Hofer blitzt mit Nazi-Sager-Klage gegen Tirols SP-Chef ab

Interview mit dem Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer am 03.05.2016 in Wien.
Der Tiroler SPÖ-Chef Ingo Mayr nannte Norbert Hofer sinngemäß einen "Nazi". Für seine geäußerte Meinung gebe es jedoch ein Faktengerüst, eine Grundlage und ein "Tatsachensubstrat", begründet die Richterin den Freispruch.

Für den Tiroler SPÖ-Chef Ingo Mayr hat Freitagnachmittag der Prozess wegen Beleidigung am Innsbrucker Landesgericht mit einem Freispruch geendet. Weil er in zwei Kommentaren auf seiner Facebook-Seite FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer sinngemäß als "Nazi" bezeichnet hatte, strengte dieser eine Privatanklage an. Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig.

Der Vertreter von Norbert Hofer, Hubertus Weben, meldete umgehend volle Berufung an. Die Richterin begründete den Freispruch mit dem Grundsatz der Meinungsfreiheit: "Die Meinungsfreiheit ist kein schrankenloses Recht, sie darf aber nur unter gewissen Umständen eingeschränkt werden." Für die von Mayr geäußerte Meinung gebe es ein Faktengerüst, eine Grundlage und ein "Tatsachensubstrat", da sich die FPÖ, für die Hofer antritt, "nicht nur nicht von rechtsextremen Gruppierungen" distanziere, sondern auch den Kontakt zu diesen suche.

Hofer blitzt mit Nazi-Sager-Klage gegen Tirols SP-Chef ab
ABD0084_20160729 - INNSBRUCK - ÖSTERREICH: ZU APA0392 VOM 29.7.2016 - Der Tiroler SPÖ-Chef Ingo Mayr (r.) und Rechtsanwalt Martin Leys (l.) am Freitag, 29. Juli 2016, vor Beginn des Prozesses wegen eines "Nazi"-Sagers am Landesgericht Innsbruck. - FOTO: APA/ZEITUNGSFOTO.AT

"Sehr dicht und sehr fundiert"

"Sie haben zum Ausdruck gebracht, was Sie glauben", meinte die Richterin in Richtung des Tiroler SPÖ-Chefs. Den Vorwurf der Beleidigung finde sie "weit hergeholt". Das Tatsachensubstrat für Mayrs geäußerte Meinung sei "sehr dicht und sehr fundiert" vorhanden, da auch Hofer selbst einer rechtsextremen Zeitschrift ein Interview gegeben habe, fügte die Richterin hinzu.

Mayr selbst hatte sich zu Prozessbeginn nicht schuldig bekannt. Die Äußerungen würden zwar von ihm stammen, aber es sei für ihn ein sehr bewegender Abend mit vielen schwierigen Gesprächen und eine Frustsituation gewesen. Der Tiroler SPÖ-Chef entschuldigte sich vor Gericht erneut bei Hofer. "Es war nie meine Absicht ihn zu diffamieren, zu beleidigen oder zu verspotten", so Mayr. Trotzdem führte er vor Gericht ins Treffen, dass sich der FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat gerne mit einer blauen Kornblume "schmücke", die als Nazisymbol bekannt sei. "Norbert Hofer ist kein Nazi", betonte Mayr aber auch auf Nachfrage durch Hofers Anwalt.

Mayr entschuldigte für Kommentar

Den Zivilprozess in selber Sache hatte Mayr Anfang Juni verloren. Mayr müsse "die wörtliche und/oder sinngleiche Behauptung", der FPÖ-Politiker sei ein "Nazi" unterlassen, lautete das Urteil.

Auf einen Kommentar eines Users, der Mayr zur Hofer-Wahl bewegen wollte, hatte dieser am Tag des ersten Wahldurchgangs geschrieben: "Damit kann ich nicht dienen. Auch für mich gilt Meinungs- und Wahlfreiheit. Und Nazis unterstütze ich nicht." Am nächsten Tag folgte - nach mehreren kritischen Wortmeldungen anderer Facebook-Nutzer - ein weiterer Kommentar Mayrs, in dem er unter anderem meinte: "Ich hab' nicht gesagt, dass ein Drittel der Österreicher Nazis sind. Ich glaube nur, dass sie einen Nazi gewählt haben und ich weiß, dass ich das nicht machen werde..."

Zwei Tage später hatte sich Mayr für den "Nazi"-Sager entschuldigt. "Die Meldung war unpassend", hatte Tirols SPÖ-Chef mitgeteilt: "Ich entschuldige mich bei Norbert Hofer und allen, die sich durch meine Aussage angegriffen gefühlt haben."

Kommentare