Treffpunkt Wien: Ein edler Kaffee als kleine Belohnung

Treffpunkt Wien: Ein edler Kaffee als kleine Belohnung
Ein Getränk im Café Landtmann hat sich Elisabeth Engstler zu Studienzeiten nur in Ausnahmen gegönnt

Vorbeispaziert ist Elisabeth Engstler am Café Landtmann in ihrer Studentenzeit oft. Das war dem Job im Burgtheater, der WG hinter dem Parlament und dem Lieblings-Lernplatz im Volksgarten geschuldet. Einen Kaffee hat sie sich aber nur selten gegönnt. Nur zur Belohnung.

Das ist zwar eine Zeit lang her, das feierliche Gefühl ist aber geblieben. „Deshalb war auch mein erster Weg, als ich nach der Geburt meiner Tochter aus dem Spital gekommen bin, hierher“, erinnert sich die Fernsehmoderatorin und Sängerin, als sie den KURIER in dem Ringstraßencafé trifft.

Vor 42 Jahren wurde das Traditionskaffeehaus von Anita Querfeld übernommen. Damit war die Unternehmerin nicht nur Quereinsteigerin, sondern auch Gegen-den-Strom-Schwimmerin. Denn in den späten 1970er Jahre grassierte in Wien das Kaffeehaussterben. „Manche Taxifahrer wussten anfangs nicht einmal, dass es das Lokal noch gab“, erzählte Anita Querfeld beim 40-jährigen Jubiläum vor zwei Jahren.

Heute ist das anders. Die Familie führt sieben Cafés. Das Landtmann mit der Holzvertäfelung, den dunkelrot gepolsterten Sitzen und dem großen Garten, ist Anziehungspunkt für Geschäftsleute wie Touristen, Ort zum Energieaufladen und Raum für Pressekonferenzen.

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Freund Zufall

Apropos Presse. Zum ORF kam Elisabeth zufällig. Überhaupt, ergänzt sie nach einem Schluck Melange, habe es in ihrer Karriere viele Fügungen gegeben.

In einem Tonstudio, in dem sie während ihrer Zeit als Medizinstudentin jobbte, wurde sie eines Tages auf ihre Stimme angesprochen. „Ich habe eine Demo-Kassette gemacht – und dann stellte sich heraus, das die für den Song Contest war.“ Als Duo Mess mit Michael Scheickl erreichte sie den neunten Platz und entschied, das Medizin- um ein Musikstudium zu erweitern.

Während des Musicals „Valerie“, in dem sie Jahre später die Hauptrolle spielte, saß ausgerechnet eine ORF-Mitarbeiterin im Publikum. Die Probesendung, die sie ihr ermöglichte, war ihr Ticket in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Auch ihr Engagement in „I am from Austria“ bekam sie, weil der Castingchef einen ihrer -Auftritte im Sommertheater-Stück „Kalender Girls“ sah und sie anschließend zu den Auditions einlud.

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So etwas wie Lampenfieber kannte sie übrigens nie. „Ich hab als Kind in unserer Arztordination geholfen und heftige Sachen erlebt. Je wilder es war, desto ruhiger wurde ich. Wie im Auge des Zyklons. Dort ist es ja auch still.“

Schlechte Prophetin

Alles andere als still geht es nach den Vorstellungen von „I am from Austria“ zu. Schon ab dem ersten Schlussapplaus würden das ganze Publikum stehen. Im Herbst geht das Stück in die zweite Verlängerung. Ob sie gedacht hat, dass es so gut ankommen wird? „Gar nicht“, sagt sie und lacht. „Ich bin aber auch eine schlechte Prophetin. Ich mach jedes Jahr eine Song-Contest-Party. Wir raten auch immer und liegen jedes Mal so was von daneben.“

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Den Vorwurf eines seichten Musicals, kann Engstler aber nicht nachvollziehen. „Die Liebesgeschichte zwischen meinem Bühnen-Ehemann (Andreas Steppan, Anm.) und mir zeigt die Probleme eines Paares, das einmal cool war und dann in Alltag und Arbeit auseinandergedriftet ist. Das finde ich nicht seicht, sondern sehr real.“ Und außerdem: Die Leute würden jeden Abend energiegeladen aus dem Raimund Theater geben. „Wo gibt’s das sonst?“

In drei Wochen wird Engstler am Donauinselfest mit Kollegen Lieder aus dem Musical vorführen. Auf der Schlager- und Swing-Bühne, die Engstler seit vielen Jahren moderiert. Denn ob Job oder Kaffee – wenn sie etwas gefunden hat, das ihr gefällt, kommt sie wieder.

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