Überlastetes Pflegepersonal in Kärnten: Anzeige wegen "Patientengefährdung"
Der Pflegemangel ist in Österreichs Spitälern seit Jahren Realität. Wie dramatisch die Lage jedoch ist, verdeutlich nun eine Anzeige des Betriebsratschefs des Klinikums Klagenfurt, Ronald Rabitsch. Der Inhalt des Schriftstücks an die Sanitätsdirektion: „Patientengefährdende“ Arbeitsbedingungen.
Mehr als 20 Mitarbeiter einer ganzen Station im Klinikum Klagenfurt haben sich vor wenigen Tagen wegen völliger Überlastung an Rabitsch gewandt. „Es kommt alles zusammen: Kündigungen, Krankenstände, Stress. Um welche Station es sich handelt, will ich aber nicht sagen“, erklärt Rabitsch.
Krisengespräch
Montag früh kam es jedenfalls zum Krisengipfel mit der Politik, konkret der zuständigen Gesundheitsrätin, Beate Prettner (SPÖ). „Die aktuelle Situation, wie sie von einer Station am Klinikum geschildert wird, ist inakzeptabel“, befand auch die Landesrätin.
Bereits am Donnerstag soll nun der Bericht einer Projektgruppe vorgelegt werden, wie „personalverstärkende bzw. personalentlastende Maßnahmen“ getroffen werden können.
Sonderlandtag gefordert
Der FPÖ Kärnten reicht dies offenbar nicht. Noch am Montag wurde die Forderung nach einer Sondersitzung des Kärntner Landtags laut. Die Freiheitlichen würden seit Monaten darauf hinweisen, dass es im Pflegebereich, aber auch bei den niedergelassenen Ärzten und im Notarztbereich Probleme gibt: „Aber das wurde bis jetzt alles vom Tisch gewischt“, sagt FPÖ-Parteichef Erwin Angerer.
Wie es zu den „patientengefährdenden Arbeitsbedingungen“ im Klinikum Klagenfurt kommen konnte? Nicht nur Personalmangel sei der Auslöser, auch Platzmangel und organisatorische Abläufe würden laut Rabitsch dazu beitragen. „Natürlich hat Corona und die Omikronvariante alles beschleunigt, aber die Situation war bereits zuvor, wie in weiten Teilen Österreichs, für die Pflegerinnen und Pfleger sehr belastend. Hier wurde jahrelang nichts unternommen.“
Hilferuf auch aus Wien
Erst vor wenigen Wochen hatte ein ähnlicher Hilferuf von Kinder- und Jugendpsychiatern der Klinik Wien-Hietzing für Aufsehen gesorgt. „Wir können die Verantwortung für möglicherweise auftretende Behandlungsfehler und Mängel in der Patientenversorgung nicht länger tragen“, hieß es damals (der KURIER berichtete).
Als Grund wurde ärztlicher Personalmangel bei gleichzeitig „massiv erhöhtem Patientenaufkommen“, der mit den bestehenden Ressourcen nicht mehr bewältigbar sei, genannt. Corona ist meist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Laut Wiener Gesundheitsverbund waren von 30.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen per 16. Februar rund 1.200 aufgrund von Covid 19 vom Dienst freigestellt. Aus Oberösterreich heißt es hingegen, dass die Personalausfälle derzeit im „normalhohen Bereich“ liegen. Mit dem Fachkräftemangel habe man ohnedies schon vor der Pandemie gekämpft.
Ähnliches vermeldet Tirol. „Es ist fordernd, aber machbar“, sagt eine Sprecherin der Tirol Klinken zu den coronabedingten Ausfällen. In Salzburg war es vor rund zehn Tagen zu Engpässen gekommen, inzwischen habe sich die Situation leicht entspannt.
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