U-Bahn, S-Bahn oder mehr Straßenbahn? Grazer sollen mitentscheiden
Die Grazer dürfen entscheiden, in welche öffentlichen Verkehrsmittel sie in Zukunft entsteigen wollen: In S-Bahn, neue Straßenbahnen oder doch vielleicht in eine U-Bahn? Die Präferenz soll in einer Volksbefragung festgestellt werden.
Fixiert sind derzeit zwar weder Zeitpunkt noch konkrete Fragestellung, aber so viel kristallisierte sich Donnerstagabend im Gemeinderat heraus: Die Grazer Parteien sind der Idee nicht abgeneigt, die die FPÖ einbrachte. "Wenn alles auf dem Tisch liegt, Planungen, Kosten, Finanzierungsmodelle - dann muss man die Bevölkerung natürlich einbinden", heißt es aus der KPÖ, der stimmenstärksten Fraktion im Gemeinderat, die mit Elke Kahr auch die Bürgermeisterin stellt. "Das sind schließlich weitreichende Eingriffe."
Gerade die KPÖ kann bei einer Forderung nach Bürgerbefragungen schwer aus, denn: Als sie noch nicht die Bürgermeisterpartei war, forderte sie solche Einbindung der Bewohner beim Murkraftwerk in Puntigam oder der Gondel auf den Plabutsch, einem Berg im Westen der Stadt. Nur zum jetzigen Zeitpunkt sei es noch zu früh, solche Dinge abzufragen, betonte die KPÖ: Es liege noch nicht einmal der abschließende Expertenbericht vor, der mögliche Systeme bewerte, vom Ausbau der bereits bestehenden Straßenbahnnetze über die S-Bahn samt Tunnel bis hin auch zu einer U-Bahn.
Auf dem Abstellgleis
Politisch steht die U-Bahn unter der aktuellen Koalition allerdings auf dem Abstellgleis, sie war das Prestigeprojekt der ÖVP-FPÖ-Vorgänger: Ein Neubau, der mit 3,3 Milliarden Euro veranschlagt war - allerdings nur für 25 Kilometer und zwei Linien, die nur innerhalb von Graz verkehren sollten. Sollte der Expertenbericht die als "Mini Metro" bezeichnete Variante gutheißen, würde sie wohl mitabgefragt, heißt es am Freitag aus dem Rathaus. Das birgt Spannung, würden die Grazer für das Projekt stimmen.
Bürgerbefragungen über Verkehrsprojekte sind allerdings rar in Graz. Vielleicht, weil eine solche - rechtlich gar nicht bindende - Abstimmung Mitte der 1990er-Jahre ein Stückerl Straßenbahn im Grazer Bezirk St. Peter blockierte: Die Bewohner des Grätzels waren dagegen, der Ausbau der Tram kam nicht bzw. erst später, er wurde jedenfallls um viele Jahre verzögert.
Graz wächst, Öffi-Netz muss folgen
Damals ging es um knapp zwei Kilometer, heute ist wesentlich mehr nötig: Die steirische Landeshauptstadt wächst - derzeit sind rund 300.000 Wohnsitze gemeldet. Erstmals überhaupt soll der Bund in den Öffi-Ausbau in Graz investieren: Für die Ausweichroute zur Innenstadt - derzeit fahren alle Straßenbahnlinien durch das Nadelöhr Herrengasse und Hauptplatz - sowie den Ausbau der Linien 1 und 5 ist ein Bund-Land-Vertrag in Arbeit, eine sogenannte 15a-Vereinbarung. Bund, Land Steiermark und Stadt Graz würden dann die Kosten dritteln, die Graz auf sich gestellt nie tragen könnte: Allein die Innenstadtentflechtung kostet rund 38 Millionen Euro.
Die ebenfalls geplante neue Linie 8 im Westen der Stadt dürfte an die 130 Millionen Euro kosten, die Tunnelvariante für eine S-Bahn nach Züricher Vorbild ein Vielfaches davon.
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