanzenschutzmittel mit Glyphosat beschlossen. Im Wesentlichen wurde das Herbizid auf Flächen, die von der Allgemeinheit oder von gefährdeten Personengruppen genutzt werden, untersagt. Dazu zählen etwa Sportplätze und Parks. Auch in Kleingärten werden die Mittel nicht mehr zugelassen, in der Landwirtschaft ist der Einsatz aber nach wie vor erlaubt.
Aktuell hat im Gegensatz zur Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) ihre Bewertung zum Pflanzenschutzmittel Glyphosat bereits abgeben und das Herbizid als giftig für Wasserlebewesen, aber nicht krebserzeugend klassifiziert, was vonseiten der Umweltschutzorganisationen Global 2000 und Greenpeace kritisiert wurde. Beide NGOs erinnern an die Bewertung der WHO-Krebsforschungsagentur IARC, die den Unkrautvernichter 2015 – im Gegensatz zu anderen Behörden – als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen eingestuft hat.
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