Tiroler Gletscherehe liegt auf Eis

Unterhalb der Braunschweigerhütte sollen Lifte und Gletscherpisten entstehen
Der Bescheid für den Zusammenschluss zwischen dem Pitztaler und dem Ötztaler Gletscher verzögert sich.

7500 Seiten an Unterlagen und 600 Pläne haben die Bosse der Bergbahnen zweier Täler vor etwas mehr als einem Jahr bei den Behörden eingereicht. Hans Rubatscher möchte seine Lifte am Pitztaler Gletscher mit dem Gletscherskigebiet der Bergbahnen Sölden von Jack Falkner verbinden. Letzterer hoffte bei der Präsentation des Vorhabens im vergangenen Sommer darauf, dass es zu "keiner Verzögerung" kommt.

Doch genau die ist nun eingetreten. Denn nach dem Fahrplan der Unternehmer sollte die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) inzwischen eigentlich schon in eine mündliche Verhandlung gemündet sein. "Das Verfahren dauert länger, als vorgesehen. Wir müssen noch Unterlagen nachliefern. Die UVP ist umfangreicher, als gedacht", sagt Rubatscher.

Studie zu Verkehr

Die Behörde vermisste in den Einreichunterlagen mögliche eine Studie zu Verkehrsauswirkungen auf den Fernpass. Die Strecke gilt als notorisch überbelastet. Urlauber aus Deutschland stehen hier auf dem Weg Richtung Tiroler Oberland, von wo es ins Pitz- und ins Ötztal geht, regelmäßig im Stau.

Das Projekt ist freilich darauf ausgerichtet, noch mehr Skigäste anzuziehen. Langfristig rechnen die Unternehmer mit einer Steigerung des Umsatzes von 15 Prozent. Sie könnten mit dem größten Gletscherskigebiet Österreichs werben.

Besonders groß sind die Erwartungen in das Vorhaben bei Rubatscher. Der erhofft sich Impulse für das "strukturschwache" Pitztal, das mit stagnierenden Nächtigungszahlen und Abwanderung zu kämpfen habe. Sein Unternehmen trägt daher auch 90 Prozent der Investitionen von insgesamt 120 Millionen Euro.

Gegner des Projekts machen aber bereits mobil. Erst vergangene Woche hat der Deutsche Alpenverein ( DAV), der im betroffenen Gebiet die Braunschweigerhütte betreibt, Journalisten auf eine Wanderung zu den Gletschern mitgenommen. Der DAV ortet wie auch andere Naturschützer keinen Zusammenschluss, sondern "die größte Neuerschließung von bisher naturbelassener alpiner Landschaft der letzten Jahrzehnte".

Eingriffe in Gletschergebiete gelten als besonders sensibel. Nicht von ungefähr wurde 2013 das damals noch nicht eingereichte Projekt im Koalitionsabkommen zwischen ÖVP und Grünen behandelt. Man einigte sich darauf, das Vorhaben "bei Vorliegen rechtskräftiger Genehmigungen umzusetzen". Aber unter der Voraussetzung, dass der Gletscher maximal mit Liften überspannt werden darf.

Tiroler Gletscherehe liegt auf Eis
Geplanter Zusammenschluss der Skigebiete des Ötztaler und des Pitztaler Gletschers: Projektgebiet Totale Rendering (Links in Rot Schigebietsgrenzen Ötztal, rechts in Rot Schigebietsgrenzen Pitztal, in Blau Erweiterungsgebiet): Credit “Ötztaler Gletscherbahn/Wyhlidal“
Rubatscher und Falkner stellten hingegen von Anfang an klar, dass sie auch 64 Hektar neue Pisten erschließen wollen. 95 Prozent davon sollen ohne Baumaßnahmen auf Gletschermasse entstehen. Außerdem ist ein Skitunnel zwischen Ötztaler und Pitztaler Seite angepeilt.

Die Pläne sehen Pisten auf beiden Seiten des Linken Fernerkogels vor, die unterhalb der Braunschweigerhütte in einem Liftzentrum münden. Von hier soll die Brücke mit einer Seilbahn über den Mittelbergferner ins Pitztaler Gletscherskigebiet geschlagen werden. In die andere Richtung soll eine Seilbahnverbindung über den Linken Fernerkogel auf die Ötztaler Seite führen.

Wahlkampf-Thema

Rubatscher ist zuversichtlich, eine Genehmigung zu erhalten: "Sonst hätten wir das nicht gemacht. Mit einem Bescheid rechne ich erst für 2018, aber noch vor den Landtagswahlen." Die Wahlen sind für den 25. Februar angesetzt. Das Projekt – von der ÖVP unterstützt und von den Grünen abgelehnt – könnte also zum Wahlkampf-Thema werden. Es taugt auch als Hemmschuh für eine Neuauflage der Koalition.

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