Tiroler Gletscherehe: Verfahren gerät erneut in Verzug

Am Pitztaler Gletscher wurde heuer bereits gebaut. Ein illegal gesprengter Berggrat musste rekonstruiert werden.
Eine UVP-Verhandlung findet vermutlich erst im Dezember statt. Noch fehlen Landesgutachten.

Mehr als drei Jahre ist es nun schon her, dass die Pitztaler und Ötztaler Gletscherbahnen ihre Pläne für einen Zusammenschluss ihrer Skigebiete vorgestellt haben. Die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durch das Land Tirol konnte jedoch erst im heurigen Mai starten.

Anfänglich zeigten sich die Projektwerber noch zuversichtlich, dass es „zu keinen Verzögerung“ kommen wird. Und noch im Sommer 2017 rechnete Hans Rubatscher, Chef der Pitztaler Gletscherbahnen, damit, dass es noch vor den Landtagswahlen im Frühjahr 2018 einen Bescheid geben würde.

Tiroler Gletscherehe: Verfahren gerät erneut in Verzug

Ein unberührter Gletscher soll verbaut werden

Dass dieser Bescheid bis heute nicht vorliegt, haben sich die Unternehmer in erster Linie selbst zuzuschreiben. Drei Mal erhielten sie vom Land einen Verbesserungsauftrag, weil die eingereichten Unterlagen nicht ausreichten.

So fehlte etwa ein Gutachten zu den Auswirkungen des Vorhabens auf den Verkehr. Der ist im Winter im Tiroler Oberland und den beiden Tourismustälern massiv. Die Bahnbetreiber wollen noch mehr Gäste anziehen, indem sie das größte Gletscher-Skigebiet Europas schaffen.

64 Hektar Pisten

Dafür sollen 64 Hektar neuer Pisten auf bisher unberührter Eislandschaft gebaut und drei neue Seilbahnen errichtet werden. An den dafür notwendigen Eingriffen gibt es, wie mehrfach berichtet, enorme Kritik von Naturschutzorganisationen.

Laut Fahrplan hätte es eigentlich im Oktober die UVP-Verhandlung geben sollen. Doch das wird sich nun nicht mehr ausgehen, wie dem KURIER von Landesseite bestätigt wird. Denn dazu hätte bereis im September das Umweltverträglichkeitsgutachten (UVGA) des Landes aufgelegt werden müssen.

Zwei Gutachten fehlen noch

Und das ist noch nicht fertig. „Es fehlen noch zwei amtliche Gutachten“, heißt es auf Anfrage. Die mündliche Verhandlung soll aber noch in diesem Jahr beginnen, wird versichert.

Das Projekt war von Anfang an auch ein politischer Zankapfel – vor allem für die schwarz-grünen Regierungspartner. Die Grünen mussten die Ehe der Gletscher im aktuellen Koalitionspapier außer Streit stellen. Die „Allianz der Seele der Alpen“ aus Alpenverein, Naturfreunden und WWF hat bei Tirols Parteien die derzeitigen Haltungen zu dem Projekt abgefragt.

ÖVP und FPÖ sprechen sich für den Zusammenschluss aus. Die Liste Fritz ist dagegen und ortet „einen Totalumfaller der Grünen“. Die lehnen das Projekt zwar ab, setzen ihre Hoffnungen aber in die Initiativen, die sich als Gegner positioniert haben.

Bei SPÖ und Neos blieben die Parteichefs Antworten schuldig, die Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl wollten sich laut der Befragung noch nicht auf eine Entscheidung festlegen.

Die Pitztaler Gletscherbahnen hatten unabhängig von ihrem Projekt zuletzt mehrfach für Negativschlagzeilen gesorgt, weil sie bei illegalen Bauarbeiten einen Berggrat abgesprengt haben. Der wurde inzwischen gemäß Behördenauflage wieder aufgebaut.

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