Abmachungen einhalten
Doch das geschah nicht. "Konntest du mit Norbert schon reden in meiner Sache?", fragte Stieglitz bei Strache nach. Nachsatz: "Abmachungen sollen eingehalten werden."
Strache hat nachgefragt, das gesteht er zu. "Er (Stieglitz) hat Zusage von Norbert und mir", leitete er weiter. Also doch eine Chefentscheidung? "Im Sinne von: Ich schlage jemanden vor, oder frage nach. Mehr nicht." Auch als Stieglitz in den ÖBB-Aufsichtsrat wollte, brachte sich Strache ein. Aus moralischen Überlegungen, wie er sagt. "Wenn der Norbert Hofer etwas zusagt und nicht einhält, fällt das auf uns zurück. Also ist seine Zusage auch quasi für mich bindend."
Ob eine Urgenz eines Vizekanzlers nicht ein besonderes Gewicht habe? "Jeder kann nachfragen. Und ein Norbert Hofer hätte sich auch niemals von mir sagen lassen, was er zu tun hat."
Strache verliert kein schlechtes Wort über Stieglitz. "Der hat aus Nichts nur mit Fleiß etwas geschaffen. Es ist ja nicht so, dass ich mich für den Sigi genieren muss. Er ist ja geeignet."
Geld habe da keine Rolle gespielt, betont Strache. Auch wenn es geflossen ist. Konkret an den FPÖ-nahen Verein Austria in Motion.
Beziehungsprobleme
Die Geschichte der beiden Angeklagten reicht ins Jahr 2011 zurück. Damals lernte man sich bei einer Geburtstagsfeier kennen. "Wir waren uns sympathisch", berichtet Strache. Bei nachfolgenden Treffen habe hauptsächlich er die Rechnung übernommen. "Das war so üblich."
Gesprochen wurde auch viel über Privates. "Über Beziehungsprobleme haben wir uns intensiv ausgetauscht. Ich bin dem Sigi mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Und auch ich habe über meine Probleme und die Trennung mit ihm geredet."
Wie kann es dann sein, dass Strache die aktuelle Lebensgefährtin von Stieglitz nicht kannte? "Er hatte viele Damenbekanntschaften. Vielleicht habe ich da den Überblick verloren."
Aber natürlich sei es auch um Politik gegangen. Schon vor der Regierungsbeteiligung habe man Ausschau nach Personen gehalten, die im Fall der Fälle Ämter übernehmen könnten. Stieglitz sei so einer gewesen - obwohl er gar kein FPÖ-Mitglied (mehr) gewesen wäre.
Eiszeit
Stieglitz selbst ist am zweiten Prozesstag eher wortkarg. Auf Anraten seines Verteidigers verweigert er die Beantwortung der Fragen durch die Oberstaatsanwältin. "Dass das zwischen uns zwei nicht funktioniert, wissen wir ja mittlerweile", erklärt Stieglitz. Er spielt auf seine 12-stündige Befragung im Vorfeld an.
Der Oberösterreicher betont, keine Gegenleistung für seine Geldspende erwartet zu haben. Auch eine Einladung für Strache und Hofer nach Dubai (die beiden reisten schlussendlich nicht mit) habe einen rein freundschaftlichen Konnex gehabt.
In einer kurzen Verhandlungspause verschüttet Stieglitz seinen Kaffee. "Da krieg ich gleich das Reißerte nach der Frau Oberstaatsanwältin", lacht er. Strache hilft mit einem Taschentuch aus. "Danke, Herr Zweitangeklagter", lacht Stieglitz.
Fortsetzung am Freitag.
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