Tödliche Unfälle 2024: Wenn Ablenkungen am Steuer Leben gefährden
349 Menschen sind im abgelaufenen Jahr 2024 auf Österreichs Straßen tödlich verunglückt, um um 13,2 Prozent weniger als im Jahr 2023 (402). Das meldet das Bundesministerium für Inneres am Neujahrstag. Nur im ersten Coronajahr 2020 gab es mit 344 Getöteten noch weniger Opfer im Straßenverkehr in Österreich. Im zweiten Coronajahr 2021 lag die Zahl der Verkehrstoten bei 362, im Jahr 2022 bei 370.
Langfristig bedeutet dies die zweitniedrigste Opferzahl seit Beginn der Aufzeichnungen im Innenministerium im Jahr 1950. „Diese Statistik unterstreicht die gute und gewissenhafte Arbeit der Polizei auf den österreichischen Straßen. Der Schwerpunkt bei der Verkehrsüberwachung liegt auf der Sicherheit und dem Schutz aller Fußgänger, Rad- und Autofahrer vor einer kleinen Minderheit, die sich nicht an die Regeln halten will. Bei solchen Verstößen wird die Polizei auch im neuen Jahr konsequent einschreiten", so ÖVP-Innenminister Gerhard Karner.
Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit: „Die Jahresstatistik bestätigt die wertvolle Arbeit der Kolleginnen und Kollegen im Rahmen der Verkehrspolizei. Die Polizistinnen und Polizisten wurden auf Alkohol- und Drogenlenker sensibilisiert, regelmäßige Schwerpunktkontrollen tragen zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer bei“.
Jeder schwere Verkehrsunfall ist mit Leid für Opfer und Angehörige verbunden, deshalb ist größtmögliche Verkehrssicherheit ein wichtiges Anliegen für die Polizei und das Innenministerium. Neben der Überwachung und Kontrolle sind Prävention und Bewusstseinsbildung wesentliche Aufgaben der Exekutive zur Verhinderung von Unfällen. Die Polizei wird deshalb ihre Präsenz an unfallträchtigen und gefährlichen Stellen weiter verstärken. Durch punktgenaue Maßnahmen und Schwerpunktaktionen sollen Raser, Drängler und Alkolenker aus dem Verkehr gezogen werden.
348 Verkehrstote sind weniger als ein Achtel der Todesopfer vom Jahr 1972. In diesem bisher „schwärzesten Jahr“ der Unfallstatistik gab es 2.948 Tote. Dabei hat sich die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge in Österreich seit 1972 von 2,5 Millionen auf 7,3 Millionen im Jahr 2024 nahezu verdreifacht. Noch vor zwölf Jahren (2012) mussten mit 531 Getöteten deutlich mehr als 500 Verkehrstote beklagt werden.
Zahlen aus den Bundesländern
Die meisten Verkehrstoten gab es 2024 in Niederösterreich, 83 Menschen kamen auf den Straßen des Bundeslandes ums Leben. Zum Vergleich: 2023 waren es 100.
In Niederösterreich ereignete sich auch der schwerste Unfall des vergangenen Jahres. Am Donnerstag, den 30. Mai, gegen 21 Uhr, wurden die Einsatzkräfte zur B17 im Gemeindegebiet von St. Egyden am Steinfeld (Bezirk Neunkirchen) gerufen. Bei einem Überschlag eines Klein-Lkws in einem Kreisverkehr wurden vier Insassen getötet und zwei weitere schwer verletzt. Bei den Personen handelte es sich um vier lettische, einen russischen und einen schwedischen Staatsangehörigen.
Auf Niederösterreich folgen laut Statistik Oberösterreich mit 72 Toten (2023: 75) und die Steiermark mit 61 (2023: 81).
Im Burgenland gab es im abgelaufenen Jahr 16 Verkehrstote (2023: 21), in Kärnten 29 (30), in Salzburg 28 (35), in Tirol 32 (35), in Vorarlberg 7 (13) und in Wien 20 (12).
Eine Zunahme der Zahl an Verkehrstoten gab es in Wien, in allen anderen Bundesländern konnten Rückgänge registriert werden. Niederösterreich und Vorarlberg verzeichneten im Jahr 2024 die bisher geringsten Zahlen an Verkehrstoten seit 60 Jahren.
Verkehrsbeteiligung
Bei den tödlichen Verkehrsunfällen 2024 verloren 147 Pkw-Insassen ihr Leben, 82 Motorradfahrer (davon 27 mit Leichtmotorrädern), 46 Fußgänger, 32 Radfahrer (davon 20 mit Elektro-Fahrrädern), sowie 21 Lkw-Insassen (davon 13 im Klein-Lkw). Außerdem verloren sieben Lenker von E-Scootern, sechs Mopedfahrer, vier Traktor-Lenker, zwei Lenker einer selbstfahrenden Arbeitsmaschine und ein Lenker eines Seniorenmobils ihr Leben.
Gegenüber dem Vorjahr gibt es überwiegend Rückgänge. Die Anzahl der getöteten Motorradfahrer blieb unverändert, leicht angestiegen ist die Zahl der getöteten Lkw-Insassen.
Ablenkung als Unfallursache Nummer 1
Als vermutliche Hauptunfallursachen der tödlichen Verkehrsunfälle gelten Unachtsamkeit oder Ablenkung (33,1 Prozent), nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (23,6 Prozent) und Vorrangverletzung (13,5 Prozent). Auch kam es bei den Betroffenen zu Herz- oder Kreislaufversagen oder akuten Erkrankungen am Steuer (5,8 Prozent). Zu den weiteren Ursachen zählt Überholen (5,5 Prozent), Fehlverhalten von Fußgängern (4,6 Prozent), Missachtung von Geboten oder Verboten (3,5 Prozent), technische Defekte/mangelnde Ladungssicherung (1,7 Prozent), Übermüdung (1,2 Prozent) und mangelnder Sicherheitsabstand (0,6 Prozent). Alkohol, Drogen oder Medikamente waren bei 24 oder 6,9 Prozent der tödlichen Unfälle gegeben.
Gegenüber 2023 gab es Verschiebungen, es wurden weniger Unfälle durch Fehlverhalten von Fußgängern, mangelnder Sicherheitsabstand, Missachtung von Geboten/Verboten, nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit, Überholen, Übermüdung und Vorrangverletzung registriert. Bei den Hauptursachen Alkohol, Drogen oder Medikamente, Erkrankungen am Steuer sowie technische Defekte/mangelnde Ladungssicherung und Unachtsamkeit/Ablenkung gab es Anstiege.
Die meisten Unfälle passierten auf ehemaligen Bundesstraßen
32 Verkehrstote gab es auf Autobahnen und Schnellstraßen; das bedeutet einen Anteil von 9,2 Prozent an allen Verkehrstoten und einen Rückgang um 17 oder 34,7 Prozent gegenüber 2023 (49). Der Großteil der tödlichen Unfälle ereignete sich auf den ehemaligen Bundesstraßen (139 Getötete), gefolgt von Landesstraßen (105) und sonstigen Straßen (72).
247 Verkehrsteilnehmer (71,0 Prozent) kamen im Jahr 2024 im Freiland ums Leben, 101 oder 29,0 Prozent im Ortgebiet.
Unfälle mit Kindern
Vier Kinder im Alter bis 14 Jahre kamen im Straßenverkehr 2024 ums Leben, davon drei als Pkw-Insassen und ein Kind als Fußgänger. 2023 verunglückten sieben und 2022 13 Kinder tödlich. Kein Kind im Alter von sechs bis 15 Jahren kam 2024 bei einem Schulwegunfall ums Leben.
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