Tiroler Start-up entwickelt Tinder für den Kleiderschrank

Tiroler Start-up entwickelt Tinder für den Kleiderschrank
Im Kampf gegen "Fast Fashion" setzt die Tauschbörse „Uptraded“ auf ähnliche Funktionen wie die bekannte Dating-App.

Kleidertausch – allein der Name löst häufig Erinnerungen an verstaubte Flohmärkte und eine unzeitgemäße Garderobe aus. Damit das nicht so bleibt, weht von Tirol her ein frischer Wind. Das Start-up „Uptraded“ hat eine digitale Tauschbörse für Kleidung entwickelt. „Ein Tinder für den Kleiderschrank“ nennt es Gründerin Anna Greil.

Secondhand als Lösung?

Allein in Österreich landen jährlich rund 221.800 Tonnen Textilien im Müll, wie eine Studie des Klimaschutzministeriums zeigt. Gleichzeitig ist die Menge der in der EU pro Person gekauften Kleidungsstücke innerhalb weniger Jahre um 40 Prozent gestiegen. Mehr neu gekaufte Kleidung bedeutet eben auch mehr Müll. Und 97 Prozent der Textilabfälle sind nicht etwa Produktionsabfälle, sondern stammen von Einzelpersonen, aus Haushalten oder von Betrieben.

„Ich war selbst lange Zeit Teil des Problems. Es ist mir immer schon komisch vorgekommen, dass man ein Kleidungsstück um fünf Euro kaufen kann. Dass die Modeindustrie aber so viel Müll produziert, war mir lange nicht bewusst“, sagt Greil.

Seit Anfang 2020 arbeitet sie nun gemeinsam mit vier weiteren Teammitgliedern an „Uptraded“, einer digitalen Tauschbörse für Secondhandkleidung. Geboren worden sei die Idee in Portugal, wo ihr Studienkollege Bruno Huber ein Auslandssemester absolvierte. „Zurück in Innsbruck hat er mir davon erzählt und wir haben sofort zu arbeiten begonnen“, so Anna Greil.

"Fit" für den Tausch

Nach mehreren Probeläufen ist die Desktop-App in Betrieb gegangen. Die App für das Handy soll voraussichtlich im Mai folgen. Das Konzept dahinter sei ganz einfach, meint Greil. „Es funktioniert wie die Dating-App.“ Nach der Anmeldung könne man Bilder der eigenen Kleidung auf die Plattform hochladen und die Kleiderschränke anderer durchforsten. Mit einem Rechts-Swipe drücke man Gefallen, mit einem Links-Swipe hingegen Missfallen an einem Kleidungsstück aus.

Wenn zwei Benutzer ihre Kleidung gegenseitig mögen, gibt es ein sogenanntes „Fit“. „Den Benutzern wird dann die Möglichkeit zum Chatten geboten und ein unverbindlicher Tauschvorschlag unterbreitet.“ 2.300 Benutzer hätten bisher bereits 900 Kleidungsstücke über „Uptraded“ getauscht, so Greil.

Marken-Tauschseiten

Aktuell könne man nur Kleidung gegen Kleidung tauschen. Auch das soll sich in Zukunft ändern. Dann soll Mode auch gegen andere Waren oder Geld getauscht werden können.

Apropos Geld: Die Finanzierung der App soll hauptsächlich über Firmenkunden abgewickelt werden. „Gegen Bezahlung bekommen Modeunternehmen einen separaten Tausch-Raum, wo Benutzer dann nur die Kleidung dieser Marke tauschen.“ Das System sei bereits mit 35 Universitäts-Tausch-Räumen getestet worden und habe sich bewährt. Interessierte Unternehmen gebe es bereits.

Kreislauf-Kleiderschrank

Das Ziel von „Uptraded“ sei eben, Kleidung neu zu denken. „Am besten in einem Kreislauf“, sagt Greil. Jeder soll seinen Kleiderschrank so oft er möchte austauschen können, ohne dass Geldbörse und Umwelt darunter leiden müssen. 

Tiroler Start-up entwickelt Tinder für den Kleiderschrank

Die Tiroler Anna Greil, Bruno Huber, Thomas Moser, Tobias Laufersweiler und Michael Mösl haben gemeinsam „Uptraded“, eine digitale Tauschbörse für Kleidung, entwickelt.

Bisher ist es nämlich so, dass nur zehn Prozent der gesammelten Textilien für den Secondhand-Bedarf genutzt werden. Weitere sechs Prozent werden recycelt.  Der Rest landet auf Deponien oder wird verbrannt.

Größter Kleiderschrank

Das soll sich ändern. „Ich habe, seit ich mich mit ,Uptraded’ beschäftige, keine neue Kleidung mehr gekauft. Bei Secondhand gibt es nämlich nur Vorteile.“ Es sei günstiger, habe meist gute Qualität und erzähle nebenbei auch noch eine Geschichte.

Man wolle deshalb so viele Menschen wie möglich für „Uptraded“ begeistern. Damit „wir den größten Kleiderschrank der Welt erschaffen, an dem sich jeder bedienen kann“, sagt Anna Greil.

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